Ebersberg/Erding:Die Plakat-Vandalen sind wieder unterwegs

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Besonders erwischt es Plakate der CSU, doch auch die AfD hat Verluste zu beklagen. Von 170 Plakaten im Wahlkreis Ebersberg/Erding wurden bereits 50 zerstört.

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Erding

Der Kandidat hat Farbe bekommen, rote Bäckchen, rote Lippen und einen entzückenden Augenaufschlag - allerdings nur auf dem Wahlplakat, das Unbekannte mit Filzstift "geschminkt" haben. Andreas Lenz, CSU-Bundestagskandidat, nimmt die Umgestaltung seines Konterfeis mit Humor, "es ist ja ganz erfrischend, wenn sich die Leute Mühe geben und die Gesichter auf Plakaten verzieren". Sein Filzstift-Make-up sei "harmlos und durchaus gelungen". Weniger lustig allerdings findet Lenz eine Umgestaltung seiner Wahlplakate in der Gemeinde Isen. Dort wurden auf mehrere davon große Aufkleber der rechtsradikalen Identitären Bewegung aufgebracht.

Am Samstag habe man die Plakate aufgestellt, sagt Oliver Schmid vom Isener CSU-Ortsverein, am Dienstagabend sei er dann von einem Parteifreund über die Aufkleber informiert worden. Auf mindestens fünf Plakaten - so der Stand bislang - wurde das Gesicht des Kandidaten großflächig mit dem Logo der Rechtsextremen, einem gelben Kreis mit Dreieck, überklebt. Für Schmid ein neues Phänomen: "Vandalismus kommt schon immer vor, da stehen wir drüber", etwa das mutwillige Beschädigen von Plakatständern oder die schon altbekannte Hitlerbärtchen-Schmierereien.

Propaganda für Rechtsradikale sei aber bislang nicht vorgekommen, so Schmid, man werde die Plakate nun schnellstmöglich austauschen oder überkleben. Wer für die Kleberei verantwortlich ist, wisse man noch nicht, sagt Schmid. Er habe aber recherchiert, wer diese Identitären sind: "Rechtsradikale, die auch Verbindungen haben zu anderen alternativen Parteien." Schließlich sei sogar der Bayern-Chef der AfD mit Leuten aus dem Umfeld der Identitären zusammen aufgetreten.

Allerdings scheint auch gerade die AfD heuer besonders vom Wahlplakat-Vandalismus betroffen. Wie Pressesprecher Christoph Birghan erläutert, sei bereits wenige Stunden nach Aufstellen der Plakate eine große Anzahl davon beschädigt oder ganz zerstört worden. Die AfD hat bereits Anzeige bei der Staatsschutzabteilung der Kripo Erding eingereicht und Verantwortliche für den Vandalismus ausgemacht. "Diese unsaubere Kampagne gegen die AfD wird leider auch von Scharfmachern der Altparteien und Teilen der Medien befeuert", ist sich Direktkandidatin Brigitte Fischbacher sicher.

Auch der Staatsschutz interessiert sich für die Randalierer

Dass in diesem Wahlkampf offenbar besonders viele AfD-Plakate Opfer des Vandalismus werden, kann Gerhard Karl von der Staatsschutzabteilung bestätigen. Demnach seien von den etwa 170 im Wahlkreis aufgestellten Plakaten bereits 50 zerstört oder beschädigt worden. Zwar hat es auch bei früheren Wahlen immer wieder Vandalismus gegeben, "aber dass es so massiv ist, das ist neu". Auch die Ebersberger Polizei ermittelt in der Sache, wie die Inspektion mitteilt, wurden zwischen Samstag und Mittwoch im Stadtgebiet Grafing und Ebersberg mehrere AfD-Plakate zerstört, andere wurden entfernt.

Dass sich der Staatsschutz für die Randalierer interessiert, liegt daran, dass ein politischer Hintergrund anzunehmen sei, so Karl. Schließlich seien in diesem Fall "gezielt Plakate einer Partei beschädigt worden". Allerdings gebe es auch immer wieder Fälle von ungezieltem Vandalismus, etwa, dass in einer Straße sämtliche Wahlplakate beschädigt oder zerstört werden.

Das kennt auch Daniel Kalteis, Geschäftsführer des SPD-Kreisverbandes Ebersberg. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Wahlplakate absichtlich beschädigt oder auch die Plakatständer demoliert werden, "manchmal nur die der SPD, manchmal von allen Parteien". Dabei geben sich die Randalierer oft richtig Mühe, Schaden anzurichten.

Etwa wenn die im Vergleich zu den hölzernen Modellen doch recht massiven Alu-Ständer verbogen werden oder die Plastikabdeckungen mit Feuerzeugen angekokelt werden. Heuer halte es sich bislang allerdings "im bekannten und üblichen Rahmen". Bislang haben die Randalierer offenbar nur in Zorneding zugeschlagen, zumindest hat der dortige Ortsverein Plakate nachbestellt als Ersatz für einige heruntergerissene Exemplare.

"Schwund ist immer", sagt auch Lenz, er geht davon aus, dass etwa jedes fünfte Plakat nicht bis zum Ende des Wahlkampfes durchhält, auch die Zahl der brauchbaren Plakatständer dürfte bis zum 24. September abnehmen. Nicht immer sind dafür aber Randalierer verantwortlich, manche Wahlwerbung kommt auch mit der Witterung nicht zurecht und manche Plakatständer würden nach dem Wahlkampf einfach vergessen.

© SZ vom 18.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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