Ebersberg:Für den Extremfall gerüstet

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Sollte es in einer Unterkunft brennen, werden Flüchtlinge kurzfristig in Schulen und Pfarrheimen untergebracht

Von Isabel Meixner, Ebersberg

Es war vermutlich nur ein glimmender Zigarettenstummel, der Mitte Januar ein Feuer in der Dreifachturnhalle in Markt Schwaben ausgelöst hat, in der derzeit mehr als 200 Flüchtlinge untergebracht sind. Doch der Brand ließ einige Fragen aufflammen in der Gemeinde: Werden mit Flüchtlingen Evakuierungsübungen gemacht? Wo werden sie im Winter während der Löscharbeiten hingebracht, damit sie bei eisigen Temperaturen nicht stundenlang in der Kälte stehen müssen? Und was passiert mit ihnen, wenn ihre Unterkunft im schlimmsten Fall nicht mehr nutzbar ist?

Auf die letzte Frage gibt es im Landratsamt Ebersberg offenbar keinen konkreten Notfallplan. "Das wird aus der jeweiligen Situation heraus geplant", heißt es auf Anfrage. Allerdings hat das Landratsamt eine Liste von Örtlichkeiten aufgestellt, in denen in Sammelunterkünften untergebrachte Flüchtlinge kurzfristig, also für ein paar Stunden, ein Dach über dem Kopf finden, wenn es zum Beispiel in ihrer Unterkunft wie jüngst in Markt Schwaben brennt. Die Liste umfasst Schulen, weitere Turnhallen oder Pfarrheime; so etwa in Poing, wo derzeit in der Turnhalle der Realschule und der Seerosenschule Asylbewerber untergebracht sind. Dort hat erst vorige Woche ein Gespräch zwischen Vertretern von Gemeinde, Landratsamt und Schulen zum Evakuierungsplan stattgefunden. Dabei wurde klar, dass das Landratsamt mehrgleisig wird fahren müssen: An Wochenenden oder nachmittags kann man auf die benachbarte Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule ausweichen, ansonsten stünden das Bürgerhaus, das Jugendzentrum, die Pfarrheime oder auf die Turnhalle der Grundschule in der Karl-Sittler-Straße bereit.

In Markt Schwaben zeigte sich Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) wenig begeistert, als in der Januar-Sitzung des Gemeinderats die Anfrage des Landratsamts angesprochen wurde: "Das kann jetzt wirklich nicht auch noch unsere Aufgabe sein." Die Möglichkeiten, Flüchtlinge unterzubringen, sind im Ort begrenzt, die Quartiere, die dauerhaft geeignet sind, hat die Gemeinde dem Landratsamt bereits gemeldet. Dennoch stehen auch hier Ausweichquartiere für den Evakuierungsfall bereits: die frisch sanierte Realschulturnhalle zum einen und der Unterbräusaal zum anderen. Sollte im Containerdorf am Erlberg ein Feuer ausbrechen, können die Flüchtlinge im Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht werden. Doch das seien alles nur kurzfristige Lösungen, betont Hohmann.

Auch die Stadt Ebersberg hat Evakuierungsorte für die Notunterkunft in der Realschulturnhalle gemeldet. Hier steht außerhalb der Unterrichtszeiten die Realschule selbst zur Verfügung. Alternativ wird auf die nahe gelegene Dr.-Wintrich-Dreifachturnhalle oder das Gebäude neben der Bücherei in der Baldestraße ausgewichen. In Kirchseeon würde die ATSV-Halle als Warteraum genutzt.

Mit den Bewohnern der Massenunterkünfte werde der Notfall simuliert werden, sagt die Pressesprecherin des Landratsamts, Evelyn Schwaiger. Diese Übungen seien mit den Brandschutzübungen der Schulen gekoppelt. Diese müssen mindestens zweimal pro Jahr stattfinden. Damit die Flucht- und Rettungswege in den Unterkünften frei sind, hat das Landratsamt Ende vergangenen Jahres damit begonnen, Stühle und Tische aus den Hallen zu verbannen. Helferkreise kritisierten das, weil die Asylbewerber nun auf dem Boden oder dem Bett essen müssen. Doch für die Sicherheit ist das unabdingbar: Im Notfall müssen teils mehr als 200 Flüchtlinge schnellstmöglich die Unterkunft verlassen können.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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