Ebersberg:Die Jagd nach der Lokomotive

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Die Musikschule zeigt im Alten Kino Buster Keatons Stummfilm "Der General" mit Live-Vertonung

In Zeiten des Stummfilms gehörte die Pianobegleitung zum Kinovergnügen dazu. Am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, wird im Alten Kino in Ebersberg der 1926 gedrehte Film "Der General" von Buster Keaton gezeigt, und zwar mit neuer Live-Vertonung.

Veranstalterin ist die Musikschule Ebersberg. "Der General" zählt zu Buster Keatons erfolgreichsten Filmproduktionen. Die Livemusik hierzu komponierte und spielt das Münchner Stummfilmtrio Tempo Nuovo, dessen Vertonungen im Münchner Gasteig seit Jahren ein begeistertes Publikum finden. Hans Wolf, der Pianist und Moderator des Trios, ist Klavierpädagoge an der Ebersberger Musikschule und macht mit seinen Partnern Thomas Hüther (Flöte und Percussion) und Stephan Lanius (Kontrabass) den "General" zum neuen Erlebnis. Aufgrund seiner stringenten Dramaturgie und brillanten Bildgestaltung ist "Der General" eine der bedeutendsten, aber auch teuersten Komödien der Filmgeschichte, ein zeitloses Meisterwerk, das auf dem Höhepunkt von Keatons Ruhm entstand. Er sprüht vor Situationskomik und waghalsigen Stunts - alle mit Buster Keaton selbst gedreht - und enthält wunderbare Spannungsbögen und einen Schuss Melancholie.

Nach einer wahren Begebenheit aus dem amerikanischen Bürgerkrieg gedreht, erzählt dieser Film die Geschichte des Lokführers Johnnie Gray (Buster Keaton), dem Unionstruppen seine geliebte Lokomotive, den "General" stehlen. Johnnie fasst dies als persönlichen Affront auf und macht sich auf den Weg, um seinen "General" zurückzubekommen. Keaton lässt eine Kette absurder Ereignisse ablaufen. Katastrophe folgt auf Katastrophe, stets übersteht Johnnie sie nahezu unbeschadet, während er selbst reichlich Tote und Verletzte hinterlässt auf der Jagd nach seiner heiß geliebten Lok.

Idee und Konzept zur Vertonung stammen von Hans Wolf. Er hat mit seinen Triopartnern eine Musik komponiert, die Witz, Tempo und Musikalität des Films aufgreift, begleitet und kommentiert. Die Musik gewinnt eine eigenständige Rolle, sie hat deutende Funktion. Diese Bedeutung wird mehr und mehr wiederentdeckt. Musikalische Kompositionen für Stummfilme erleben vor allem seit den 1990er-Jahren eine Renaissance. Von der Gefahr, Musik für den Stummfilm auf eine bloß illustrierende Funktion zu reduzieren, ist das Trio weit entfernt. Indem es unterschiedliche musikalische Stilrichtungen aufgreift und verfremdet, verschiedene Klangquellen einbezieht, improvisiert, experimentiert, das Klangspektrum der Instrumente erweitert, Rhythmen verschiebt und vieles mehr, knüpft es an die Innovationen der musikalischen Avantgarde in den 1920er-Jahren an.

Hans Wolf, der Pianist und Moderator des Trios, ist als Klavierpädagoge an der Ebersberger Musikschule im Landkreis kein Unbekannter. In seinem Unterricht, so Musikschulleiter Peter Pfaff, schaffe Wolf ein Klima, das die Distanz zu gedruckten Noten abbaue und den Schülern Raum öffne für Variationen und Improvisation. Einlass ist um 19.15 Uhr, Tickets kosten zwölf, ermäßigt acht Euro.

© SZ vom 23.01.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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