Ebersberg:Das Leiden mindern

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Die Palliativversorgung in Ebersberg unterstützt Kranke daheim

Katja Goudinoudis ist eine Frau der Tat und Leiterin des Zentrums für Ambulante Hospiz- und Palliativversorgung München Land, Stadtrand und Ebersberg. Während andere Menschen noch über Schwierigkeiten sprechen, handelt Goudinoudis längst. So hat sie auch Anfang 2014 die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) in Ebersberg etabliert. Das Team ist zur Stelle, wenn Menschen in der letzten Phase einer tödlichen Krankheit Linderung benötigen. Egal, ob daheim oder in einer Pflegeeinrichtung.

"Wir haben hier in Ebersberg tolle Bedingungen vorgefunden", erinnert sich Katja Goudinoudis an die Anfänge der SAPV. Mit Chefarzt Hans Schneider, der die Palliativmedizin vorangetrieben hat und nun dem Christophorus-Hospizvereins im Landkreis Ebersberg vorsteht, habe sie einen engagierten Kooperationspartner gefunden. Dazu zählen auch Pflegekräfte und Palliativ-Mediziner wie Anna Bresele aus Schneiders Ärztinnen-Team in der Palliativstation der Kreisklinik Ebersberg.

Katja Goudinoudis selbst ist Palliative Care Pflegefachkraft. Sie hat zudem ein Masterstudium an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Fakultät Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Abteilung Palliative Care und Organisationsethik, Wien, absolviert, und ist im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DPG). Die 50-Jährige weiß also genau, wovon sie spricht. "Ich rate Angehörigen oder Pflegekräften, dass sie das Sterben zulassen sollen", sagt Goudinoudis. "Das gehört zum Leben."

Fragen nach dem richtigen Umgang bei Verweigerung von Ernährung oder Flüssigkeit in der terminalen Lebensphase treiben Hausärzte, Angehörige, Pflegepersonal an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie sind dann sehr dankbar für die kompetente ethische Unterstützung des SAPV-Teams. Dieses arbeitet in einer 24-Stunden-Rufbereitschaft, um die Leiden und Symptome zu mildern. Auf diese Weise liegt ein palliativer Notfallplan beim Betreuten aus. Die Arbeit des Teams ermöglicht es vielen Menschen, trotz schwerer Krankheit weiterhin daheim oder in der gewohnten Umgebung einer Einrichtung wohnen zu bleiben und nicht ins Krankenhaus wechseln zu müssen.

Wo sie bekannt sind und schon gearbeitet haben, werden sie immer wieder gerufen, so die Erfahrung von Mitarbeitern des SAPV-Teams wie Dagmar Kiefert und Sabine Kurpanik. "Noch sind wir aber weit davon entfernt, dass in allen Altenpflegeheimen schwerstkranke und sterbende Bewohner am Ende ihres Lebens im Sinne einer guten Palliativversorgung begleitet werden können", sagt Katja Goudinoudis. Die stationären Einrichtungen und Pflegekräfte bräuchten Unterstützung, um Ängste und Unsicherheiten abzubauen.

Dass die DPG daher Palliativbeauftragte für jede stationäre Pflegeeinrichtung fordert, begrüßt Hans Gnahn, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Ebersberg: "Mitmenschen mit fortgeschrittener Demenz leiden zum Beispiel oft sehr unter stationären Verlegungen", sagt der Neurologe. "Häufig kommt es dann zu quälenden Verwirrtheits- und Unruhezuständen." Gerade in den letzten Lebensmonaten sollten stationäre Verlegungen nur bei dringender Notwendigkeit erfolgen. Er ist überzeugt, dass eine bessere Palliativversorgung bei fortgeschrittener Demenz viel Leid verhindern könnte. "Katja Goudinoudis ist eine Frau der Tat, sie und ihr Team verdienen unsere uneingeschränkte Unterstützung", lobt er.

© SZ vom 04.09.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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