Ebersberg:Gewerkschaft beklagt unfreiwillige Teilzeitjobs

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Im Landkreis Ebersberg haben Frauen eher unsichere Jobs. Laut einer Erhebung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss (NGG) arbeiten Frauen eher Teilzeit, haben nur einen Mini-Job oder sind Leiharbeiterinnen. "75 Prozent aller nicht-regulären Jobs im Landkreis wurden im vergangenen Jahr von Frauen erledigt", heißt es in einer Pressemitteilung der NGG. Ganz anders sehe es dagegen bei den Vollzeit-Stellen aus: Hier liege der Frauenanteil bei 34 Prozent. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zur "atypischen Beschäftigung". "Immer mehr Frauen haben unsichere und niedrig bezahlte Jobs. Das wird besonders im Alter zum Problem", sagt Mustafa Öz, Geschäftsführer der NGG München.

Besonders stark habe die Teilzeit-Beschäftigung bei Frauen zugenommen. Vor gut zehn Jahren arbeiteten demnach im Landkreis Ebersberg laut Studie noch etwa 3800 weibliche Beschäftigte in Teilzeit. Im letzten Jahr waren es bereits rund 7400. "Es ist längst nicht so, dass alle Frauen freiwillig weniger arbeiten. Viele finden einfach keine Vollzeit-Anstellung - im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen", erklärt Öz. Dies zeige, dass auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis "grundsätzlich etwas im Argen liegt", so der Gewerkschafter. Gerade im Gastgewerbe, im Bäcker- oder Fleischer-Handwerk hätten weibliche Beschäftigte immer seltener die Chance auf einen regulären Job. Stattdessen setzten viele Chefs auf Mini-Jobs, um Steuern und Sozialabgaben zu sparen.

"Die Folge ist Altersarmut. Schon heute haben viele Rentnerinnen damit zu kämpfen. Denn Frauen, die ihr Leben lang in prekären Jobs gearbeitet haben, bleibt nur eine Mini-Rente. Dazu kommen geringere Beiträge durch Elternzeit", kritisiert Öz. Es sei nicht hinnehmbar, dass es ausgerechnet alleinerziehende Mütter so schwer hätten, wieder mit einem normalen Job ins Berufsleben zurückzukehren. "Viele bayerische Unternehmen denken bei einer Bewerberin automatisch an Teilzeit, Mini-Job und Befristung", beklagt der NGG-Geschäftsführer. Die Gewerkschaft fordert deshalb eine deutliche Umkehr auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Mustafa Öz: "Frauen brauchen nicht mehr Jobs auf Zeit und Zitter-Verträge, sondern mehr reguläre Stellen, von denen sie gut leben können. Weniger Stunden zu arbeiten, muss ihre freie Entscheidung sein. Teilzeit und Mini-Jobs dürfen nicht zum Normalfall werden." Die aktuellen Zahlen seien ein Warnsignal an Arbeitgeber und Politik. Wer jetzt nichts unternehme, der riskiere eine neue "weibliche Armut".

In ganz Bayern waren laut Hans-Böckler-Studie im vergangenen Jahr rund 2,2 Millionen Arbeitnehmer atypisch beschäftigt - über 1,6 Millionen von ihnen waren Frauen.

© SZ vom 15.12.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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