Ebersberg:Blumen aus Kaffeekapseln

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Das Museum Wald und Umwelt in Ebersberg präsentiert derzeit die Sonderausstellung zum Thema Recycling. Sie soll Menschen zu einem bewussteren Lebenswandel animieren - bevor auch die letzten Rohstoffreserven verbraucht sind

Von jessica morof, Ebersberg

Alle 18 Monate wechseln die Menschen im Schnitt ihr Handy. Neue Verträge, neue Modelle, neue Angebote locken sie. Doch was geschieht mit den ausgedienten Geräten? Meistens nichts. Sie landen in der Schublade und werden nicht weiterverwertet. Wie viele ungenützte Stücke das bei knapp 136 000 Einwohnern im Landkreis ausmacht, kann jeder selbst abschätzen. Zu schade, denn jedes Mobilgerät enthält zahlreiche Rohstoffe, die es auf der Welt irgendwann nicht mehr geben wird - und die man insbesondere für neue Produkte nutzen könnte. "Es ist definitiv eine Begrenzung an Ressourcen da", betont Astrid Geweke, Umweltpädagogin und Kuratorin im Museum Wald und Umwelt in Ebersberg. "Vielen Menschen ist das nur nicht bewusst."

Um genau das zu ändern, haben der Förderkreis für das Museum und die Stadt Ebersberg sich für die aktuelle Sonderausstellung "Abfall - Rohstoff von morgen" im Museum entschieden. Bereits seit Juni 2015 können sich die Besucher im Untergeschoss über die Folgen ihres Lebenswandels und ihres Müllverbrauchs informieren. An insgesamt 13 Stationen zeigt die Ausstellung, wie es zu den riesigen Müllbergen kommt, welche Ressourcen sich dem Ende entgegen neigen und wo ein großer Teil unserer entsorgten Güter letztlich landet.

Das Ziel von "Abfall - Rohstoff von morgen" sei, die Menschen wachzurütteln und für einen anderen Umgang zu sensibilisieren, erklärt Geweke: "Wir möchten Impulse für ein bewusstes Leben geben und einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen anregen." Bilder, Filme, Infotafeln und Installationen sollen dem Besucher die Problematik anschaulich aufzeigen. Das Handy ist nur eines von vielen Beispielen.

So zeigt die erste Station, wie sich der Ressourcenverbrauch pro Kopf und Jahr im Laufe der Zeit verändert hat: Während am einen Ende des Zeitstrahls gerade einmal eine Dose als Symbol für den Verbrauch steht, befindet sich am anderen Ende eine riesige Pyramide aus goldenen Behältern. Man kennt sie sonst vom Volksfest beim Stand zum Dosenwerfen.

"Wir haben einen Rohstoffverbrauch, als hätten wir drei Welten zur Verfügung", betont Jochen Carl. Der zweite Kurator der Ausstellung steht vor einer schwarzen Tafel, die den ökologischen Fußabdruck, also den Ressourcenverbrauch der Menschen, erklärt. Neben ihm baumeln drei Globen an einer Schnur von der Decke - ganz nach dem Motto der Ausstellung sind auch sie wiederverwertet statt neu gekauft. "Wir müssen uns zurückhalten und lernen, Maß zu halten", fügt der Kurator hinzu. "Dadurch werden wir nicht an Lebensqualität verlieren." Die Zukunft, so schlussfolgert Carl, liege im Recycling. Schließlich stecke in der Verknappung an Rohstoffen eine Menge Zündstoff für Kriege um die letzten Reserven.

Zu großen Teilen informiert die Sonderausstellung, die noch bis Mai 2016 läuft, über die weltweite Situation des Ressourcenverbrauchs. Mit roten Überschriften haben die Kuratoren gekennzeichnet, wo die Probleme liegen; mit grünen zeigen sie Lösungsansätze auf. Gleichzeitig kommen spezifische Beispiele aus dem Landkreis ins Spiel: Als Lösungsansatz zeigt eine Tafel die heutige Nutzung der ehemaligen Deponie Schafweide in Ebersberg mit großflächigen Fotovoltaikanlagen und Gasgewinnung. Auch die Wertstoffhöfe in Ebersberg und Grafing mit ihren Güterbörsen werden exemplarisch präsentiert.

Denn ganz wichtig ist den Kuratoren Geweke und Carl, den Besuchern aufzuzeigen, was sie selbst tun können. Eine Station beschäftigt sich deshalb mit vorbildlichen Projektideen und bietet den Gästen Platz, eigene Vorschläge an eine Pinnwand zu heften. Außerdem stellen einige lokale Geschäfte ihre Produkte aus benutzten Gütern wie Kaffekapseln oder Toilettenpapierrollen aus. Auch alternative Kunststoffe werden vorgestellt. Das zeigt: Jeder ist gefragt, den Wandel mitzugestalten. Die Ausstellung selbst bietet auch gleich eine Möglichkeit dazu an: Besucher können dort ihre alten Mobiltelefone abgeben und sie so dem Recycling-Kreislauf zuführen. Und wer weiß: Vielleicht kommt das ein oder andere Teil ja auf Umwegen wieder zu einem zurück.

Aktuell ist die Ausstellung "Abfall - Rohstoff von morgen" an Sonn- und Feiertagen von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Von 15. März an kann sie dann samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen 11 und 18 Uhr besichtigt werden. Zusätzlich bietet das Museum spezielle Führungen für Erwachsene, Kinder und Schulklassen an.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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