Ebersberg:Die Bauern sehen rot

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Kreisvorstand warnt vor niedrigen TTIP-Standards

Die deutschen Standards bei den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP zu schützen, ist dem Kreisvorstand Ebersberg des Bauernverbandes (BBV) ein großes Anliegen. Das zeigte sie kürzlich bei der erweiterten Bezirksversammlung mit ihrem Motto "Keinen Schritt über die Rote Linie". Denn die gesellschaftlichen und politischen Erwartungen der EU und USA an die Lebensmittelerzeugung seien sehr unterschiedlich.

In der EU, besonders in Deutschland, räume man der Qualität im gesamten Erzeugungsprozess einen gleichhohen Stellenwert ein wie der Produktqualität. Bauernfamilien müssten deshalb zahlreiche gesetzliche Vorgaben strikt einhalten. Dazu gehören unter anderen auch das EU-weite Verbot von Wachstumshormonen in der gesamten Tierhaltung, die Chlorbehandlung von Schlachtkörpern und Umweltauflagen bei der Gülleausbringung. Die Vorgaben spiegelten sich dann zwar nicht in der Produktqualität wider, wohl aber in den Kosten für die Bauernfamilien.

Die Herangehensweise der USA zielt laut BBV hingegen ausschließlich auf die Produktqualität ab. Zum Schutz bayerische Bauern und Verbraucher dürfen so erzeugte Lebensmittel nicht auf den Lebensmittelmarkt in Europa gelangen, verlangen die Mitglieder des Kreisvorstands. In der Diskussion mit Bauernpräsident Walter Heidl wurde auch der Preissturz aller landwirtschaftlichen Produkte thematisiert. Dieser basiere unter anderem auf der Entwicklung der Milcherzeugung, der Wirtschaftsschwäche Chinas, dem Russland-Embargo, dem Verdrängungskampf im Lebensmitteleinzelhandel und auf den Rekord-Getreideernten in drei aufeinanderfolgenden Jahren.

Kontrovers wurde in der Versammlung auch die Möglichkeit der Molkereien diskutiert, die Milchmenge mit den Erzeugern abzusprechen. Als nicht nachvollziehbar wurden zudem bürokratische Forderungen der EU gesehen. So müssten die Landwirte seitenweise Formulare ausfüllen, um als "aktive Landwirte" zu gelten. Auf die Spitze würden diese durch die mögliche Düngeverordnung getrieben, die sogar für Festmist eine Sperrfrist vorsieht. Der oberbayerische Bezirkspräsident Anton Kreitmair und die Bezirksbäuerin Christine Singer bewerteten die Veranstaltung positiv. Die ausführliche Diskussion mit dem bayerischen Bauernpräsidenten sei wichtige Basisarbeit des Bezirksverbandes.

© SZ vom 20.04.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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