Ebersberg:Funkloch gestopft

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Die Feuerwehren in Ebersberg, Erding und Freising kommunizieren von sofort an digital.

Von Thomas Daller, Ebersberg

Bei den Feuerwehren in den Landkreisen Ebersberg, Erding und Freising sind die Probleme mit dem analogen Funk Vergangenheit. Es soll künftig keine Funklöcher mehr geben, das gegenseitige Stören durch Verwendung der gleichen Frequenz ist vorbei und Laien sollen den Funk nicht mehr abhören können: Die Umstellung auf den Digitalfunk ist am Freitag flächendeckend vollzogen worden. Damit hat der Zweckverband die Vorreiterrolle in Bayern übernommen.

Ursprünglich sollte der Digitalfunk für Polizei, Feuerwehren und Rettungskräfte bereits 2006 anlässlich der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland eingeführt werden. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass man zu wenig Erfahrung damit hatte. In Bayern suchte das Innenministerium dann nach einem Zweckverband, der das Pilotprojekt schultern könnte. Die Wahl fiel auf die Region Ebersberg, Erding, Freising. Wie Erdings Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) am Freitag erläuterte, habe bei dieser Entscheidung zum einen der Flughafen eine Rolle gespielt, zum anderen aber auch die Probleme mit weißen Flecken in der Region; also analogen Funklöchern. Vor zweieinhalb Jahren begann die "heiße Phase" der Umsetzung, nun ist der Probebetrieb abgeschlossen und der alltägliche Einsatz beginnt.

Insgesamt waren 71 Kommunen sowie drei Landratsämter in das Pilotprojekt eingebunden. Über alle drei Landkreise hinweg wurden bis dato etwa 7000 Einsatzkräfte im Umgang mit dem Digitalfunk geschult. Das entspricht einer Schulungsquote von circa 75 Prozent. Auch der Einbau der Fahrzeugfunkgeräte ist bereits zu 90 Prozent abgeschlossen. Ausnahmen sind lediglich Altfahrzeuge, die in absehbarer Zeit ausgemustert werden. Die Feuerwehren haben nunmehr 1900 Handfunkgeräte, 520 Fahrzeugfunkgeräte und 30 Festfunkstationen in Betrieb genommen.

Für die Feuerwehren hat die Umstellung viele Vorteile. So soll insbesondere die Sprachqualität beim Digitalfunk sehr viel besser als beim analogen sein. Außerdem, und das gilt als ganz wesentlicher Punkt, können auf einer einzigen Frequenz viele Sprachgruppen geschaltet werden, die sich gegenseitig nicht stören. Das erleichtert bei flächendeckenden Einsätzen wie bei Stürmen oder Hochwasser die Kommunikation. Bislang kamen sich im analogen Netz bisweilen schon die Feuerwehren Erding und Freising ins Gehege, weil sie die selbe Frequenz benutzten. Bereits beim Orkan Niklas sei man notgedrungen auf den Digitalfunk ausgewichen, um die Kommunikation dadurch zu entzerren.

Zwei kleine Dellen hat es bei der Digitaleinführung gegeben: Die EU-weite Ausschreibung wurde rechtlich angefochten und musste wiederholt werden. "Das kam uns zum Schluss gelegen", sagte Projektleiter Christian Blatt, "weil wir die Zwischenzeit intensiv genutzt haben." Darüber hinaus hätten die Spezialfirmen, die die Geräte in die Feuerwehrfahrzeuge einbauen sollten, auch Aufträge im Oberland angenommen. Dort wurden ihre Kenntnisse vor dem G7-Gipfel gebraucht, um ein abhörsicheres Netz für Polizei und Rettungskräfte zu installieren. Allerdings ist das Oberland damit nicht die erste Region in Bayern geworden, die komplett auf Digitalfunk umgestellt hätte. Blatt sagte, im Gebiet des Zweckverbandes Ebersberg, Erding, Freising sei vollständig umgestellt worden. Das Netz, das man für Merkel und Obama erstellt habe, charakterisierte er als "quick and dirty".

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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