Ebersberg:Der Traum vom Haus

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Studie offenbart: Mehr als die Hälfte der Ebersberger wohnt in eigenen vier Wänden, Jüngere können sich das selten leisten

Mehr als die Hälfte aller Landkreisbürger wohnen in den eigenen vier Wänden. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Pestel-Instituts Hannover hervor. Demnach gibt es im Landkreis rund 31 000 Häuser und Wohnungen, die von ihren Eigentümern selbst genutzt werden. Das entspricht einer Wohneigentumsquote von 56 Prozent, in der Stadt Ebersberg sind es sogar 56 Prozent. Beides liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 45 Prozent.

Allerdings sei das Wohneigentum nicht gleichmäßig über alle Altersgruppen verteilt: "Insbesondere die 25- bis 40-Jährigen können sich immer seltener ein Haus oder eine Eigentumswohnung leisten. Immer mehr von ihnen sind gezwungen, zur Miete zu wohnen. Dabei gehören gerade die Jobstarter und Familiengründer eigentlich zur typischen Klientel für Wohnungskauf und Hausbau", sagt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther.

Immerhin handele es sich bei den Mittzwanzigern bis Enddreißigern um eine starke Bevölkerungsgruppe: Rund 24 500 Menschen dieser Altersgruppe leben im Kreis Ebersberg, davon allein rund 2000 in der Stadt Ebersberg. Ihre Chance auf Wohneigentum sei stark gesunken: "Bei den 25- bis 40-Jährigen ist die Eigentumsquote innerhalb von zwölf Jahren um 17,9 Prozent zurückgegangen", sagt Günther. Er beruft sich dabei auf Zahlen aus dem neuesten Mikrozensus.

"Die eigenen vier Wände rangieren zwar ganz oben auf der Wunschliste. Aber es hapert oft an guten Bedingungen für eine solide Finanzierung", sagt Günther. Grund sei unter anderem, dass jungen Menschen nur Zeitverträge angeboten würden, für einen Immobilienkredit allerdings unbefristete Jobs notwendig seien. "Vor allem aber fehlt eine staatliche Unterstützung für Wohneigentum, das die Menschen anschließend für sich selbst nutzen", so Institutsleiter Günther. Mit der Abschaffung der Eigenheimzulage vor elf Jahren sei die letzte Förderung von Wohneigentum in Deutschland faktisch eingestellt worden.

Diese Folgen davon könnten unter anderem steigende Altersarmut sein, so Günther: "Wohneigentum ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge." Rentner mit eigenem Haus oder eigener Wohnung "haben für die gesamte Phase ihres Ruhestands die Sicherheit eines dauerhaften 'Daches über dem Kopf' - ohne Angst vor einer Mieterhöhung oder Kündigung", sagt der Leiter des Pestel-Instituts. Dies zeige sich auch daran, dass es derzeit bei den Senioren, die auf staatliche Grundsicherung im Alter ("Alters-Hartz-IV") angewiesen seien, kaum Wohnungseigentümer gebe.

Die Initiative "Wohn-Perspektive Eigentum", die das Pestel-Institut mit der Regional-Untersuchung beauftragt hat, appelliert darum an die Landtags- und Bundestagsabgeordneten, den Wunsch der Bevölkerung nach Wohneigentum ernst zu nehmen. Zur Initiative "Wohn-Perspektive Eigentum" haben sich unter anderen der beim Hausbau und Wohnungskauf beratende Verband privater Bauherren (VPB), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) zusammengeschlossen. Sie wollen sich etwa für eine intensivere Wohneigentums-Förderung durch die staatliche KfW-Bank einsetzen. Hier seien Zuschüsse und eine langfristige Zinsgarantie erforderlich. Darüber hinaus solle die von den Ländern festgesetzte Grunderwerbsteuer auf ein möglichst niedriges, bundesweit einheitliches Niveau gesenkt werden. Gleichzeitig müsse es Freibeträge für Menschen geben, die in eine selbstgenutzte Wohnung investierten. Und um Bauland möglichst günstig anbieten zu können, sei es notwendig, öffentliche Grundstücksreserven zu mobilisieren - allerdings ohne diese dabei nach dem Höchstpreisverfahren zu vergeben.

© SZ vom 17.05.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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