Ebersberg:"Als ob morgen die Apokalypse kommt."

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Am Tag vor den Geschäftsschließungen wird in den Läden in Ebersberg noch einmal kräftig eingekauft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am letzten Tag vor Schließung der Geschäfte gibt es großen Kundenansturm in der Ebersberger Innenstadt.

Von Luisa Terkowsky, Serafina Rumm, Ebersberg

Ein buntes Treiben ist am Tag vor der Ladenschließung in und um die Geschäfte der Ebersberger Innenstadt zu beobachten. Vor allem am Montag und Dienstag herrscht großer Ansturm, die letzten Weihnachtsgeschenke müssen schließlich noch gekauft werden.

Nicht nur die Käufer scheinen hektisch zu sein, sondern auch die Verkäufer wirken gestresst, vereinzelt sogar nahezu verzweifelt. Viele Händler finden wegen der vielen Kundschaft sogar keine Zeit, über die aktuelle Situation Auskunft zu geben, wie beispielsweise eine Verkäuferin bei C&A. Das sagt wiederum viel über die kritische Situation aus.

"Als ob morgen die Apokalypse kommt." So beschreibt Björn Hartung vom Bücherladen Buchotter das intensive Einkaufsbedürfnis der Ebersberger. Höhepunkt findet es klar in den letzten zwei Tagen kurz vor der Schließung, seit November habe der Bücherladen allerdings schon Verkaufszahlen wie sonst zur Weihnachtszeit. Außerdem sei Lesen in der Corona-Zeit wieder mehr zum Trend geworden, beobachtet Hartung. Man findet mehr Zeit und Gelegenheit, zum Buch zu greifen. Das seien zwar zum Teil durchaus positive Entwicklungen, dennoch ist es eine Extremsituation und die Nerven sind angespannt, so Hartung. Dazu werden die Bestellungen den Kunden nämlich jetzt zugeliefert. Das bedeutet jedoch einen "sehr großen Aufwand" für die Buchhandlung.

Ebenfalls "Glück in der Branche" hat die Drachenstube, sagt Ladenbesitzerin Petra Behounek. "Kinderspielwaren werden immer gebraucht", meint sie. Vor allem zur Weihnachtszeit. Sie spricht zudem ein Lob an ihre Kunden aus, die generell schon früh mit den Weihnachtseinkäufen dran waren. "Bereits im Oktober konnten wir schon das Weihnachtsgeschenkpapier rausholen." Die Drachenstube sei zudem online gut ausgestattet. Die bereits getätigten Bestellungen sollen nun auch während des verstärkten Lockdowns noch an die Kunden zugestellt werden. Dazu soll der Bestellservice Ausfahrten im Stadtgebiet Ebersberg ermöglichen.

Doch nicht alle Geschäfte können von Glück im Unglück und Frustlosigkeit sprechen. In vielen Kleidungsgeschäften tummeln sich die Kunden und angepriesene Prozentaktionen zieren die Schaufenster. Das gilt nicht für alle.

Bahargul Konrad, Besitzerin der Boutique "Konrad", erzählt, sie habe in letzter Zeit sehr wenig Kundschaft gehabt. Der Ansturm der vergangenen Tage erreicht den kleinen Laden am Rand des Ebersberger Marktplatzes nicht. "Die Leute haben wohl zurzeit andere Probleme und Gedanken", vermutet Konrad. Ihre Stammkunden kommen glücklicherweise noch, um sie zu unterstützen. Doch nach Änderungen an Kleidungsstücken, welche sie ebenfalls anbietet, sei auffallend wenig nachgefragt worden. "Vielleicht fehlt den Menschen ein Anlass, neue Kleidung zu tragen und somit zu kaufen", sagt sie. Dennoch versuche sie, positiv zu bleiben und tröstet sich damit, weitaus nicht die einzige Betroffene im Einzelhandel zu sein.

Für jedes Geschäft stellt die Schließung durch den verstärkte Lockdown eine Krise und Umstellung da. Auch wenn die Kaufwütigkeit der vergangenen Tage eine kurzzeitige Verkaufssteigerung für viele Ebersberger Geschäfte darstellt, sind dafür die nächsten Wochen eine umso größere Herausforderung. Besonders belastend ist die Ungewissheit, wie es weitergeht, wie Hartung vom Buchotter betont.

© SZ vom 16.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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