Ebersberg:Einseitige Beruhigung

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Fraktionsübergreifend kritisieren Grafings Stadträte die Sperrung der Kapser Allee: Sie helfe nur Ebersberger Wohngebieten

Martin Mühlfenzl

Eine seltsam anmutende Einigkeit herrscht dieser Tage unter den Fraktionen des Grafinger Stadtrates. Die Spitzen der Christsozialen, Sozialdemokraten und Grünen sehnen sich nach der alten Ortsverbindung zwischen ihrer Kommune und der Nachbarstadt Ebersberg über die Kapser Allee. Denn diese ist seit der Eröffnung der Ebersberger Südumfahrung nur noch für Anliegerverkehr und den öffentlichen Nahverkehr geöffnet. "Die direkte Verbindung sollte wieder geöffnet werden", fordert Wolfgang Huber, Ortsverbandsvorsitzender der Grünen. "Hier wird eine Straße, die erst vor kurzem saniert wurde, nicht genutzt", sagt auch CSU-Bezirksrat Thomas Huber. "Das kann eigentlich nicht im Sinne des Erfinders sein."

Die Kapser Allee bleibt weiterhin für den Durchgangsverkehr gesperrt - nur Anlieger und der öffentliche Nahverkehr dürfen die alte Ortsverbindung befahren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In gemeinsamer Absprache hatten sich Ebersbergs Rathauschef Walter Brilmayer (CSU) und sein Grafinger Kollege Rudolf Heiler (FW) darauf verständigt, die ehemalige direkte Verbindung zu kappen und den Verkehr über die Südumgehung umzuleiten. Diese neue Verkehrsführung wird darüber hinaus durch das Planstellungsverfahren der Regierung von Oberbayern empfohlen und soll zunächst in einer sechsmonatigen Testphase erprobt werden.

Doch in Grafing regt sich heftiger Widerstand gegen diese Neuregelung - die Stadträte befürchten eine Benachteiligung der eigenen Bürger und eine Bevorzugung der Nachbarstadt. "Ziel der Sperrung der Kapser Allee ist es ja, die Wohngebiete Moosteffl und Gsprait in Ebersberg zu entlasten", erläutert SPD-Stadtrat Olaf Rautenberg. "Aber die Leidtragenden sind in diesem Fall die Anwohner der Münchner Straße in Grafing. Hier fand ein Betrug statt." Der Wähler, so der Sozialdemokrat, sei belogen und der Steuerzahler betrogen worden: "Uns wurde versprochen, dass mit der Eröffnung der Südumgehung und der damit einhergehenden Sperrung der Kapser Alle der Verkehr in der Wasserburger Straße Richtung Wiesham deutlich zurückgehen wird - aber davon ist nichts zu spüren." Diese ausbleibende Konsequenz nach Eröffnung der Ebersberger Ortsumfahrung sei ein Betrug am Steuerzahler: "Und dasselbe wird uns bei der eigenen Ostumfahrung wohl auch passieren." Der Vorstand des SPD-Ortsvereins habe sich daher intensiv mit der Thematik beschäftigt und befürworte eine Öffnung der Allee für den Verbindungsverkehr zwischen beiden Städten. Tatsächlich wird schon bei kurzer Verweildauer in der Wasserburger Straße deutlich, dass die fragliche Strecke intensiv genutzt wird. Dies liegt freilich auch daran, dass die Trasse weiterhin Teil der Staatsstraße 2080 ist und somit als Zubringer zur neuen B 304 bei Gsprait dient.

Die Forderung nach einer Öffnung der Kapser Allee unterstützen auch die Grafinger Grünen, die ebenfalls die zunehmende Verkehrsbelastung in der Wasserburger Straße kritisieren. "Hier ist nichts von der versprochenen Entlastung für die Anwohner zu spüren", betont Ortsverbandsvorsitzender Huber. "Das liegt daran, dass zwar neue Straßen gebaut werden, aber nicht über eine sinnvolle Mobilitätsplanung nachgedacht wird." Die Südumgehung und die Sperrung der Kapser Allee brächten zwar der Kreisstadt Vorteile, erläutert der Grüne. Doch der Verkehr werde zusätzlich nach Grafing verlagert. "Hinzu kommt, dass die Wege über die Südumgehung nach Ebersberg deutlich weiter werden und damit auch der Verbrauch deutlich steigt", moniert Huber. "Die Erfahrungen, die wir jetzt machen, zeigen, dass unser Votum gegen die geplante Ostumfahrung richtig ist."

Ein Votum gegen die Ost-Umfahrung will CSU-Pressesprecher Thomas Huber freilich nicht heraufbeschwören, doch der Christsoziale drängt ebenfalls vehement auf die Wiederherstellung der alten Trasse: "Denn das ist die einzig sinnvolle Verbindung der beiden Städte. Hier wurde ohne große Diskussion eine Regelung geschaffen, die nicht im Sinne der Bürger ist."

Dem widerspricht Bürgermeister Rudolf Heiler, obwohl er die Nöte der Bürger kennt: "Wir wissen im Rathaus um die Belastung. Aber wir müssen uns auch am Planfeststellungsverfahren orientieren." Darin sei beiden Städten die Schließung der Allee empfohlen worden: "Daran haben wir uns gehalten und werden nach der Testphase in einem halbem Jahr prüfen, ob möglicherweise Änderungen durchgeführt werden müssen."

© SZ vom 21.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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