Ebersberg:Denkmalschutz macht es spannend

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Entscheidung über Fotovoltaikanlage am Museum Wald und Umwelt lässt weiter auf sich warten

Von Max nahrhaft, Ebersberg

- Manchmal schneidet sich die Bürokratie der bayerischen Verwaltung ins eigene Fleisch. So sieht das zumindest Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Im Technischen Ausschuss des Stadtrats wurde über die Installation einer Fotovoltaikanlage auf dem Museum Wald und Umwelt in Ebersberg diskutiert. Da stehen sich zwei Positionen einigermaßen unversöhnlich gegenüber: Denkmal- gegen Umweltschutz. Der ein soll historische Bauten erhalten, der andere die Zukunft sichern. Eine klare Regelung, was im Zweifel Vorrang hat, gibt es nicht. Stattdessen muss in einer Einzelfallprüfung entschieden werden, wie vorzugehen ist.

"Es kann doch nicht sein, dass auf dem Dach eines Museums, das die Umwelt im Namen trägt, keine umweltfreundliche Technologie verbaut werden darf", sagte Philipp Goldner (Grünen) in der Sitzung des Ausschusses. Aus Sicht des Denkmalschutzes sieht das aber wieder anders aus: Das Museum ist nämlich teilweise in einem mehrere Jahrhunderte alten Jägerhäusl beheimatet, das wie erwartet denkmalgeschützt ist. Die Stadt hat aber gar nicht vor, das Dach der historischen Jägerhütte auszurüsten, sondern will nur den modernen Anbau des Museums mit der grünen Technik bestücken. Die soll außerdem auf einem Teil des Daches entstehen, der eigentlich gar nicht einsehbar ist, weil weder Weg noch Straße vorbeiführen. Doch trotzdem bezieht sich der Schutz auf beide Bauwerke, wie die Denkmalschützer der Stadt nun mitteilten. Denn das historische Haus bildet mit seinem modernen Anbau ein Ensemble. Pech für die Solaranlage: "Die Denkmalschützer konnten uns hier keine mündliche Zusage erteilen", so Thomas Spindler, der Leiter des Bauamts.

Goldner sagte: "Sowas ist für uns nicht haltbar. Das Museum hat eine Bildungs- und Aufklärungsfunktion für die Bürger. Dort kann man sich über Umwelt und Natürlichkeit informieren. Wir würden mit einem schlechten Beispiel vorangehen." Das Museum rufe sogar die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung ins Bewusstsein.

Der Bürgermeister findet die Sache ebenfalls absurd: "Wenn hier wirklich der Denkmalschutz vorrangig ist, müssen wir echt ein Zeichen setzen. Ich schlage vor, dass wir im Museum eine Tafel anbringen, auf der zu lesen ist, wie sich hier der Staat selbst im Weg steht", so Brilmayer. Ganz so weit ist es aber noch nicht, bevor der Bürgermeister als ultima ratio das Schild aufhängen lassen will, soll in der Angelegenheit ein schriftlicher Bescheid des Landratsamtes eingeholt werden. Dem stimmte auch die Mehrheit im Ausschuss zu. Ohnehin, so Alois Lechner (CSU), würde wahrscheinlich auch das Anbringen der Tafel am Denkmalschutz scheitern.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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