Ebersberg:Im Einsatz für die Sicherheit

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Doris Rauscher (Mitte) und Polizeihauptmeister Bernhard Schweida (links) freuen sich über die Verstärkung im Team. (Foto: privat)

Schulweghelfer und Schülerlotsen helfen Kindern, gefährliche Straßen zu überqueren - doch nicht überall gelingt es, Freiwillige für diese Aufgabe zu finden. In Ebersberg verstärken Asylsuchende das Team

Von Florentine Kary

Ebersberg - Silke Schiegl weiß genau, wo sie sein wird, wenn an diesem Dienstag die Schule wieder losgeht: Mit Kelle und leuchtender Warnweste wird sie dann auf der Kirchenstraße in Grafing stehen und den Grundschülern den sicheren Weg über die Straße zeigen. Schiegl ist eine von 26 ehrenamtlichen Schulweghelfern in Grafing, die bei Wind und Wetter ihren Dienst versehen. Seit sie vor vier Jahren die Aufgabe der Koordination der Schülerlotsen und Schulweghelfer übernommen hat, ist die ehemalige Lehrerin auch selbst fast jeden Tag im Einsatz.

Laut der deutschen Verkehrswacht sind insgesamt rund 50 000 Schülerlotsen und Schulweghelfer deutschlandweit im Einsatz, in Bayern sind es um die 20 000. Die meisten von ihnen sind freiwillige Helfer oder Eltern von Kindern, die selbst in die Schule gehen. Neben erwachsenen Schulweghelfern sind auch jugendliche Schülerlotsen im Einsatz.

In Grafing übernehmen neben Eltern und Großeltern auch Schüler der Mittelschule die Aufgabe als Lotsen. Die Kelle gehört ebenso zur Uniform wie die leuchtende Warnweste, das hat neben dem Effekt der Sicherheit auch versicherungstechnische Gründe. In Grafing gibt es insgesamt fünf Übergänge, bei denen Geleit angeboten wird. Je nach Entfernung zur Schule müssen die Lotsen schon bis zu 40 Minuten vor Schulbeginn bei den Übergängen sein. Die Arbeit ist zwar freiwillig, trotzdem muss jeder der Lotsen einen Kurs zum Thema Verkehrssicherheit besuchen. Polizeihauptmeister und Verkehrserzieher Bernhard Schweida hält diese Kurse, er geht auch in Schulen, um für das Amt der Schülerlotsen zu werben. "Alle Gemeinden sind eigentlich ganz gut aufgestellt, bloß Steinhöring ist ein bisschen mein Sorgenkind", bemängelt Schweida, "wir haben dort eine sehr große Bundesstraße und keinen einzigen Schulweghelfer." Mit Plakaten und Werbeaktionen will er das ändern.

Einer der Gründe für das Problem in Steinhöring ist die Tatsache, dass die dortige Hauptschule geschlossen wurde und somit Jugendliche fehlen, die als Schülerlotsen eingesetzt werden könnten. Dabei werden Helfer gerade in Steinhöring sehr benötigt: Quer durch das Gemeindegebiet verläuft die stark befahrene B 304. "Wir werben immer wieder für die Schulweghelfer, auch auf Elternabenden", erklärt Tanja Beattie, stellvertretende Rektorin der Grundschule, "aber bis jetzt hatten wir noch keinen Erfolg." Für das neue Schuljahr hofft sie auf engagierte Eltern, die das in die Hand nehmen. Mit den Grundschülern wird so lange ein verantwortungsvoller Umgang im Straßenverkehr geübt. Die Kinder lernen, Augenkontakt mit den Autofahrern aufzunehmen und auch dann nach rechts und links zu schauen, wenn die Ampel grün ist.

Die Schülerlotsen, bei denen der Kurs drei mal je zwei Stunden dauert, lernen, wie man an den Straßenübergängen Ruhe und Ordnung unter den Kinder gewährleistet. Es dürfe kein "Kasperltheater" entstehen, erklärt Schweida. Außerdem sollen sie die Schüler bündeln, um den Verkehr nicht aufzuhalten, und sie sicher über die Straße bringen. Nach dem Kurs müssen sie noch eine praktische Prüfung ablegen und ein paar Fragen beantworten, dann erst dürfen sich die Schüler als Lotsen bezeichnen. Bei den Schulweghelfern reicht der Kurs mit eineinhalb Stunden, trotzdem muss jeder eine Ausbildung durch die Polizei absolvieren.

Auch im neuen Schuljahr werden in Ebersberg Asylsuchende als Schulweghelfer mitarbeiten, wie Doris Rauscher berichtet. Die SPD-Landtagsabgeordnete organisiert seit knapp 18 Jahren die Schulweghelfer in der Kreisstadt. Besonders freue sie sich, dass in diesem Schuljahr an fast jedem der acht Übergänge in Ebersberg zwei Helfer stehen werden, die die Straße von beiden Seiten sichern werden. Mit insgesamt 48 Schulweghelfern sei sie sehr gut aufgestellt, sagt Rauscher. Sechs Flüchtlinge ergänzen in diesem Schuljahr ihr Team. Neben dem Aspekt der Taschengeldaufbesserung stehe vor allem der Integrationsgedanke im Vordergrund, sagt Rauscher. Bereits im vergangenen Jahr waren zwei Asylsuchende als Schulweghelfer im Einsatz, sie werden aber nun selbst eine Schule besuchen und können daher nicht mehr mitarbeiten. "Natürlich ist es schade für uns, aber wir freuen uns natürlich über die Chancen, die die beiden bekommen haben", so Rauscher. Am Montag begleitete sie drei der neuen Schulweghelfer zu dem Vorbereitungskurs von Bernhard Schweida, bei dem Souleymane Cisse, Abdou Njassi und Souleymane Sene geschult wurden, bevor sie künftig die Übergänge an der Ulrichstraße, der Eberhardstraße und in der Münchener Straße sichern werden.

Nicht nur in Städten wie Grafing oder Ebersberg sind Schulweghelfer wichtig, auch in den kleineren Gemeinden tragen sie zur Schulwegsicherheit bei. Doch die Suche nach Unterstützung ist auch hier schwierig, wie Sonja Binsteiner sagt, die die Schulweghelfer in Jakobneuharting organisiert. Mit zehn Helfern war sie, wie sie sagt, im vergangenen Jahr gut aufgestellt, wie viele es in diesem Jahr werden, weiß sie noch nicht. "Es werden immer weniger Eltern, die Zeit haben", bemängelt sie, "irgendwann haben wir gar keine mehr, dabei liegt die Sicherheit der Kinder ja im Interesse der Eltern." Zwei Bushaltestellen gibt es, und davon ist nach Einschätzung Binsteiners besonders die in Jakobneuharting an der Bergstraße unübersichtlich und gefährlich für Schulkinder.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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