Ebersberg:Heimische Brauereien warnen vor CETA

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Wo Bayern draufsteht, muss nicht unbedingt Bayern drin sein. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Wo "Bavarian beer" drauf steht, muss wegen des Handels-Abkommens bald kein bayerisches Bier mehr drin sein. Für die Brauer im Landkreis Ebersberg könnte das böse Folgen habe.

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Dass das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen CETA negative Auswirkungen auf die heimische Brauwirtschaft haben wird, davor warnen bayerische Bierbrauer schon lange. Auch die Geschäftsführung der Brauerei Schweiger aus Markt Schwaben treibt diese Sorge um: "CETA-Abkommen gefährdet bayerische Brauwirtschaft", heißt es in der jüngsten Ausgabe der betriebseigenen Hauszeitung.

Das Problem: Geht es nach CETA, dann darf auch kanadisches Bier künftig mit "Bavarian Beer" oder dem französischen Ausdruck, "Bière bavaroise", etikettiert sein - zumindest in kanadischen Getränke-Regalen. Die bayerische Brauwirtschaft befürchtet deshalb Umsatzeinbrüche im Bier-Export.

Günter Glier, Ortsvorstand der Grünen in Vaterstetten, kann diese Sorge verstehen. Er macht im Landkreis seit Jahren an vorderster Front gegen die Freihandelsabkommen CETA und TTIP mobil. Und auch, wenn CETA inzwischen beschlossene Sache ist: zumindest in manchen Punkten konnten die Gegner Verbesserungen im Vertragswerk erreichen.

Die Nürnberger Bratwurst muss weiterhin aus Nürnberg kommen

Glier verweist auf die Nürnberger Bratwurst. Egal in welcher Sprache: Für die Nürnberger Bratwurst gilt auch im CETA-Abkommen die uneingeschränkt geschützte Herkunftsangabe. Wo Nürnberg drauf steht, muss auch weiterhin Nürnberg drin sein.

Beim Bier aber haben die CETA-Gegner einstecken müssen. Europäische Brauereien dürften ihr Bier zwar weiterhin nur bayerisch nennen, wenn es auch wirklich in Bayern gebraut sei - egal ob in deutscher, englischer oder tschechischer Sprache, erklärt Lothar Ebbertz, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Für Kanada gilt das allerdings nicht.

"Beunruhigend" findet das Günter Glier, der Bier-Streit sei nur ein weiterer Beweis dafür, dass die herrschende Politik an den Interessen des heimischen Mittelstandes vorbei regiere, sagt der Grünen-Politiker.

Deutschland ist auf Platz vier der Bierproduzenten abgerutscht

Ähnlich sieht das Lothar Ebbertz. Den bayerischen Braumeistern wäre es am liebsten gewesen, das bayerische Bier komplett aus den Verhandlungen herauszustreichen. Gelungen ist das nicht. "Wir sind aber froh, dass wir wenigstens erreichen konnten, dass bayerisches Bier, oder die jeweilige Übersetzung, in Europa weiterhin als geografische Angabe geschützt ist", erklärt Ebbertz. Umso weniger verstehen könne er, dass das CETA-Abkommen für Kanada eine Ausnahme mache.

Die bayerische Brauwirtschaft ist zunehmend von Exporten abhängig. Deutschland ist in den vergangenen Jahren im internationalen Vergleich auf Platz vier der bierproduzierenden Länder abgerutscht. Gerade deshalb wird der Export in andere Länder wichtiger. Immerhin rund 20 Prozent des bundesweit produzierten Bieres werden ins Ausland verkauft.

Für die Brauereien in der Region mag der Ausgang der Verhandlungen ärgerlich sein. Eine existenzielle Bedrohung aber stelle das Freihandelsabkommen nicht dar, zumindest sieht Lothar Ebbertz das so. Bislang sei die Anzahl der kanadischen Brauereien, die ihre Etikette mit der Aufschrift "bavarian" schmückten, überschaubar. Ebbertz geht davon aus, dass das so bleiben wird.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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