Ebersberg:Günstig, aber nicht billig

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Kreisräte fordern Mindeststandards bei Wohnbaugesellschaft

Von wieland Bögel, Ebersberg

Der Bedarf an günstigen Wohnungen ist groß, dementsprechend ehrgeizig ist der Zeitplan für die kommunale Wohnbaugesellschaft. Bereits in der Kreistagssitzung am 19. Dezember soll das Unternehmen offiziell gegründet werden. Noch vor den Weihnachtsferien ist die erste Sitzung des Verwaltungsrates anberaumt, dort soll der Vorstand bestimmt werden. Zunächst gehören dem Unternehmen der Landkreis sowie die Stadt Grafing an, weil diese ein schnell bebaubares Grundstück angeboten hat. Schon ein Jahr später soll darauf dann das erste Haus stehen. Über dessen Ausstattung gab es nun aber im zuständigen Ausschuss des Kreistages einigen Diskussionsbedarf.

Dass das neue Unternehmen Wohnungen unter Marktwert anbieten kann, liegt vor allem daran, dass auf kostenlos zur Verfügung gestellten Grundstücken der Kommunen gebaut werden soll. Diese gehen nach 20 Jahren mitsamt der darauf errichteten Gebäude wieder in den Besitz der Kommunen über. Neben Grafing haben bereits Anzing, Emmering, Forstinning und Zorneding ihre Bereitschaft bekundet, Flächen in das Unternehmen einzubringen. In diesem Fall würden die Gemeinden als Teilhaber in das Kommunalunternehmen aufgenommen. Weiter erhofft man sich großzügige Fördergelder von bis zu 30 Prozent der Baukosten sowie günstige Darlehen.

Auch beim Bau will man die Kosten so niedrig wie möglich halten. Das soll zum einen durch standardisierte Bauweise geschehen, was Planungskosten sparen und beim Einkauf Synergieeffekte bringen soll. Allerdings werden auch die Häuser eher schlicht sein und etwa ohne Keller errichtet. Grünen-Kreisrätin und stellvertretende Landrätin Waltraud Gruber fragte nach, ob man sich wenigstens an die Richtlinien für nachhaltiges Bauen halte, die sich der Kreis für seine eigenen Gebäude gegeben hatte. Darin sind die Nutzung erneuerbarer Energien, der Passivhausstandard und Holzbauweise aufgeführt - allerdings mit dem entscheidenden Passus, es müsse "wirtschaftlich und technisch sinnvoll" sein. Das gelte genauso für die Häuser des Wohnbauunternehmens, erklärte Kreiskämmerin Brigitte Keller.

"Es muss schon klar sein, dass wir nicht alles haben können", sagte Ebersbergs Bürgermeister und Landratsstellvertreter Walter Brilmayer (CSU). Die Nachhaltigkeitsleitlinien hätten ihre Notwendigkeit, genau wie der Bau günstiger Wohnungen. Am Ende werde man bei einem davon Abstriche machen müssen, erwartet Alexander Müller (FDP), allerdings sei die Wohnungsnot aktuell das größere Problem. Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) zeigte sich zuversichtlich, dass man die Baustandards aufrecht erhalten könne. Er verwies auf die Wohnungsgenossenschaft, die schließlich auch seit Jahren mit dem Anspruch der Nachhaltigkeit baue. Dies zu garantieren solle Aufgabe des Landkreises sein, forderte Gruber, fand dafür allerdings wenig Unterstützung. "Alle Maximalwünsche umzusetzen, wird sehr schwierig", so Ernst Böhm (SPD), und vor allem sehr teuer, ergänzte Hingerl "da muss der Landkreis viel Geld in die Hand nehmen." Man werde "Maß und Ziel nicht aus den Augen verlieren", sagte Plienings Bürgermeister Roland Frick (CSU), natürlich sollten die Wohnungen möglichst günstig sein, aber man wolle auch "nicht irgendwelche Gettos hinknallen".

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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