Jobs für Flüchtlinge:Kreis unterstützt beim Durchstarten

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Jugendamtsleiter Christian Salberg überzeugt die Kreispolitiker von dem Projekt für jugendliche Flüchtlinge. (Foto: Endt)

Der Landkreis will ein Qualifizierungsprojekt für junge Flüchtlinge mit 81 000 Euro unterstützen: Jugendliche, die derzeit ein Berufsintegrationsjahr absolvieren, sollen so in eine assistierte Ausbildung wechseln können.

Von Barbara Mooser

Es ist eine Chance für junge Flüchtlinge, aber auch für die Betriebe im Landkreis: Im Rahmen eines Pilotprojekts werden 18 Jugendliche, die ohne ihre Familien nach Deutschland gekommen sind und derzeit ein Berufsintegrationsjahr absolvieren, in eine assistierte Ausbildung wechseln können.

Drei Jahre lang erlernen sie dabei einen Beruf und werden gleichzeitig intensiv durch zusätzliche Sprachkurse und andere Fördermaßnahmen unterstützt. Das Konzept stammt von der Agentur für Arbeit in Freising, die auch den Landkreis Ebersberg betreut. Durch einen Zuschuss von 81 000 Euro in vier Jahren will der Landkreis nun sicherstellen, dass das Berufsbildungswerk und das Berufsförderungswerk in Kirchseeon als Kooperationspartner ins Boot geholt werden können.

Der Sinn des Projekts leuchtet den Kreisräten ein

Würde der Landkreis kein Geld geben, würde das insgesamt 388 800 Euro teure Projekt trotzdem stattfinden, allerdings müsste es bundesweit ausgeschrieben werden - unsicher bliebe in diesem Fall, dass die Betriebe mit den bewährten Partnern aus der Region zusammenarbeiten könnten. Das Pilotprojekt, für das sich der Kreis- und Strategieausschuss einstimmig ausgesprochen hat und über das der Kreistag in seiner Sitzung am 14. Dezember nochmals berät, ist zeitlich klar begrenzt.

Wenn sich der Landkreis also bei diesen 18 jungen Menschen bereit erklärt, die Berufsausbildung zu unterstützen, bedeutet das nicht, dass er das künftig bei allen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen tun muss. Der Sinn der Maßnahme leuchtete trotz der hohen Kosten jedenfalls allen Kreisräten ein; Walter Brilmayer (CSU) fasste es prägnant zusammen: "Es kommt uns teuer, wenn wir jetzt nichts tun."

Das hatte Jugendamtsleiter Christian Salberg zuvor im Detail vorgerechnet. Eine fünfjährige Arbeitslosigkeit aller 18 Teilnehmer würde allein für Hartz-IV-Leistungen und Unterkunftskosten mit 972 000 Euro zu Buche schlagen. Hinzu kämen in dem selben Zeitraum entgangene Steuer- und Beitragsleistungen in Höhe von etwa 450 000 Euro.

Die berufliche Teilhabe bringe sozialen Frieden mit sich

Mindestens ebenso wichtig wie der finanzielle Aspekt ist aber auch der gesellschaftliche. Wenn jungen Leuten berufliche und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden könne, sei das auch ein wichtiger Beitrag zum sozialen Frieden im Landkreis, unterstrich Salberg: "Wenn ein junger Flüchtling rumhängt, wird er von der Bevölkerung nur als Kostgänger betrachtet."

Nicht jeder junge Flüchtling kommt allerdings für das Programm in Frage. Mitbringen müssen die Teilnehmer ein hohes Bildungsinteresse, einen hohen Integrationswillen, einen hohen Grad an Selbständigkeit und Einsatzbereitschaft. Wichtig ist darüber hinaus, dass sie eine hohe Bleibeperspektive haben - Syrer, Iraner, Iraker oder Eritreer haben also vergleichsweise gute Chancen, in das Programm aufgenommen zu werden. Für die Wirtschaft in der Boomregion im Münchner Umland ist das Projekt laut Jugendamtsleiter Salberg ebenfalls interessant: Werden dadurch doch junge Fachkräfte ausgebildet, die sie aufgrund des demografischen Wandels dringend benötigt.

Die Erkenntnisse könnten auch später noch genutzt werden

Die Kreisräte im Ausschuss waren voll des Lobes über die Idee; bei der ersten Vorstellung der Idee vor drei Wochen hatten sie sich zwar auch angetan gezeigt, aber zu hohe Folgenkosten befürchtet. Diese Bedenken waren nun ausgeräumt. Das Projekt biete eine großes Chance für das Gelingen von Integration, sagte etwa Thomas Huber (CSU). Waltraud Gruber (Grüne) betonte, es freue sie sehr, dass das Pilotprojekt im Landkreis stattfinde. Dadurch werde nicht nur jedem einzelnen der jungen Leute geholfen, die Erkenntnisse könnten danach auch auf die künftige Arbeit mit jugendlichen Flüchtlingen angewendet werden.

"Ein gutes Projekt, aber teuer ist es schon", merkte Ernst Böhm (SPD) an. Er berichtete, dass allein sein Unternehmen B&O zwölf jungen Asylbewerbern eine Ausbildung ermögliche. Als "Leuchtturmprojekt" bezeichnete Landrat Robert Niedergesäß (CSU) das Programm: "Wir wären gut beraten, in der vorweihnachtlichen Zeit dem zuzustimmen."

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