Ebersberg:Gute Freunde

Lesezeit: 2 min

Vor zwei Jahren unterlag Gabriela Wischeropp als Bürgermeisterkandidatin Angelika Obermayr. Nun soll es mit einem anderen Job im Rathaus was werden. (Foto: Christian Endt)

Der Grafinger Gewerbeverband möchte seine zweite Vorsitzende als offizielle Wirschaftsfördererin der Stadt installieren - das stößt auf Verwunderung

Von Thorsten Rienth

Grafing Der Vorwurf des Gewerbeverbandschefs und früheren dritten Grafinger Bürgermeisters Heinrich Hölzle wiegt schwer: Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) stelle Grafing als attraktiven Wirtschaftsstandort aufs Spiel, kritisierte er in einer aktuellen Pressemitteilung. Vor allem aber scheint es dem Bund der Selbstständigen (BDS) dabei um eine Personalie zu gehen. Der Verband würde gerne Hölzles Vize auf dem Posten eines Grafinger Wirtschaftsförderers installieren - die Stadträtin Gabriela Wischeropp (Freie Wähler).

Der Ärger des Gewerbeverbands entzündet sich an einem Detail. Nämlich der Frage, ob die Stelle intern im Rathaus angedockt oder besser von einem externen Experten bekleidet werden sollte. "Eine externe kompetente Fachkraft, die eng mit der Bürgermeisterin zusammenarbeitet und sich nach den ersten Jahren durch die geleistete Arbeit selbst finanzieren würde, ist die effektivste Lösung", schreibt Hölzle. Denn: "Eine Vermischung von Verwaltungsarbeit und Wirtschaftsförderung wird letztlich ineffizient sein."

Bürgermeisterin Obermayr sieht das anders. Vielmehr stehe gerade eine Stelle in der Verwaltung für Effizienz. Aktuell habe sie sogar zusätzlichen Charme, denn Grafing schafft gerade die halbe Stelle für einen Klimaschutzmanager. Die andere Hälfte könnte in Personalunion an einen Wirtschaftsförderer gehen. "Wirtschaftsförderung und Klimaschutz - da sehe ich durchaus Überschneidungen", sagte Obermayr am Dienstag der SZ. Das entscheide sie aber nicht sie alleine, sondern mit einer von 25 Stimmen im Stadtrat. Kommende Woche steht dort die Beratung an.

Der BdS verknüpft die externe Besetzung des Wirtschaftsförderers mit der Zukunft der Stadt. "Es bleibt ein fader Geschmack und die Befürchtung, dass Grafings Chancen schwinden, sich bis 2030 - entsprechend den Ansprüchen des Projekts Zukunftsstadt - wirtschaftlich fit zu machen", schreibt Hölzle.

Derzeit sieht es mehr nach einem faden Beigeschmack für den BdS aus. Stadträte verschiedener Fraktionen berichten von regelrechtem Marketing, das hinter den Kulissen für die Personalie Wischeropp betrieben worden sei. Das stieß auf Verwunderung. Schließlich ist Stadträtin Wischeropp Mitglied jenes Gremiums, das über eine Besetzung entscheidet.

Was die Stadträte berichten passt zum Duktus von Hölzle's Mitteilung. "Auch wurde die Möglichkeit einer professionellen Einbindung von Marketing- und Wirtschaftsexpertin Gabriela Wischeropp diskutiert", gibt er Einblick in die Vorgänge beim Gewerbeverband. Über die Einbindung in den Arbeitskreis Wirtschaftsförderung habe der Verband mitgewirkt, "wie die Wirtschaftsentwicklung sowohl hinsichtlich Personal, Anbindung an die städtische Verwaltung, den inhaltlichen Aufgaben und der Finanzierung erfolgen kann". Das Thema schließt mit dem Hinweis, dass Wischeropp als ehrenamtliche Leiterin des Arbeitskreises "Schnittstelle aller bisherigen Aktivitäten und Initiativen" sei - und bereits erste Konzepte erarbeitet habe, um "den Wirtschaftsstandort Grafing aktiv zu gestalten".

Das passiere längst, kontert Bürgermeisterin Obermayr. In Rekordzeit würde Grafing gerade den Bebauungsplan für die Gewerbegebietserweiterung durchziehen. In der Rotter Straße entstünden 50 Tiefgaragenplätze für die Kunden der Einzelhändler am Marktplatz. In die neuen Wohnungen und Häuser in der Rotter Straße, am Aiblinger Anger und dem Baywa-Gelände würden Kunden der Einzelhändler einziehen. Die Baumaßnahmen förderten obendrein die Bauwirtschaft. Die Grafinger Wirtschaftspolitik sei erfolgreich und schlage sich finanziell nieder: "Die Gewerbesteuereinnahmen sind in diesem Jahr mit voraussichtlich fünf Millionen Euro so hoch wie noch nie." Am Dienstagmittag folgte der vorläufig letzte Akt in der Sache: Marketingberater und Grünen-Stadtrat Wolfgang Huber kündigte seine Mitgliedschaft im Gewerbeverband. "Es ist offensichtlich, dass er versucht, eine bestimmte Person als Wirtschaftsförderer für Grafing durchzusetzen, zu Bedingungen und mit einer Vorgehensweise, die völlig inakzeptabel sind."

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: