Ebersberg:Das Geheimnis der Hügel

Lesezeit: 3 min

Durch den Forst streifen Wildschweine. Zudem verstecken sich Hügelgräber im Wald. (Foto: Christian Endt)

Im Ebersberger Museum Wald und Umwelt eröffnet am Freitagabend eine neue Ausstellung. Eine historische Spurensuche zeigt, wie sich im Schutz der Bäume Jahrtausende alte Naturdenkmäler erhalten konnten.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Wer Grafing verlässt und Richtung Glonn fährt, bekommt auf der rechten Straßenseite eine Erhebung am Waldrand zu sehen. Die naheliegende Schlussfolgerung würde jetzt lauten: Aha, ein Hügel. Wer in den kommenden Wochen das Museum Wald und Umwelt in Ebersberg besucht, erfährt hingegen, dass es sich keineswegs um eine gewöhnliche Wölbung in der Landschaft handelt. Sondern um eine Vierecksschanze, eine Jahrtausende alte Siedlung aus der Keltenzeit, eine, die noch sehr gut erhalten ist.

Die Keltenschanze bei Alxing ist eines von zahlreichen Beispielen, die das Ebersberger Museum Wald und Umwelt von Samstag an in einer neuen Ausstellung präsentiert. Am Ortsrand von Ebersberg hat das Museum im Untergeschoss Stellwände und Exponate aufgebaut, die zeigen, wie der Wald bis zu 5000 Jahre alte Naturdenkmäler konserviert hat und heute noch schützt. Am Freitag, 19.30 Uhr, lädt das Museum auf der Ludwigshöhe zur offiziellen Eröffnung ein.

Bei einem Rundgang am Donnerstag führte der Vorsitzende des Museums-Föderkreises Hans Vollhardt erstmals durch die Ausstellung. Der allgemeine Teil zieht als Wanderausstellung von Ort zu Ort. Für den umfangreicheren lokalen Teil hat sich das Museum in Eigeninitiative auf Spurensuche im Landkreis Ebersberg begeben hat. Vieles davon führt in den Ebersberger Forst, wo die Kelten schon vor Tausenden von Jahren jagten. Keltische Hügelgräber und mehrere Schanzen sind im Schutz des Waldes in Teilen erhalten geblieben. Dazu kommt die Römerstraße zwischen Schwaberwegen und Hohenlinden, auch davon sind Teile noch erkennbar. Zumindest für das kundige Auge.

Wer die Ausstellung "Denkmäler im Wald schützen und schätzen" besucht, lernt viel darüber, wie der Wald es schafft, Jahrtausende alte Bodendenkmäler zu erhalten. Spannend ist das vor allem deshalb, weil sich der Förderkreis des Museums und die Umweltstation Ebersberger Forst intensiv mit der Geschichte des Landkreises befasst haben. Dargestellt sind die Denkmale auf Stoffleinwänden, hübsch anzusehen und übersichtlich aufbereitetet. Bildhafte Gestaltung und kurze prägnante Text, lassen einen nicht davor zurückscheuen, jede einzelne Zeile zu lesen.

In einer Glasvitrine sind zwei uralte Wildschweinköpfe neben dem Kopf eines modernen Hausschweins zu sehen. (Foto: Korbinian Eisenberger)

Man erfährt dann etwa, dass im Ebersberger Forst bislang 22 Ansammlungen keltischer Hügelgräber gefunden wurden, jedoch keine einzige Keltensiedlung. "Der Forst war schon damals eher ungeeignet zum Wohnen", sagte Projektleiter Jochen Carl am Donnerstag. Er meinte damit die Zeit um 800 vor bis wenige Jahrhunderte nach Christus, aus dem Zeitraum stammen die meisten Denkmäler und Gräber. Im Ebersberger Forst fanden eben nicht nur erlegte Wildschweine die letzte Ruhe, sondern auch verstorbene Menschen.

Das wichtige Thema Wildsau

Jochen Carl, Hans Vollhardt und Helmut Stalla (von links) geben Einblicke in die Geheimnisse des Forstes. (Foto: Christian Endt)

Damit der Besucher weiß, worum es beim wichtigen Thema Wildsau geht, hat das Museum Anschauungsmaterial besorgt. In einer Glasvitrine sind zwei uralte Wildschweinköpfe neben dem Kopf eines modernen Hausschweins zu sehen. Deutlich zu erkennen: Die Nase des Hausschweins ist kürzer, die Eckzähne wachsen zur Seite oder nach unten. Beim Wildschwein wuchsen die Zähne hingegen damals schon nach oben. "Damit kann es sich in den Boden reingraben", sagte Helmut Stalla vom Förderkreis des Museums. Noch heute würden sich die Ebersberger Förster über diese Angewohnheit der Wildsau ärgern.

Die Ausstellung präsentiert auch Ausgrabungen aus dieser Zeit - und liefert dazu passende Anekdoten. Von der Römerstraße in einem Waldstück bei Forstinning stammt eine kleine Kutschen-Zierfigur des römischen Gottes Bacchus, sie begrüßt die Besucher am Museumseingang. Man träume sich 2000 Jahre zurück, so die Empfehlung: Ein Römer ist mit seiner Kutsche auf dem Weg nach Ambrae, heute besser bekannt als Dachau. "Die Achse bricht, der Wagen stoppt, (...) der Bacchus reißt aus der Verankerung (...) und bleibt liegen." So oder so ähnlich könnte es sich einst zugetragen haben.

Zu jedem Exponat gibt es eine Geschichte. Wie sie lauten könnte, bleibt der Fantasie der Gäste bisweilen auch selbst überlasse. Wer wohl das rustikal gegossene Bronzeschwert schwang? Was wohl in der Keramikschale mit der Rillenverzierung aufbewahrt wurde? Wessen Arm wohl das filigrane Blauglas-Armband zierte? "Die Menschen waren schon damals handwerklich geschickt", sagt Hans Vollhardt, früher Kommunalpolitiker, jetzt auf der Suche nach Erkenntnissen in der Natur.

So viel Wissen in einem Raum, und doch bleibt manches im Mystischen verborgen, auch das macht den Reiz dieser Ausstellung am Ortsrand von Ebersberg aus. Ergänzt durch das Material des bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (in Zusammenarbeit mit dem Verein für Nachhaltigkeit und dem Forstzentrum Weihenstephan) ergibt sich im Untergeschoss des Waldmuseums ein wohl dosiertes Gesamtbild, in dem man in kurzer Zeit viel über die Geschichte der Natur und der Menschen in der Region lernt.

An diesem Freitag, 19.30 Uhr, lädt das Museum Wald und Umwelt zur Eröffnungsveranstaltung mit Joachim Hamberger, dem Verfasser des Ausstellungskonzepts, auf die Ludwigshöhe 2 in Ebersberg ein. Am Samstag, 22. April, und Samstag, 13. Mai, finden nachmittags Besichtigungstouren statt. Anmeldungen unter Tel. (08092) 825 552 oder per Email an mwu@ebersberg.de

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: