Ebersberg:Improvisieren auf der Baustelle

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Seit Jahren hat die Psychosomatik an der Kreisklinik mit Platzproblemen zu kämpfen. Während der anstehenden Sanierung muss sich die Abteilung in zwei Gebäude aufteilen. Chefarzt Claus Krüger ist besorgt um die Wettbewerbsfähigkeit

Von Anja Blum, Ebersberg

Von außen besehen ist es durchaus beeindruckend, was die Kreisklinik so alles unternimmt, um ihre Gebäude auf Vordermann zu bringen. Vor allem der jüngste Coup: Um nicht bei laufendem Betrieb sanieren zu müssen, wurde auf dem Vorplatz ein neues, fünfstöckiges Bettenhaus aus dem Boden gestampft - ein Modulbau bestehend aus mehr als 50 Containern. Aus der Innenperspektive jedoch stellt sich die Sache ein bisschen komplizierter dar. Alle Mitarbeiter müssen seit Jahren sehr flexibel sein, sich immer wieder auf neue bauliche Gegebenheiten einstellen. Dort, wo man gestern noch über eine Treppe ins nächste Stockwerk gelangte, kann heute schon eine Bretterwand den Weg versperren. Dort, wo gestern noch die Ärzte am Schreibtisch saßen, sind heute vielleicht schon die Bauarbeiter zu Gange.

Besonders betroffen von den Folgen des aktuellen Bauabschnitts ist die Psychosomatik, eine Abteilung, die ohnehin seit langem mit Platzproblemen zu kämpfen hat. "Wir wachsen seit Jahren und sind deswegen immer wieder auf Beutezug im ganzen Haus gegangen", sagt Chefarzt Claus Krüger. Bei ihrer Entstehung im Jahr 2007 bot die Psychosomatik an der Kreisklinik 18 stationäre Plätze, heute sind es 24 stationäre und 15 ambulante im Bereich der sogenannten Tagesklinik. Und es ist noch Luft nach oben: "Wir sind fast immer zu hundert Prozent belegt", sagt Krüger nicht ohne Stolz. "Der Bedarf an psychosomatischer Therapie ist enorm." Die Folge ist, dass seine Abteilung mittlerweile auf vier Stockwerke der Klinik verteilt ist und alle räumlichen Potenziale kreativ zu nutzen weiß. Aus der ehemaligen Waschküche im Untergeschoss etwa wurden ein Seminarraum und eine Werkstatt für die Kunsttherapie, jede noch so kleine Nische im Gang bietet eine Sitzgelegenheit.

Die Psychosomatik-Abteilung von Claus Krüger wächst seit Jahren. (Foto: Christian Endt)

Nun ist es aber so, dass in dem neuen Modulbau, mit dem die etwa zweijährige Umbauphase überbrückt wird, nur der stationäre Bereich der Psychosomatik, also Betten und Pflege, Platz finden werden. Alles andere, die Seminar- und Therapieräume, die Büros, Aufenthalts- und Besprechungszimmer, muss in den sogenannten Personalbau 1 umziehen, das älteste Haus auf dem Klinikgelände. In den seit geraumer Zeit leer stehenden Räumen aber deutet derzeit noch nichts darauf hin, dass sich hier von Februar an Patienten wohl fühlen sollen. Gerümpel steht herum, die Böden müssen erneuert werden, die Wände sind in schlechtem Zustand, Türen und Fenster sehr alt. Immerhin: Das dreistöckige Gebäude bietet genug Platz für alle Bereiche der psychosomatischen Abteilung. Das sieht auch Krüger so, und doch ist er beunruhigt: "Es ist noch sehr viel zu tun - und die Zeit drängt", sagt der Chefarzt. Außerdem treibt ihn die Sorge um, dass das neue Domizil die Bedürfnisse seiner Abteilung und ihrer Patienten nicht erfüllen könnte. "Die Kliniken in München haben viel in ihre Räume investiert - da müssen wir wettbewerbsfähig bleiben." Selbst wenn diese Unterbringung nur eine Interimslösung sei. Denn: "Um wirtschaftlich zu sein, brauchen wir eine gewisse Auslastung. Ist diese nicht mehr gegeben, dann müssen wir Personal abbauen", so Krüger. Das jedoch gelte es zu verhindern.

Als "verständlich, aber in der Sache unbegründet" bezeichnet Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik, Krügers Sorgen. "Die Psychosomatik bekommt einen guten neuen Platz", verspricht er, "und wir nehmen dafür auch richtig etwas in die Hand": In die Sanierung des Personalbaus 1 werde man einen großen fünf-, wenn nicht gar einen kleinen sechsstelligen Betrag investieren. Schließlich ist Huber voll des Lobes für die Psychosomatik: Sie sei fachlich eine große Bereicherung für die Klinik und könne eine überdurchschnittliche Patientenzufriedenheit vorweisen. Auch bescheinigt der Geschäftsführer der Abteilung Krügers großes Wachstumspotenzial - weswegen er für sie langfristig eine komfortable Lösung im Sinne hat. "Es bringt nichts, wenn wir alles noch mehr zusammenquetschen", sagt er.

Deswegen sei geplant, in der von-Scala-Straße einen Neubau zu errichten, in dem von 20019 an die Krankenpflegeschule und die komplette Psychosomatik unterkommen sollen. Dieses Projekt sei zwar nicht bis ins letzte Detail mit den Behörden abgestimmt, "aber die Finanzplanung steht und ich bin zuversichtlich", so der Geschäftsführer. Das wird auch Krüger gerne hören, der von einer Erweiterung seiner Abteilung träumt. "50 bis 60 Plätze insgesamt, das wäre ideal", sagt er. Denn bei noch mehr Patienten sei es sehr schwer, diesen eine wirklich individuelle psychosomatische Behandlung zu bieten.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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