Ebersberg:Heißes Thema

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Wegen des Klimawandels nehmen auch im Landkreis die Wetter-Extreme zu. Anfang März wird deshalb der Umweltausschuss über Gegenstrategien beratschlagen, auch eine Arbeitsgruppe soll gegründet werden

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Erst das Hochwasser im Juni 2013, dann der Orkan Niklas im vergangenen Frühjahr und die darauf folgende Rekord-Hitze: Unwetter und extreme Wetterlagen richteten in den vergangenen Jahren auch im Landkreis große Schäden an, mit einem Schaudern erinnern sich viele Bürger in und um Ebersberg an die vollgelaufenen Keller, an die Bäume, die im Ebersberger Forst wie Mikado-Stäbchen umgerissen wurden oder an die vertrockneten Not-Ernten im vergangenen Sommer.

Dies Ereignisse sind zwar, für sich gesehen, noch kein Beleg für den Klimawandel, ihre Häufung aber sei es schon, wie Sven Wagner erklärt. Der Klima-Experte ist an diesem trüben Montag-Abend nach Ebersberg gekommen, um im Landratsamt über die Folgen des Klimawandels zu referieren. Die Veranstaltung soll der Startschuss sein, für die Vorbereitung auf das, was mit dem Klimawandel auf den Landkreis zukommt: Am 1. März wird sich der Umweltausschuss des Kreistages mit den Folgen der Klimaerwärmung befassen, auch eine eigenen Arbeitsgruppe ist in Planung. "Wir müssen jetzt aktiv werden", sagt Kreis-Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr mit ernstem Blick.

Liftbetreiber bekommen die Folgen der Klimaerwärmung besonders deutlich zu spüren. Am Skilift in Glonn ist es fast den kompletten Winter über zu warm. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Interesse an der Veranstaltung unter dem Motto "Folgen der Klimaveränderungen im Landkreis Ebersberg" hält sich allerdings in Grenzen. Im Publikum sitzen die üblichen Verdächtigen, die von Berufs wegen mit dem Klimawandel befasst sind. Einige Stühle im Hermann-Beham-Saal bleiben leer, der Ottonormalbürger fehlt. Wenn es um den Klimaschutz geht, hat der Landkreis zwar eine Vorreiterrolle. Doch dieses Mal geht es nicht mehr darum, den Klimawandel zu verhindern - dafür ist es bereits zu spät - es geht um den Umgang mit seinen Folgen. Und dafür mangelt es im Landkreis noch an Konzepten.

Die Folgen des Klimawandels, das ist längst bekannt, werden auch um den Landkreis keinen Bogen machen, im Gegenteil: Im Alpenvorland steige die Durchschnittstemperatur viel stärker als in anderen Lagen, erklärt Sven Wagner, der am Karlsruher Institut für Meteorologie und Klimaforschung (KIT) tätig ist. Die Prognosen des Instituts ließen sich nicht direkt auf den Landkreis herunter brechen, erklärt Wagner. Doch die Auswirkungen in Ebersberg werden wohl im Mittelfeld dessen liegen, was Wagner und seine Kollegen auf Basis von Unmengen von Daten für Oberbayern berechnet haben: Die Temperaturen im Regierungsbezirk werden bis 2050 um rund 1,3 Grad steigen, bis 2100 um 2 Grad - und das sind noch die zurückhaltenderen Prognosen.

Sven Wagner, Silvia Weidenbacher, Thomas Loster und Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr sprechen über Strategien gegen Wetter-Extreme. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Was nach wenig klingt, dürfte jedoch auch im Landkreis krasse Auswirkungen haben: Die möglichen Folgen reichen von Mückenplagen über das Aussterben von Pflanzen- und Tierarten, der Zunahme von Überschwemmungen bis hin zu Umsatzeinbrüchen im Wintersport. Konkrete Schutzmaßnahmen für den Landkreis werden an diesem Abend nicht diskutiert, die Veranstaltung im Hermann-Beham-Saal ist vor allem eine generelle Bestandsaufnahme.

Die Grünen hatten die Veranstaltung im Kreistag angeregt und stießen damit auf breite Zustimmung. Vor dem Publikum sitzen an diesem Montag-Abend neben Sven Wagner und Hans Gröbmayr auch Landrat Robert Niedergesäß, der Münchner Versicherungsexperte Thomas Loster und Silvia Weidenbach, die als ökologische Stadtplanerin in Stuttgart tätig ist. Mit Ewald Schurer (SPD) ist auch der Bundestag vertreten. Über die konkrete Situation im Landkreis wird aber wenig gesprochen. Und das wird hinter vorgehaltener Hand nach knapp zwei Stunden Referaten auch von einigen der Zuhörern kritisiert. Dabei gäbe es viele Bereiche, die vom Klimawandel auch im Landkreis schon jetzt betroffen sind. Die Land- und Forstwirtschaft gehört dazu, den Waldbesitzern vertrocknen ihre Fichten, Schädlinge machen sich breit. Und wenn die Niederschläge dann doch kommen, dann mit Wucht. Auf der Agenda steht auch die Verbesserung des Hochwasserschutzes.

Was deutlich wird: konkrete Ansprechpartner aus dem Landkreis fehlen an diesem Abend. Mitarbeiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten oder etwa aus dem Katastrophenschutz kommen auf der Veranstaltung nicht zu Wort. "Wir sind da im Kontakt", versichert Niedergesäß mit Blick auf den Hochwasserschutz, auch im Feuerwehrbedarfsplan würden die Folgen des Klimawandels mit beachtet, sagt der Landrat. Weitere Schritte erhofft er sich vom Umweltausschuss.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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