Ebersberg:Brutaler Wetterwechsel

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Früher als üblich sind die Landmaschinen auf den Feldern unterwegs, um die Ernte einzubringen. Schuld ist die große Hitze. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Erst wochenlanger Dauerregen, dann Trockenheit und Hitze: Im Landkreis Ebersberg bangen die Bauern um Weizen und Mais. Kreisobmann Franz Lenz spricht sogar von "Noternte".

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Auf den Äckern von Biobauer Franz Lenz rollen seit vergangenem Wochenende die Traktoren. Früher als voriges Jahr wird dort das Getreide eingeholt. Denn die extreme Hitze habe dazu geführt, dass "viele Getreidesorten in diesem Jahr schon früher geerntet werden müssen", erklärt Lenz, der im Landkreis auch Obmann des Bauernverbandes ist. Es handele sich fast schon um eine "Noternte."

Während es um die Gerste nicht so schlimm bestellt sei, treffe es den Weizen besonders hart. Denn für die Weizenernte sei es jetzt eigentlich viel zu früh. Ernten müsse man aber trotzdem, "das Getreide trocknet frühzeitig ein, der Mehlkörper kann sich nicht lange genug entwickeln", so Lenz. Besonders im nördlichen Landkreis, in den Gemeinden Markt Schwaben, Pliening und Poing, sei es in den vergangenen Wochen viel zu trocken gewesen.

Die heißen Temperaturen bringen nicht nur die Bauern ins Schwitzen, sondern auch das Grün auf den Feldern: In den vergangenen Wochen kletterten die Quecksilbersäulen der Thermometer oftmals in Richtung 40-Grad-Marke. Getreidepflanzen sind zwar, was Hitze betrifft, relativ robust, doch führen hohe Temperaturen im Regelfall zu einer früheren Abreife.

Was dazu führt, dass Sorten, die eigentlich zu verschiedenen Zeiten geerntet werden, fast gleichzeitig fällig werden. Das sei eine hohe Belastung für die Landwirte, wie Franz Lenz erklärt. Und so werden wohl auch die Erträge "um einiges schlechter ausfallen als im vergangenen Jahr."

2014 war ein gutes Jahr für die Landwirtschaft im Landkreis, die Bauern konnten sich an überdurchschnittlichen Ertragsmengen erfreuen. Dieses Jahr liegen sie wohl weit unter dem Durchschnitt, auch wenn man zum jetzigen Zeitpunkt freilich noch keine Zahlen nennen könnte, so Obmann Franz Lenz.

Neben den niedrigen Erträgen führe die vorgezogene Ernte auch zu einer minderen Qualität des Getreides: "Die Körner sind viel kleiner", erklärt Lenz, "sie können sich nicht richtig entwickeln. Und damit nicht genug: Auch die Preise auf dem Agrarmarkt seien dieses Jahr tendenziell gefallen. So werden die Bauern wieder weniger Geld pro Tonne Getreide einnehmen. Was daran liege, so Biobauer Lenz, dass die Ernten in den vergangenen Jahren gut gewesen seien. Hohes Angebot, niedrige Preise.

Und die Preise würden sich auch in diesem Jahr auf einem niedrigen Niveau halten, vermutet Lenz. Die Bauern im Landkreis hätten darauf jedenfalls wenig Einfluss, schließlich hingen die Getreidepreise auch mit dem Weltmarkt und mit Nahrungsmittelspekulationen zusammen.

Das Jahr hatte für die Landwirte im Landkreis bereits schlecht angefangen. Denn im Frühjahr fiel wochenlang Regen, die Sonne ließ sich kaum blicken. Der Pilzbefall sei zwar nicht gravierend gewesen, aber "gemerkt hat man das schlechte Wetter aber schon", erinnert sich Lenz.

Und dann hörte es von einem auf den anderen Tag auf zu regnen. Auf das zu feuchte Frühjahr folgte die Rekordhitze. Diese sorge vermutlich dafür, dass auch die Kartoffelernte in diesem Herbst deutlich schlechter ausfallen werde als in den vergangenen Jahren, mutmaßt Lenz, der seinen Hof in Zorneding betreibt.

Bestätigt werden die schlechten Aussichten vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (ALELF) in Ebersberg: "Die Bauern müssen die Felder inzwischen künstlich beregnen", berichtet Rudolf Gasteiger, der beim AELF die Abteilung Hauswirtschaft leitet. Deshalb sehe man auf den Kartoffeläckern im Landkreis immer wieder Traktoren, die mit Sprenkelanlagen versuchen, trotz der Hitze das Beste aus den Knollen herausholen. "Das ist natürlich auch eine kostspielige Sache", sagt Gasteiger.

Auch um den Mais steht es bisher nicht gut. Bis zur Maisernte ist es zwar noch eine Weile hin "und da kann sich noch viel tun", sagt Franz Lenz. Aber: "Wenn man an den Maisfeldern vorbeifährt, dann sieht man die eingerollten Blätter", auch dem Mais sei es zu heiß und vor allem zu trocken.

Dabei ist Mais für die Bauern im Landkreis wichtig , weil er nicht nur in Biogasanlagen verheizt wird, sondern den Milchkühen als Futter dient. Rund 28 Prozent der Ebersberger Ackerflächen werden für den Maisanbau genutzt. Allzu negativ dürfe man die Situation auch nicht sehen, Wintergerste und Winterraps seien bereits geerntet, so Rudolf Gasteiger vom Landwirtschaftsamt.

Diese Ernte sei durchschnittlich ausgefallen. Allemal besser als in vielen Teilen Frankens, wie Gasteiger betont. Dort habe die Trockenheit, "und der brutale Wechsel von kalt zu warm", stärkere Schäden angerichtet, als hierzulande. Und in manchen Fällen sei die Trockenheit auch nützlich: "Wenn es heiß ist, muss das Getreide nicht nachgetrocknet werdenUnd auch für die Strohernte ist die Hitze nützlich."

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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