Ebersberg:"Es fängt gut an"

Lesezeit: 3 min

Die Generalsanierung des Hallenbads Ebersberg hat begonnen. Damit die Menschen dort Ende 2022 wieder schwimmen können, sind die Arbeiter auf pünktliche Lieferungen angewiesen. Ein Besuch auf der Baustelle zwischen alt und neu

Von Nathalie Stenger, Ebersberg

Der Volleyball liegt einsam am Rand der Bahn eins und sieht so aus, als wäre er lange und oft in Gebrauch gewesen. Doch obwohl nur noch so wenig Luft drin ist, kickt ihn Bürgermeister Uli Proske (parteilos) vom Boden des leeren Schwimmbeckens bis hoch an die Decke. Der Ball prallt gegen den Balken und landet schließlich wieder auf den Fliesen. Doch viel kaputt gehen kann hier nicht mehr: "Wir bauen zurück auf den Rohbau", sagt Architekt Wolfgang Gollwitzer.

Es ist Montagvormittag, Baubeginn der Generalsanierung des Hallenbads Ebersberg und es wird schon fleißig gehämmert und gearbeitet. Während Bürgermeister Proske, Architekt Gollwitzer und Christian Stalla vom Bauamt der Stadt also durch das geschlossene Bad führen, werden Teile davon schon von Arbeitern der Abbruchfirma hin und her getragen. Überreste der Spinde und Garderoben stehen vor den Fenstern, das Gerüst eines langen Keschers liegt ebenfalls dabei. Nur der "Springen verboten"-Schriftzug prangt noch gut zu lesen an der Wand und erinnert an einen gewöhnlichen Schwimmbetrieb.

Wegen Corona darf hier ohnehin nicht gebadet werden. Da kommen die Bauarbeiten zur richtigen Zeit. (Foto: Christian Endt)

Im vergangenen Jahr fiel die Entscheidung im Stadtrat, die etwa 50 Jahre alte Schwimmhalle zu sanieren. Das heißt unter anderem: Neue Fenster, Duschen und Garderoben, ein neues Becken sowie eine neue Decke für das Gebäude. "In der Komplementärfarbe blau", so Gollwitzer, "damit das Orange nicht mehr so fremd ist." Damit meint er die gelborangenen Elemente an Ost- und Westseite der Halle, die an die Piktogramme von Grafikdesigner Otl Aicher angelehnt sind. In Ebersberg gibt es sie in Form des Kraulers und Rückenschwimmers, wie man sie auch von Olympia 1972 in München kennt. "Die werden abgenommen und restauriert", so der Architekt. Die Piktogramme sehen wirklich nicht mehr so frisch aus, viele der Quadrate aus Blech und Kunststoff sind eingedellt. "Das ist gar nicht so aufgefallen, als noch Wasser im Becken war", sagt Proske.

Doch nicht nur die Farben sind wichtig bei der Deckengestaltung: "Eine abgehängte Decke aus Akustiklamellen sorgt für eine normale Nachhallzeit im Raum", so der Architekt, der Dachträger bleibe dabei erhalten. Genauso wie ein Großteil der Haustechnik im Keller oder etwa die Bodenwassertechnik. Auch das bestehende Becken wird nicht grundlegend verändert. Eine Treppe soll das Einsteigen ins Wasser erleichtern, der Boden wird nicht gefliest, sondern mit Edelstahl verkleidet. Diese Entscheidung für das hochwertige Material im Ausschuss sei sinnvoll gewesen, so Gollwitzer, besonders in Bezug auf die Nachhaltigkeit.

Bürgermeister Uli Proske am Montag im Ebersberger Hallenbad, wo nun gearbeitet wird. (Foto: Christian Endt)

Neu wird vor allem eins: Das Kursbecken. An die Stelle des kleinen Kinderplanschbeckens am Rande der Halle soll es kommen, mit einer Größe von etwa 40 bis 45 Quadratmetern und einer Wassertiefe von 1,20 Metern. Dafür werde die Außenwand versetzt, so der Architekt. Einen Ersatz für das Kinderbecken gebe es nicht, allerdings - so bestätigen die Anwesenden - lasse sich das große Becken mit einer Wassertiefe von 1,80 Metern durch den Hubboden, der auch nach der Sanierung bestehen bleibe, bis auf 30 Zentimeter unterhalb des Beckenrands anheben. Die beiden Becken nebeneinander ermöglichen es, dass Erwachsene und ihre Kinder gleichzeitig schwimmen können. Die Großen alleine, die Kleinen zum Beispiel bei einem Schwimmkurs. Gerade in diesen Zeiten sehr wichtig: "Der Bedarf an Schwimmkursen ist extrem groß", so Gollwitzer.

Die Umkleiden werde man umarrangieren, erklärt Christian Stalla vom Bauamt. Mehr Platz gebe es dadurch aber natürlich nicht. Wie auch jetzt schon seien Sammelumkleiden für Damen und Herren geplant, dazu Einzelkabinen und, das sei neu, eine große behindertengerechte Umkleide, die auch als Familienumkleide fungiere. Die Farbgestaltung für diesen Teil des Gebäudes: Elemente in rot, grün und blau.

Der Einritt in das Hallenbad soll über einen Automaten mit Drehkreuz erfolgen, so Gollwitzer, derzeit gebe es hierbei keine Zeitbegrenzung für Besucher. "Das muss aber noch im Gremium entschieden werden", sagt er. Wichtig sei hierbei auch ein Automat, welcher der Kassenprüfverordnung entspreche, so Stalla.

Die Gesamtkosten für das größte Bauprojekt der Kreisstadt liegen bei aktuell 8,66 Millionen Euro, so rechnete es Gollwitzer im jüngsten Technischen Ausschuss des Stadtrats vor. Zuvor waren die Kosten beim offiziellen Start auf 7,7 Millionen Euro geschätzt worden. Fertig werden soll alles Ende 2022, so bestätigen er und der Bürgermeister die Planungen nun vor Ort. "Vorausgesetzt, die Firmen haben Kapazitäten und die Lieferungen werden pünktlich gebracht", so Gollwitzer. Die Firma für die Schadstoffentsorgung - der Bau aus den 70er Jahren enthält Asbest, giftige Chlorverbindungen und Kohlenwasserstoffe - sei bereits beauftragt. Der Architekt spricht auch das Problem der Dämmstoffversorgung für das neue Dach an. Wegen der zurückgegangenen Herstellung von Kerosin fehle das Abfallprodukt, das für die Herstellung von Dämmstoff benötigt werde, so Gollwitzer. "Aber es fängt gut an", sagt er dann mit Blick auf die bereits getane Arbeit der Abbruchfirma und die Geräuschkulisse im Hintergrund.

© SZ vom 27.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: