Ebersberg:Günter Erzberger ist gestorben

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Von wieland Bögel, Ebersberg

Das Wirtshaus spielt im sozialen Leben der Bayern eine wichtige Rolle. Das galt früher sogar noch mehr als heute, als es zwischen Brotzeit und geistigen Getränken nicht nur um Gesellschaftliches, sondern auch um Geschäftliches ging - in der Wirtschaft kamen ja schließlich die richtigen Leute zusammen. Ein solcher Treffpunkt in Ebersberg war über viele Jahre auch das Café Linder von Günter Erzberger am Marienplatz, wo es weniger Kaffee und Kuchen als vielmehr die verschiedensten Weine zu kaufen und zu verkosten gab.

Die Wirtschaft am Marienplatz hatte eine lange Tradition, sagt Kreisheimatpfleger Markus Krammer. Bereits um die vorvergangene Jahrhundertwende gab es dort ein bei den Ebersbergern wie Besuchern beliebtes Café. Dieses, wie die Vorliebe für Weine, hatte der 1942 geborene Günter Erzberger von seiner Mutter Rosa übernommen. Sie hat bereits drei Jahre nach dem Krieg das erste Ebersberger Weinfest organisiert.

Auch über das Café Linder hat Krammer einiges zu berichten. Dieses war in Ebersberg nämlich nicht nur für Wein bekannt, sondern auch für damals exotische Speisen: "Wir sind da als Kinder immer hingegangen und haben uns Schaschlik machen lassen, das war etwas ganz Besonderes in den 1950er Jahren." Und der spätere Kreisheimatpfleger war nicht der einzige, der Speis und Trank im Café Linder zu schätzen wusste. Auch Ebersbergs Landrat Remigius Streibl, der dem Kreis von 1952 bis 1978 vorstand, verbrachte in der Weinstube am Marienplatz gerne seine Mittagspause, erinnert sich Krammer. In den 1980ern indes war dann Schluss mit der Gastronomie, die Weinstube ist mittlerweile ein Buchladen. Günter Erzberger, der letzte Wirt des Café Linder, ist nun im Alter von 73 Jahren gestorben.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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