Ebersberg:Gute Idee, schlechtes Timing

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Bei der Jungen Union im Landkreis ist man nicht einverstanden mit dem auf der Landesversammlung beschlossenen Zeitplan für einen CSU-Führungswechsel

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Braucht die CSU einen neuen Chef und Bayern einen neuen Ministerpräsidenten? Bei der JU, zumindest auf deren Landesversammlung in Erlangen am Wochenende, war die Antwort ein eindeutiges "Ja", verbunden mit der Forderung, dies möge möglichst schnell geschehen. Beim CSU-Nachwuchs im Landkreis ist man etwas anderer Meinung. Nicht, dass es keinen Führungswechsel in Land und Partei bräuchte, den will auch die Ebersberger JU. Den Zeitpunkt für die Debatte hält man bei den Ebersbergern indes für verfrüht.

Dass man diese führen muss und auch will, das habe die JU dem CSU-Kreisverband schon kurz nach der Bundestagswahl mitgeteilt, sagt JU-Kreisvorsitzender Michael Huber aus Oberpframmern. Denn auch im Landkreis war der Urnengang für die Christsozialen kein Erfolgserlebnis. Von 49,9 Prozent im Jahr 2013 auf gerade noch 38,3 Prozent war die CSU bei den Zweitstimmen eingebrochen, im gesamten Wahlkreis waren es 39,2 Prozent zu 51 Prozent vier Jahre zuvor. Bayernweit verloren die Christsozialen 10,5 Punkte und kamen noch auf 38,8 Prozent.

Michael Huber. (Foto: privat)

Ein solches Ergebnis, "kann man nicht so stehen lassen", findet auch Florian Pöhlmann, Beisitzer im JU-Bezirksvorstand, JU-Vorsitzender in Vaterstetten und Hubers Amtsvorgänger als Kreisvorsitzender. Pöhlmann ist darum der Meinung, dass eine Personaldebatte in der CSU unbedingt geführt werden muss, "aber nicht jetzt". Schließlich sei die Partei derzeit in Verhandlungen um die nächste Koalition in Berlin, da sei es nicht gerade hilfreich, "jetzt den Parteichef zu demontieren". Diese Taktik kritisiert auch Huber, "man macht es Seehofer schwer, wenn in der Partei jetzt der Rückhalt fehlt". Darum halte man, zumindest bei der JU im Landkreis, am Zeitplan fest, wie ihn auch das Präsidium der CSU bereits formuliert hatte: erst die Sondierungen in Berlin abschließen, dann über Personelles verhandeln.

Dass dies bei der JU-Landesversammlung nun anders gefordert wurde, nennt Pöhlmann "eine harte Sache" - die allerdings nicht ganz überraschend gekommen sei, dies habe sich auf den Gesprächen mit anderen Bezirks-Verbänden gezeigt. Dass man einen Wechsel an der Spitze lieber heute als morgen brauche, sei vor allem die Meinung der Franken gewesen, sagt Pöhlmann. Die Ober- und Niederbayern hätten dagegen lieber erst das Ende der Verhandlungen in Berlin abgewartet. Den Eindruck hatte auch Huber "es waren die Franken", die auf schnelle Veränderungen an der CSU-Spitze gedrungen hätten.

Florian Pöhlmann teilt Hubers Ansicht, dass die Personaldebatte zu früh kommt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Doch auch, wenn man mit dem von der Mehrheit in Erlangen geforderten Zeitplan nicht einverstanden ist - mit der Forderungen nach einem Personalwechsel durchaus. "Es muss eine deutliche Verjüngung geben", sagt Pöhlmann, und meint nicht nur Ministerpräsidenten und Parteichef Horst Seehofer. Dem pflichtet Huber bei, die gesamte Parteiführung solle in jüngere Hände übergehen. Und auch inhaltlich, findet Huber, müsse sich die CSU anders aufstellen, wolle sie die Wähler zurückgewinnen. Im vergangenen Wahlkampf sei viel von Migration und innerer Sicherheit geredet worden, andere Themen, wie etwa Bildung oder Digitalisierung seien dagegen viel zu kurz gekommen.

Die Frage, wer Seehofer beerben soll, ist dagegen für die CSU-Jugend im Landkreis noch völlig offen. Zwar hätte es in Erlangen viel Sympathie für Markus Söder gegeben, dass dieser aber bald Parteichef und Ministerpräsident wird, hält Huber noch für nicht entschieden. Immerhin gebe es noch andere fähige Kandidaten, etwa den Europaabgeordneten Manfred Weber. Dieser habe in Erlangen mit seiner Rede mindestens so viel Applaus bekommen, wie Söder, also durchaus Rückhalt beim CSU-Nachwuchs. Dessen Ebersberger Verband will sich übrigens bald mit der Frage, wie es mit der Partei weitergehen soll beschäftigen, am Wochenende gibt es eine Klausurtagung zum Thema.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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