Ebersberg:In der Pipeline

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Ebersberg vertagt Entscheidung über Nahwärmenetz im Norden

In der Sache gut, aber zu früh: Das war die überwiegende Einschätzung im Technischen Ausschuss eines Antrags der Grünen. Diese hatten angeregt, die Stadt solle die Wirtschaftlichkeit eines Nahwärmenetzes im Nordwesten der Kreisstadt untersuchen und gegebenenfalls die Energiegenossenschaften REGE oder BEG mit der Umsetzung beauftragen. Grund ist der schlechte Zustand der Heizung im evangelischen Pfarrhaus. Eine dort bald nötige neue Anlage könne das Herzstück des neuen Nahwärmenetzes werden, so die Grünen. Für die Wärme könne es genügend Abnehmer geben, sagte Stadtrat Philipp Goldner. Laut aktuellem Energienutzungsplan gibt es besonders im Bereich Böhmerwaldstraße einen hohen Heizbedarf.

"Wir wollen das schon machen", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), "aber nicht, bevor das andere fertig ist". Dieses "Andere" ist ein vor vier Jahren beschlossenes Nahwärmenetz im Umfeld der Grund- und Mittelschule in der Floßmann- und Baldestraße. Anfang 2011 votierten die Stadträte dafür, bei der Generalsanierung der Schule ein Blockheizkraftwerk einzubauen. Es soll die zwei Schulhäuser und weitere öffentliche Gebäude in der Umgebung - etwa den Kindergarten Sankt Sebastian und das Feuerwehrhaus, vielleicht sogar Altes Kino und Rathaus - beheizen. Den ersten Schritt habe man getan, sagte Klimaschutzmanager Christian Siebel, "die Schulen sind vernetzt und die Anlage hat noch Kapazitäten". Nun gelte es, einen Betreiber zu finden. Die Stadt habe bereits Vorgespräche mit den Energiegenossenschaften REGE und BEG geführt. Bisher sei aber nicht klar, wie das Netz aussehen werde, so Siebel. Dies hänge vor allem von der Kapazität der Anlage und dem Wärmebedarf der anzuschließenden Gebäude ab. "Wir sind gerade dabei, die Daten zusammenzutragen, welche Großabnehmer infrage kommen." Danach entscheide sich, ob auch Privathäuser angeschlossen werden können.

Rund um die evangelische Kirche seien Privatanschlüsse an ein Nahwärmenetz eher unwahrscheinlich, so Siebel im Ausschuss. Laut dem Gutachten eines Fachbüros für das Ebersberger Klimaschutzkonzept sei die Gegend im Nordwesten der Stadt eher nicht für Nahwärme geeignet. Die Experten hatten für diesen Stadtteil wegen zahlreicher Richtung Süden geneigten freien Dächer die Nutzung von Solarthermie empfohlen. Ebenfalls gegen die Nahwärme in diesem Stadtteil spreche die geringe Anzahl an Großabnehmern. Auf keinen Fall sei es möglich, eine Wirtschaftlichkeitsstudie für die Nahwärme "so zügig wie möglich" umzusetzen - so hatten es die Grünen in dem Antrag formuliert -, denn dafür fehlten Vergleichsdaten und dazu bräuchte es die Erfahrungen aus dem geplanten Wärmenetz in der Floßmann- und Baldestraße. "Bevor wir das nächste in Angriff nehmen, hätten wir gerne das erste in trockenen Tüchern", so Brilmayer.

Um herauszufinden, wann es soweit ist, regte Hans Mühlfenzl (SPD) an, dass dem Ausschuss in genau einem Jahr einen Zwischenbericht zum Nahwärmenetz an den Schulen vorgelegt wird. Dies werde man tun, sicherte Brilmayer zu. "Das ist ein gutes Ergebnis", befand Goldner, "dann kann ich den Antrag zurückziehen."

© SZ vom 24.09.2015 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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