Ebersberg:Hürden beim Radfahrerschutz

Lesezeit: 2 min

Grafing darf in der Innenstadt keine eigenen Streifen markieren - dafür sind die Straßen nach Einschätzung von Fachleuten nicht stark genug befahren und zu schmal

Von Thorsten Rienth

Grafing Ostumfahrung und neue Gartenstraße sind der eine Hebel zur Verkehrsentlastung des Grafinger Marktplatzes. Die Reduzierung des Ziel- und Quellverkehrs, also jenes Verkehrs, den die Grafinger selbst verursachen, der andere. Im jüngsten Bauausschuss herrschte wenig Zweifel daran, dass dabei auch eine möglichst radlerfreundliche Umgebung eine Rolle spielt. Mehr Fahrradständer wird es rund um den Marktplatz wohl bald geben. Die von den Grünen ebenfalls vorgeschlagenen Schutzstreifen aber nicht. Die sogenannten Mindestverkehrszahlen und die geringen Straßenbreiten geben es nicht her.

Schutzstreifen für Radler sind Teil der Straße und durch eine dünne, unterbrochene Linie und Fahrrad-Piktogramme gekennzeichnet. Autos dürfen sie nicht beparken und nur ausnahmsweise befahren, beispielsweise, wenn sich in einer engen Straße zwei Busse entgegenkommen. In Großstädten sind die Streifen ein inzwischen alltäglicher Anblick. Doch auch in kleineren Städten sind sie im Kommen - in Ebersberg etwa gibt es die Streifen seit einiger Zeit in der Münchner Straße (alte B304) auf Höhe der Kreisklinik.

Wo Städte und Gemeinden solche Schutzstreifen anbringen können, regeln die "Empfehlungen für Radverkehrsanlagen" der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Und genau diese Empfehlungen sind für die Stadt Grafing das entscheidende Problem: Für die Schutzstreifen ist die Verkehrsbelastung nicht hoch genug. Den aktuellen Empfehlungen zufolge sind dafür mindestens 400 Kraftfahrzeuge in der Stunde nötig. Bei reduzierter Geschwindigkeit auf 30 Kilometer in der Stunde sind es mindestens 800 Fahrzeuge in der Stunde. Sämtliche Grafinger Straßen, in denen solche Schutzstreifen denkbar wären, liegen in aller Regel deutlich darunter. In der Kapellenstraße sind es 287, in der Jahnstraße 345, in der Schlossstraße 267 Fahrzeuge. Bisweilen sind die Straßen für die Radlerschutzstreifen auch nicht breit genug.

Zumindest von den Verkehrsstärken wären die Hauptstraßen in Straußdorf und Nettelkofen mit 390 und 453 Fahrzeugen in der Stunde nicht ausgeschlossen. Für Kreis- und Staatsstraßen ist Grafing jedoch nicht zuständig. Allerdings prüft der Landkreis gerade einen einseitigen Schutzstreifen in Nettelkofen. Hier könnte es also möglicherweise bald einen geben.

Besser sieht es für den zweiten Bestandteil des Antrags aus, ein besseres Angebot an Fahrradständern. Eine Überprüfung der Stadtverwaltung ergab, dass Bedarf bestehe an der Rathaus-Südseite, der Marktplatz-Ostseite, am Hans-Eham-Platz, in der Jahnstraße, an der Stadthalle, am Vorplatz außerhalb der Feuerwehrzufahrt und am Freibad.

Erwartungsgemäß beauftragte der Bauausschuss die Verwaltung, alles Nötige in die Wege zu leiten. Zudem beschafft die Stadt mobile Fahrradständer für den Einsatz bei Veranstaltungen.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: