Ebersberg:Der Pfarrer ist Hausherr

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Kantoren aus dem Landkreis über das Verhältnis Musik und Kirche

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Als Kirchenmusiker, Pianist und Chorleiter leitet und begleitet Thomas Pfeiffer Kirchenkonzerte in verschiedenen Gemeinden des Landkreises Ebersberg, etwa in Grafing, Glonn und Zinneberg. "Der Pfarrer ist Hausherr", sagt Pfeiffer kategorisch zur Causa Tading. Kirchenmusik sei nun mal Bestandteil der Liturgie, und der Altar ein geweihter Gegenstand. Er selber habe aber durchaus die Erfahrung gemacht, dass man einen Altar auch mal kurzfristig wegrücken konnte. "Ich bin immer gut mit den Pfarrern ausgekommen; wenn man eine gute Kommunikation miteinander hat, dann findet man auch eine gute Lösung." Außerdem sei es doch eigentlich selbstverständlich, dass man erst mal mit dem Pfarrer spricht, wenn man eine Aufführung plant, sagt Pfeiffer.

Auch Matthias Gerstner, Kantor von Zorneding, konzertiert mit seiner Reihe "Bach and More" und den von ihm geleiteten Chören regelmäßig in katholischen Kirchen. "Man muss den Wunsch des Pfarrers schon respektieren", ist auch er überzeugt. Seine großen Konzerte könne er nur in solchen Gotteshäusern aufführen, etwa in Maria Königin in Baldham. "Dort bauen wir das Podest für ein Konzert immer links von der Orgel auf, und dort dürfen wir es zwischen Generalprobe und Aufführung auch stehen lassen", berichtet er. "Dort ist man großzügig." Anders in St. Martin in Zorneding. Dort müsse der Chor das Podest zwischen Probe und Konzert für die Messen wieder abbauen. "Das ist schon ein Riesenaufwand, es sind immerhin 15 schwere Teile, aber ich richte mich danach", sagt Gerstner. Der Altar werde natürlich in keinem Fall beiseite geschoben. Im Fall von Zorneding ginge das auch gar nicht, "der ist fest verankert."

Er erinnert sich noch an eine Debatte in den 90ern, da ging es um Konzerte in St. Ottilie in Möschenfeld. "Damals wollte die Kirche keine Bühnenteile im Altarraum haben, also habe ich mich daran gehalten und veranstalte dort nur Konzerte mit Kammerchor und kleinen Ensembles. Ich habe zu allen Kirchen hier ein gutes Verhältnis, das geht nur, wenn man Kompromisse eingeht, auch wenn die Einstellung der Kirche in manchen Fällen konservativ ist", fügt er hinzu.

Ebersbergs Kirchenmusiker Markus Lugmayr kennt dagegen eine Situation, wie sie jetzt in Tading entstanden ist, überhaupt nicht. "Ich kann in der Pfarrkiche St. Sebastian alles aufführen, was ich aufführen will", sagt er. Der Altar, der bleibe freilich stehen. Wenn es sich um liturgische Musik handle, dann sollte es zwar möglich sein, den Altar in der Sichtachse zu verschieben, präzisiert Lugmayr. "Aber wegtragen oder woanders hinschieben, das geht nicht, auch wenn es manchmal bequemer wäre!"

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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