Ebersberg:Die Mandeln sind der Dauerbrenner

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Obwohl der Autoscooter kurzfristig absagte, lockt der Kinder- und Seniorentag auf dem Ebersberger Volksfest viele Besucher an. Festwirt Martin Lohmeyer ist bislang positiv gestimmt - bei den Budenbetreibern ist die Stimmung hingegen durchwachsen.

Von Antonia Heil, Ebersberg

"Heid geh I, so vui is gwieß, Auf unser scheene Volksfestwies." So wie die Band LaBrassBanda in ihrem Lied "Bierzelt" halten es im ganzen Landkreis momentan viele Volksfest-Fans: Die Wiesn in Ebersberg zieht Menschen aller Altersgruppen an. Insbesondere am Kinder- und Seniorentag erfreuten sich am Dienstag wieder viele an den Buden und Fahrgeschäften.

Am frühen Nachmittag geht es an manchen Fahrgeschäften mehr zu, bei anderen weniger. Während sich vor dem Kinderkarussell die Mütter mit den Kleinkindern tummelten und alle miteinander riesigen Spaß haben, ist der Stand vom Dosenwerfen fast verwaist. Die Mitarbeiter dort sind aber zuversichtlich: "Bestimmt ändert sich das noch im Laufe der Woche."

Vor dem Stand tauchen zwei kleine Buben auf, etwa sieben Jahre alt. Ihre Augen leuchten, sie schnattern beide gleichzeitig kreuz und quer. Und sie halten einander an der Hand - noch, denn jeder zieht in eine andere Richtung, jeder hat etwas anderes Tolles entdeckt. Gar nicht so leicht, sich hier zu entscheiden: Aus der einen Ecke duftet es verführerisch, in einer anderen blinkt es verheißungsvoll und wieder woanders erklingen die typischen Fahrgeschäft-Lieder.

Pia auf dem Kletterbaum. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Jungs haben sich entschieden: Jetzt ist "Power Jumping" dran! Sie klettern begeistert jeder auf ein Trampolin und der Standbesitzer gurtet jedes Kind sorgfältig fest. "Inzwischen kann ich sehr genau sagen, wie viel eine Person wiegt", verrät er grinsend. Seit sechs Jahren komme er regelmäßig nach Ebersberg zum Volksfest. "Heuer läuft das Geschäft allerdings sehr schleppend", sagt er. Die Jungs haben genug gehüpft und ihrer Mutter fünf Euro für eine Tüte gebrannte Mandeln abgeschwatzt. "Die Mandeln werden bei uns am öftesten gekauft", sagt die Verkäuferin. "Sie sind sozusagen unser Dauerbrenner."

Für eine Brotzeit und einen Spezi oder auch eine erfrischende Mass Bier nehmen die Familien im Festzelt platz. Am Nebentisch sitzen Bauarbeiter, die sich hier ihren Leberkas schmecken lassen. Trachtler genießen die Atmosphäre bei einem zünftigen Schweinsbraten. Mittags gesellt sich Festwirt Martin Lohmeyer gerne in einem kurzen Päuschen zu seinen Stammgästen.

Torwandschießen vom TSV zugunsten der Jugendabteilung. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

"De Pausn brauch I unbedingt", sagt er und lächelt. "I bin nämlich scho seit sieben Uhr in der Früh do." Schließlich gelte es, das Zelt nach einem Abend des Feierns wieder sauber zu machen. Und dann steht ja schon der nächste Nachmittag und Abend an, für ihn und seine insgesamt 75 Angestellten. Und da ist das Küchenpersonal und die Security noch nicht einmal mit einberechnet. "Des is scho vui Aufwand",sagt der Festwirt. Aber er tue es gerne.

Lohmeyer verrät auch, warum es in diesem Jahr kein Autoscooter auf dem Volksfest gibt: Der Betreiber habe spontan zwei Wochen vor Festbeginn sein Fahrgeschäft verkauft. "Und so schnell bekommt ma halt koan Ersatz her." Seit 2010 hat Lohmeyer das Bierzelt, und er hat es nach seinem Geschmack gestaltet: Hell, nicht zu groß, mit aller moderner Technik, aber auch mit traditionellen Elementen. Alles ist durchdacht. Zum Beispiel spielt der Zaun rund um den Biergarten eine wichtige Rolle: Die Leute wollen das Gefühl haben, drinnen zu sein. "Der Zaun gibt ein gewisses Sicherheitsgefühl", so der Festwirt.

Über Bilanzen will Lohmeyer nicht sprechen, lieber über seine ersten Eindrücke nach dem Auftaktwochenende. Wichtig sei ihm, dass es überall in jeden Winkel des Zeltes gemütliches, aber helles Licht hinkommt. "Da gibt's koa Eckn, in der man sich nicht beobachtet fühlt, wenn man was Verbotenes macht." Auch deswegen sei es bisher dieses Jahr noch zu keinen Zwischenfällen in seinem Zelt gekommen. Auch hinter dem Zelt am Skaterpark habe sich die Lage entspannt, seit man vor ein paar Jahren dazu übergegangen sei, den Platz bei Dunkelheit auszuleuchten.

Alle, das sind die Leute aus Ebersberg und Umgebung. Denn bis auf einige Reisebusse vor ein paar Jahren habe das Ebersberger Volksfest selten Besucher von weiter weg angezogen. Die Heimeligkeit und entspannte Vertrautheit sei es, die die Stimmung im Bierzelt und draußen bei den Fahrgeschäften bestimme. Für viele gelte das Volksfest deswegen als Geheimtipp, so Lohmeyer: Die Aßlinger Feuerwehr komme etwa jedes Jahr aufs Ebersberger Volksfest und fahre nicht nach Rosenheim oder München. Dort gibt es zwar größere Zelte, die Stimmung gefalle den Feuerwehrlern in Ebersberg aber viel besser.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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