Ebersberg:Kinder gesucht

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Zwei Spielgruppen beklagen sinkende Teilnehmerzahlen. Ist der Krippenausbau schuld?

Von Nina Kugler, Ebersberg

Zwei von drei Spielgruppen für Kleinkinder aus der Kreisstadt ringen um ihre Existenz. "Seit die Kinderbetreuung so gut ausgebaut wurde, haben wir Angst um unser Fortbestehen", sagt Monika Zieglmeier von der Ebersberger Waldspielgruppe. Seit sechs Jahren betreut sie in der Regel je zwei Gruppen mit insgesamt 15 Kindern ab zwei Jahren. Seitdem 2013 der gesetzliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr eingeführt wurde, schrumpfen ihre Spielgruppen zusehends. "Für die neue Gruppe im Herbst haben sich bis heute nur fünf angemeldet" erzählt die Waldpädagogin. Neben dem Ausbau von Krippen und Kindergärten führt Zieglmeier organisatorische Gründe an, die den Rückgang erklären könnten. "Viele Eltern haben keine Zeit, ihre Kinder in den Wald zu bringen und abends dann noch die Matsch-Sachen zu waschen". Zudem betreut sie lediglich an zwei Tagen in der Woche die Kinder: "Eltern, die jeden Tag arbeiten gehen, brauchen natürlich eine tägliche Kinderbetreuung".

Ähnlich sieht es Elvira Weißmann-Polte, die seit 25 Jahren die Krümelkiste in Oberndorf leitet. "Das Krippenangebot für arbeitende Eltern ist mittlerweile sehr gut. Und das freut mich auch. Aber die tägliche Kinderbetreuung ist nicht das Konzept der Krümelkiste". Weißmann-Polte betreut zweimal wöchentlich Kinder in ihrer Spielgruppe. Momentan sind für die neue Gruppe im Herbst aber von 24 Plätzen nur elf belegt. "Wir bangen jedes Jahr um das Zustandekommen unserer Gruppen" sagt sie.

Ein Problem, das die dritte Ebersberger Spielgruppe nicht hat. Zwar hat der Mini-Club noch keine Teilnehmerliste für Herbst erstellt, aber "es gibt mehr Kinder denn je, die bei uns mitmachen sollen" erzählt die Leiterin Renate Krug. Weshalb die beiden anderen Spielgruppen einen geringeren Zulauf haben, kann sie sich nicht so recht erklären. "Ganz sicher liegt das Problem aber nicht an der pädagogischen Arbeit meiner Kolleginnen", ist sich die gelernte Erzieherin sicher. "Wir liegen im Stadtzentrum, die beiden anderen etwas außerhalb. Vielleicht ist das für manche Eltern zu weit" gibt Krug zu bedenken.

Und auch im übrigen Landkreis scheinen die verschiedenen Spielgruppen keine Schwierigkeiten mit ihrem Nachwuchs zu haben. Unter lautem Kindergeschrei im Hintergrund bestätigt Susanne Werrlein vom Baldhamer Familienzentrum Purzelbaum, dass ihre Spielgruppen voll seien. Im Gegenteil: Interessierte müssen sich dort auf eine lange Warteliste einstellen. "Insgesamt herrscht in Vaterstetten, Baldham und Zorneding ein großer Bedarf. Aber das liegt auch sicher daran, dass in unsere Gemeinden immer mehr Menschen zuziehen. Ebersberg liegt doch recht weit draußen". Das Gleiche kann man auch bei der integrativen Spielgruppe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Vaterstetten bestätigen, die Nachfrage bei ihnen ist ebenfalls sehr groß. Die Awo betreut gemeinsam Behinderte und nichtbehinderte Kinder in ihrer Spielgruppe.

Ebenfalls zufrieden ist Michael Gnatz, der die Poinger Waldspielgruppe Wurzelkinder leitet. "Wir haben genügend Zulauf" bestätigt er. Seine Spielgruppe läuft parallel zum Kindergarten, sodass sie auch als "Werbung für den normalen Betrieb" zu verstehen ist, so Gnatz.

Florian Robida, stellvertretender Leiter des Kreisjugendamts in Ebersberg, spricht zwar davon, dass der Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten in den letzten Jahren "ganz massiv gesteigert" worden sei. Dennoch kann er keinen Trend erkennen, dass insgesamt Spielgruppen im Landkreis weniger stark besucht seien. Der Hauptausbau der Krippenplätze fand zwischen 2008 und 2012 statt. In dieser Zeit wurden über 500 Plätze neu geschaffen. Seit 2012 wurden nochmals rund 150 neue Plätze errichtet. Eine Erklärung für die sinkenden Zahlen in den beiden Ebersberger Spielgruppen hat Robida nicht.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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