Heizen und Co.:Energiekrise als Hoffnungsträger

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Dass die steigenden Preise die Menschen und Institutionen zur Sparsamkeit zwingen, könnte auch Positives mit sich bringen.

Kommentar von Vera Koschinski

Steigende Preise für existenzielle Dinge wie aktuell eben die Energie, mehren, quasi im Schlepptau, auch Sorgen und Nöte. Neben den Bürgern trifft dies genauso auf öffentliche Einrichtungen zu, auch dort blickt man sorgenvoll auf den Winter. Die Volkshochschulen etwa fragen sich, ob das Heizen künftig noch bezahlbar sein wird, oder ob die Besucher nur noch in zwiebelgeschichteter Kleidung und mit kalten Fingerspitzen an einem Vortrag oder Sprachkurs teilnehmen werden können. Das nächste Semester wird eine Herausforderung, zweifellos.

Aber so mancher sieht vielleicht nicht nur das Unangenehme an der ungewohnten Situation. Schließlich wurde die Gesellschaft schon lange vor den Folgen eines umweltfeindlichen Energieverbrauchs gewarnt - und nun ist zu sehen, wie diese Mahnungen so langsam in das Bewusstsein der Öffentlichkeit sickern. Vielleicht trägt die Krise sogar dazu bei, die Trägheit aus dem Handeln des Staats und seiner Bürger endgültig zu verbannen. Und ein VHS-Kurs bei 18 Grad lässt sich dafür schon mal aushalten, oder nicht?

Vielleicht sollten sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hierzulande künftig häufiger ein Beispiel an mit grüner Energie versorgten Ländern nehmen. Schließlich wäre das Ausmaß der Krise bei einem weiter fortgeschrittenen Umstieg auf umweltfreundlichere Energieerzeugung und -verwendung etwas übersichtlicher gewesen. Doch noch vor gut einem halben Jahr hatten viele Bürgerinnen und Bürger entsprechende Mahnungen, die vorwiegend aus jugendlichen Kreisen kamen, belächelt. Wichtige politische Maßnahmen wurden daher von Koalitionsvertrag zu Koalitionsvertrag geschoben.

Nun müssen eben viele auf die harte Art lernen, dass ein Umdenken notwendig ist. Den öffentlichen Einrichtungen wie auch den Privatverbrauchern, die der Kälte in diesem Winter auf ähnliche Weise trotzen müssen, bleibt somit wohl nur noch eines: konsequente Sparsamkeit. Dem gekippten Fenster über der voll aufgedrehten Heizung zur angenehmen Klimatisierung ist darum genauso zu entsagen wie dem Laufenlassen des Automotors beim sonntäglichen Brötchenholen.

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