Ebersberg:Ein Viertel der Stellen unbesetzt

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"Flüchtlinge können der Schlüssel zur Lösung des Azubimangels werden", sagt Georg Reischl. (Foto: Hinz-Rosin)

Betriebe schließen deutlich weniger neue Lehrverträge ab

Trotz aller Anstrengungen in der Akquise von Lehrlingen sind die Ausbildungszahlen im Landkreis Ebersberg weiter rückläufig: Insgesamt haben die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistung bis Jahresende 2015 nur 346 Auszubildende neu eingestellt, 13 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Damit liegt der Landkreis deutlich über dem oberbayerischen Schnitt. Hier ging die Anzahl der Neu-Verträge um 0,3 Prozent zurück. Dies geht aus der aktuellen Ausbildungsstatistik der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern hervor.

"Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen ist ungebrochen. Doch es gehen ihnen schlichtweg die Azubis aus und das stellt die Betriebe bei der Fachkräftesicherung vor riesige Probleme", warnt Georg Reischl, Vorsitzender des IHK-Gremiums Ebersberg. Der Azubimangel macht sich dabei sowohl bei den gewerblich-technischen (minus 19 Prozent) als auch bei den kaufmännischen Berufen (minus 11 Prozent) bemerkbar. Vor allem in der Metalltechnik gingen die Neuabschlüsse zurück (46 Neu-Verträge/Vorjahr 65). Weniger neue Ausbildungsverhältnisse wurden zudem im Groß- und Außenhandel (64/Vorjahr 80) sowie für Industriekaufleute (10/Vorjahr 18) abgeschlossen. "Das Problem geht jedoch quer durch alle Branchen", so Reischl. Insgesamt wurden der Arbeitsagentur im vergangenen Jahr mehr als 600 freie Ausbildungsplätze für den Landkreis Ebersberg gemeldet. Da von blieben jedoch gut 150 (Stichtag 30. September) unbesetzt. Gleichzeitig wurden bei der Agentur für Arbeit nur noch acht unversorgte Ausbildungsbewerber verzeichnet. "Es ist höchste Zeit, zu handeln", sagt Reischl. "Flüchtlinge können dabei der Schlüssel zur Lösung des Azubimangels werden". Dazu sei die rasche und zielgerichtete Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt dringend notwendig. "Das von den bayerischen IHKs entwickelte "3+2 Modell" habe letztendlich bewirkt, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, nicht nur für die Dauer ihrer dreijährigen Ausbildungszeit ein Bleiberecht haben, sondern darüber hinaus auch in den folgenden zwei Jahren nicht abgeschoben werden dürfen", sagt der IHK-Gremiumsvorsitzende.

Derzeit erlernen im Landkreis Ebersberg 88 ausländische Jugendliche (Vorjahr 82) einen Ausbildungsberuf bei Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Ihr Anteil an den insgesamt 944 Auszubildenden in IHK-Berufen wächst kontinuierlich und liegt momentan bei 9,3 Prozent. Damit die Integration in den Arbeitsmarkt weiter gelingt, wird die Wirtschaft selbst in Vorleistung gehen: Dazu stellen die bayerischen IHKs acht Millionen Euro für berufs- und ausbildungsbegleitende Sprachförderung, den Aufbau von Unterstützungsstrukturen oder die spezifische Fortbildung von Ausbildern für Flüchtlinge zur Verfügung.

© SZ vom 15.02.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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