Ebersberg:Ein Licht geht auf

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Beim Tag der offenen Tür der Energieagentur Ebersberg können Besucher spielerisch erfahren, worauf es beim Klimaschutz ankommt und was sie selbst tun können

Von Jessica Morof, Ebersberg

Willie Stiehler tritt locker in die Pedale des Hometrainers und sofort leuchtet die LED-Glühbirne auf, die an einer Armatur am Lenker befestigt ist. Die Energie dafür hat sein Treten bereitgestellt. "Man merkt kaum einen Unterschied, ob die Birne angeschaltet ist oder nicht", sagt er. Dann schaltet er eine 60-Watt Glühbirne an - und gleich fällt ihm das Treten viel schwerer. "Man spürt jetzt in den Beinen, dass die Glühbirne mehr Energie braucht."

Unter dem Titel "Klimaschutz erleben" hat die Energieagentur Ebersberg zu einem Tag der offenen Tür in ihre neuen Räume im alten Postgebäude eingeladen. An sieben Stationen konnten die Besucher sich über die Fortschritte und Schwierigkeiten der Energiewende im Landkreis sowie über das Engagement der Energieagentur informieren. Denn die Agentur sei, so die Begrüßungsworte von Landrat Robert Niedergesäß, "der Motor der Energiewende im Landkreis geworden".

Den Landrat freut's: Eine Landkarte zeigt umweltfreundliche Kraftwerke. (Foto: Christian Endt)

Wie ein großes Spielbrett mutet die etwa ein auf zwei Meter große Landkreis-Karte in der Mitte des Raumes an: Gelbe, grüne, rote, blaue und weiße Figuren sowie eine emporragende Miniatur eines Windrades sind darauf verteilt wie Spielfiguren. Sie zeigen, wo Windkraft-, Biogas-, Wasser- und Fotovoltaikanlagen stehen. Schön bunt sei es auf der Karte, lobt Hans Gröbmayr. Doch der Geschäftsführer der Energieagentur und Klimaschutzmanager des Landkreises betont: "So lange hier nicht alles Gelb, Rot, Grün und Weiß ist, ist die Energiewende nicht geschafft."

An einer Station können die Besucher deshalb vom Fachmann abschätzen lassen, ob Fotovoltaik auf dem eigenen Dach möglich ist und wie viel Energie diese erwirtschaften könnte. Außerdem beraten Mitarbeiter der Energieagentur die Besucher, wie sie in Haushalt und Betrieb CO2 einsparen können. Denn: Noch viel wichtiger als der Ausbau regenerativer Energien sei ein effizienter Umgang mit Strom, Wasser und Wärme, sagt Gröbmayr.

Vorantreiben will die Agentur das Bewusstsein dafür unter anderem mit Klimaschulen und Energiescouts. Über diese Projekte informieren an einem weiteren Stand Marion Eder und Lisa Huber, die aktuell mit Schülern an elf Schulen im Landkreis arbeiten. "Wir wollen, dass die Schüler lernen, achtsam und reflektiert mit Energie umzugehen", erläutert Eder. Spielerisch soll es bei den Schulprojekten zugehen, was das Anschauungsmaterial beim Tag der offenen Tür beweist. Der Hometrainer, auf dem Willie Stiehler in die Pedale tritt, ist eines der Instrumente, mit denen die Schüler sensibilisiert werden sollen.

Pünktlich zum besseren Wetter gibt es auch einen Frühjahrs-Check fürs Radl. (Foto: Christian Endt)

Gestrampelt wird auch auf der anderen Seite der Fensterfront, direkt vor dem Haupteingang des ehemaligen Postgebäudes. Dort steht Paul Lang vom Betrieb Radsport Lang mit drei Elektrofahrrädern. Modelle vom gemütlichen Damenrad mit Motorunterstützung bis hin zum Hightech-E-Bike mit Motorradcharakter stellt er den Besuchern vor und lässt auch die ein oder andere Testfahrt zu. Gleichzeitig bietet er einen kostenlosen Frühjahrs-Check für Räder mit und ohne Elektroantrieb an.

Einen ganz besonderen Anziehungspunkt finden die Besucher etwas abseits, seitlich des Bürogebäudes. Leise surrt es dort am frühen Nachmittag in der Einfahrt. Eine Frau, die sich gerade eine der Infotafeln ansieht, blickt überrascht auf und tritt dann schnell zur Seite. An ihr vorbei rollt fast lautlos ein blauer BMW i8 und stellt sich auf den Parkplatz zwischen einen i3 und einen Tesla. Dort können die Besucher der Energieagentur die Elektroautos begutachten, Fragen zu Preis sowie Ausstattung stellen und Probesitzen.

Jeder kann etwas bewirken: An Schulen werden Energiescouts ausgebildet. (Foto: Christian Endt)

Wie bei den Schulprojekten sollen auch die Besucher beim Tag der offenen Tür spielerisch an Klimaschutz und Energiewende herangeführt werden. Dass die Themen aber einen bitterernsten Hintergrund haben, zeigen die Schaubilder zum aktuellen Energiewendetempo. Denn von einer Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien ist der Landkreis noch weit entfernt. Hans Gröbmayr und Robert Niedergesäß freuen sich deshalb, dass der Tag der offenen Tür so gut ankommt. Dicht gedrängt stehen die Besucher bei der Eröffnung am Nachmittag vor den Infotafeln. Viele davon sind allerdings Bürgermeister und Klimaschutzmanager der Gemeinden sowie Mitarbeiter des Landratsamtes - und damit Akteure, die ohnehin in regem Kontakt mit der Energieagentur stehen.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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