Ebersberg:Folgenreicher Faschingsscherz

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Eine fingierte Straßensperre der Feuerwehren am Unsinnigen Donnerstag ruft nun die Kriminalpolizei auf den Plan.

Alexandra Leuthner

Eigentlich ging alles mit rechten Dingen zu. Die beiden Feuerwehren Grafing und Ebersberg konnten eine verkehrsrechtliche Anweisung für eine Straßensperrung vorlegen. Die Polizei wusste Bescheid, schon im Vorfeld war in der Presse über die Einrichtung einer Mautstelle zur Probe am Kapser Berg zwischen Grafing und Ebersberg berichtet worden. Alles schien in Ordnung. Die Autofahrer trugen es mit Fassung, sogar mit Humor, schließlich schrieb man ja den Unsinnigen Donnerstag. Und jetzt kommt plötzlich die Kriminalpolizei ins Spiel. Der Vorgang sei auf dem Postweg zu ihm nach Erding, so der zuständige Beamte Max Ganser.

Erst hatten die Feuerwehren ihre Mauthäuschen zwischen Grafing und Ebersberg aufgebaut - um sie später mit zur Faschingsfeier zu bringen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Was war passiert? Die Feuerwehren der beiden Nachbarorte hatten sich einen Faschingsscherz erlaubt. Entstanden war die Idee, wie es halt so ist, beim kameradschaftlichen Zusammensitzen. Über die "neue Grenzstraße" zwischen Ebersberg und Grafing habe man gewitzelt, erzählt der Ebersberger Feuerwehrkommandant Ulrich Proske. Die Verbindungsstraße ist seit Öffnung der Umgehung als reine Anliegerstraße deklariert, wird aber von zahlreichen Ortskundigen weiter genutzt. "Da müssen wir mal was machen", habe es geheißen.

Und dann hätten sich beide Feuerwehren hingesetzt, jede ihr eigenes Grenzhäuschen gebaut, das eine in schwarz-gelb, das andere in rot-grün, den Gemeindefarben eben. Es gab einen Schlagbaum, eine eigens entworfene Bierdeckel-Vignette, deren provisorische Fassung man aus der Zeitung ausschneiden konnte. "Es ist wirklich eine gigantische Sache geworden, die Aktion war super", so Proske.

Natürlich gab es am Schlagbaum auch Beamte, in mehr oder weniger fantasievollen Kostümen, die sich die Fahrsünder scheinbar notierten - so um die 400 seien es gewesen, die an diesem Tag ein "Anliegen" über den Kapser Berg geführt habe, merkt Proske augenzwinkernd an. Das einzige Dumme war nur, dass sich zwei Feuerwehrkameraden in Bundeswehruniform, Barett und einer Art Polizeimantel, vor allem aber mit täuschend echten Feuerwaffen fotografieren ließen - damit nämlich geriet die Sache außer Kontrolle.

Wie Franz Tischler, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Ebersberg erklärt, müsse die Polizei Ermittlungen aufnehmen, wenn eine solche Waffe - im Gesetz heißt das Anscheinswaffe - in der Öffentlichkeit getragen werde, da lasse der Gesetzgeber keinen Spielraum. Daher habe man den Fall an die Kriminalpolizei Erding abgegeben. Dort scheint man nicht unbedingt erbaut über die Angelegenheit. Roland Frick, im Augenblick Dienststellenleiter, will sie jedenfalls als "nicht so hochkarätig" sehen, da habe man doch ganz andere Delikte zu bearbeiten.

Wie auch immer, Ganser wird den Umschlag von den Ebersberger Kollegen öffnen müssen. Dann werde er sich die besagten Waffen wohl vor Ort anschauen und sie, wenn es sich nicht "ganz offensichtlich um Spielzeugwaffen handelt", sogar mitnehmen müssen, sagt er. Es liege ihm allerdings keine Anzeige vor, auch gebe es keinen Beschuldigten.

Feuerwehrchef Proske, der schon befürchtet hatte, dass "der Staatsschutz anrücken" werde, "oder gar die CIA", wird das mit gemischten Gefühlen hören. Sein Grafinger Kollege Georg Schlechte wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern, ließ aber durchblicken, dass er sich über die bürokratischen Folgen des humorig gemeinten Klamauks doch ärgere.

© SZ vom 11.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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