Ebersberg:Für die grüne Mitte

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Günter Fries übergibt Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer mehr als tausend Unterschriften für den Erhalt der Bäume am Marienplatz

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Eines ist Günter Fries wichtig zu betonen: seine Aktion richte sich ausdrücklich nicht gegen die Stadt, ganz im Gegenteil. Stattdessen soll die von ihm gestartete Petition gegen die Fällung der Linden am Marienplatz Ebersberg, besonders aber das Stadtbild vor Schaden bewahren. Die Sorge um die Bäume war entstanden, als im Herbst die ersten Entwürfe für den Umbau des Marienplatzes vorgestellt wurden. Die meisten Planer hatten sich für einen baumlosen Platz ausgesprochen. Nun hat Fries die Liste an Bürgermeister Walter Brilmayer übergeben, und der zeigte sich von Fries' Aktion sehr angetan.

Bei einer Tasse Kaffee im Bürgermeisterbüro sprachen Fries und Brilmayer am Dienstag über das Ergebnis der Petition, und darüber, wie es mit dem Marienplatz weiter geht. "Ich bin dankbar für so etwas", lobte Brilmayer die Unterschriftensammlung, es sei ihm immer wichtig gewesen, dass sich die Bürger an der Neugestaltung des Marienplatzes beteiligen. Deshalb habe man bereits vor dem Ende des Architektenwettbewerbs per Aufruf im Stadtmagazin um Vorschläge für den Platz gesucht, gut 50 gingen damals bei der Stadt ein. Außerdem gab es zwei Workshops mit den Anwohnern und den Geschäftsleuten zu dem Thema. Zur Präsentation der Pläne im Rathaus wurden die Bürger ebenfalls nach ihrer Meinung gefragt, so Brilmayer - und die fiel bei einer Sache sehr deutlich aus, die meisten wünschten sich, dass die Bäume erhalten bleiben. Aber auch im Gespräch mit den Bürgern habe sich gezeigt, dass die meisten keinen baumlosen Marienplatz wollten, sagte Brilmayer, "die Erste, die mich geschimpft hat, war meine Frau".

Viel Blech, aber auch etwas Grün gibt es am Marienplatz. Letzteres soll nach Meinung von mehr als eintausend Ebersbergern auch erhalten bleiben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Schimpfen will Günter Fries weder den Bürgermeister noch die Planer, "in die architektonische Gestaltung mische ich mich nicht ein". Allerdings habe ihn "der freie Blick auf den Marienplatz" in den meisten Entwürfen der Architekten "etwas verschreckt". Daraufhin startete er seine Petition im Internet und traf offenbar einen Nerv: Insgesamt 1003 Ebersberger, beinahe jeder zehnte Einwohner, sahen die Sache ähnlich wie Günter Fries, und haben sich entweder im Internet oder handschriftlich auf den Listen eingetragen. Neben den Unterschriften übergab Fries auch eine Liste mit Fragen an die Stadt - zuallererst jene, ob und wie es angesichts der knappen Kassen mit dem Umbau des Marienplatzes weiter gehen wird.

Dass es weiter geht, ist für den Bürgermeister klar, "mittelfristig soll der Platz aufgewertet werden", dies sei ein wichtiger Teil des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Allerdings sei eine Umsetzung in nächster Zeit nicht möglich, "heuer gibt es dafür überhaupt kein Geld im Haushalt", so Brilmayer, "das wird wohl noch ein paar Jahre dauern." Trotzdem habe sich der Architektenwettbewerb bereits jetzt gelohnt, so der Bürgermeister, schließlich gab es einige wichtige Erkenntnisse. Etwa, dass sich die jahrelang diskutierte Tiefgarage unter dem Platz nicht umsetzen lässt - zumindest nicht zu einem vernünftigen Preis.

Aber auch politisch und planerisch bleibe noch einiges zu tun: "Es gibt einen Entwurf, aber es gibt noch keinen Stadtratsbeschluss", betonte Brilmayer. Zudem sei der baumlose Entwurf, wie er präsentiert wurde, keinesfalls bindend, "selbstverständlich kann man die Bäume lassen, wenn die Stadt es will". Auch der von Fries angeregten Idee einer Bürgerbefragung oder eines Bürgerentscheides gegenüber zeigte sich Brilmayer aufgeschlossen, dies könne er sich sehr gut vorstellen. Schließlich sollen sich die Ebersberger auf dem Marienplatz wohlfühlen "und nicht draufschauen und sagen: Die spinnen."

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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