Das Café befindet sich in einem kleinen Raum in der Landwirtschaftsschule. Wer ihn betritt, staunt nicht schlecht. Hochmoderne Flachbildschirme reihen sich aneinander. Angeschlossen sind sie an Computer mit neuester Software und allem, was das Herz eines PC-Nutzers begehrt. Ein Beamer für Vorträge und ein Drucker runden das Ganze ab.
Trotz der Modernität ist das Internetcafé ein Anachronismus. Schließlich hat heute fast jeder das Internet Zuhause oder in der Hosentasche: In 86 Prozent aller Haushalte bundesweit stehen Computer, mehr als jeder zweite Deutsche besitzt ein Smartphone. Die Internetcafés, die um die Jahrtausendwende wie Pilze aus dem Boden schossen, sind deswegen genauso schnell wieder verschwunden. Nicht so das Internet-Zentrum in Ebersberg, hier herrscht weiterhin Hochbetrieb.
Jeder Besucher wird persönlich begrüßt, die Aufsicht weist Neulinge gleich in alles ein. Die Männer und Frauen erklären von Dienstag bis Samstag zwischen 16 und 19 Uhr je die Grundbegriffe des Internet, wie man Mails versendet oder auch, wie man eine Computermaus benutzt. Sie gehören alle dem Verein "ebe-online e. V. Bürger im Netz" an, der inzwischen mehr als 400 Mitglieder verzeichnet. Dieser ging aus einer staatlich unterstützten Gruppe von Bürgern hervor, die vor etwa 16 Jahren das Internetcafé eröffnete. Seitdem ist in der Landwirtschaftsschule eine richtige Institution entstanden: "Wir veranstalten regelmäßig Kurse, in denen wir erklären, wie man Computer, Smartphone oder Tablet benutzt. Und die sind wirklich gut besucht", sagt Hermann Riebesel, der von der ersten Stunde an mitgeholfen hat. "Wenn wir geöffnet haben, kann man bei uns also einerseits Computer und Drucker verwenden, aber wir stehen andererseits generell und natürlich im Rahmen der speziellen Kurse immer für Fragen zur Verfügung. Besonders oft kommen Leute, um ihre Computer oder Laptops reparieren zu lassen."
Man könnte nun meinen, das Internetzentrum diene nur dazu, um von dort aus ins Digitale abzuschweifen. Doch viele gerade ältere Menschen kommen h, um wirkliche soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. "Besonders für uns Helfer steht nämlich der Spaß im Vordergrund und gar nicht so sehr die Technik", so Riebesel."Gerade unsere Stammkunden sind uns sehr ans Herz gewachsen." Damit meint er diejenigen, die jeden Mittwochvormittag zum regelmäßigen Kurs "Surfen und Beratung" in die Landwirtschaftsschule kommen. Dort werde jedes Mal gemütlich Kaffee getrunken und man unterhalte sich dabei nicht nur über Technik. Was aber nicht bedeuten solle, dass in dieser Zeit niemand mit Technikfragen willkommen sei.
Für eine halbe Stunde Surfen im Internet zahlen Nichtmitglieder je halbe Stunde 1,50 Euro. Fünf Euro pro Stunde und 2,50 Euro je weitere Stunde kostet die Teilnahme an "Surfen und Beratung" und bei allen anderen Kursen sind stündlich 7,50 Euro fällig. Vereinsmitglieder zahlen knapp ein Drittel weniger und können zusätzlich das Angebot der PC-Reparatur in Anspruch nehmen. Davon allein könnte sich der Verein die teure Hard- und Software nicht leisten. Hauptsächlich finanziert er sich über seine Mitgliedsbeiträge. Und dass die attraktiv günstige PC-Reparatur nur Vereinsangehörigen offensteht, bewegt viele dazu, beizutreten.
Viel wichtiger als das Geld sind dem Helferteam aber der Spaß und die interessanten Gespräche, die sie bei einer Tasse Kaffee führen. "Wir freuen uns über jeden einzelnen, der uns mit Geschichten und Technikfragen bereichert", sagt Riebesel.