Ebersberg:Betörende Töne im Wald

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Das in Grafing gern gesehene "Voyager Quartet" eröffnet die Konzertsaison im Rathaus. (Foto: Veranstalter)

Das renommierte "Voyager Quartet" konzertiert auf einer Lichtung im Ebersberger Forst

Von Anja Blum, Ebersberg

Einen aufregenden Konzertabend bietet das Ebersberger Arkadien-Festival in Koproduktion mit dem Kulturverein Grafing am Mittwoch, 7. Juli: Auf einer Lichtung im Ebersberger Forst - unweit des Forsthauses Hubertus - wird das renommierte Voyager Quartet ein Konzert unter freiem Himmel geben. Auf dem Programm stehen Werke von Richard Wagner, Gustav Mahler und Robert Schumann.

Streichquartette von Richard Wagner oder Gustav Mahler? Hat sich das die Musikwelt nicht schon immer gewünscht? Unter dem Titel "Boten der Liebe" geht das Voyager Quartet nun auf Seelenwanderung: Aus der "Villa Wahnfried" werden klingende Liebesbriefe, verschlüsselte Botschaften und geheime Nachrichten, geschrieben von Richard Wagner und Gustav Mahler, gerichtet an ihre Musen Alma und Mathilde, überbracht. Ein Psychogramm in betörenden Tönen über das in jener Zeit Unaussprechliche.

Andreas Höricht, Bratscher des Quartetts, der bereits für seine Transkription der "Winterreise for String Quartet" von Schubert international höchste Anerkennung erfuhr, geht nun einen Schritt weiter. Wagners "Wesendonck-Lieder", Mahlers Klavierquartett, Sätze und Fragmente aus seiner 5. und 10. Symphonie werden "recomposed" für Streichquartett - laut Ankündigung "das Medium für spirituelle Botschaften".

Das Voyager Quartet sind Nico Christians und Maria Krebs, beide Violine, Andreas Höricht, Viola, und Klaus Kämper, Violoncello. Gegründet wurde das Ensemble 2014, namensgebend war das Debütprogramm "The Golden Record": 1977 hatte die NASA die Weltraumsonden Voyager 1 und Voyager 2 mit der Mission ins All geschickt, über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus zu fliegen. Für eine Begegnung mit Außerirdischen wurden beiden Sonden je eine goldene Schallplatte mit auf den Weg gegeben, um diesen unsere Welt in Klängen zu schildern. Auf ihr befinden sich Meilensteine der europäischen Musik. Das Voyager Quartett brachte diese zum Klingen.

Das Ensemble fühlt sich der Tradition der alten Quartette wie Quartetto Italiano, Amadeus Quartett und Borodin Quartett verpflichtet, insbesondere deren Klangvorstellung: "ein Klang, der bewegt, einen berührt, erschüttert und unabdingbar Diener der großen Kunst ist". Alle vier Mitglieder können auf erfolgreiche Musikleben in berühmten Ensembles wie dem Cherubini Quartett, dem Modern String Quartet und in Orchestern von Weltrang wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks blicken. 2020 bekam die CD "Winterreise for String Quartet" von Schubert international höchste Anerkennung. Im Beethovenjahr 2020 spielte das Quartett an sechs Abenden vor einem kleinen, aber begeistertem Publikum sämtliche Streichquartette des Jubilars - als Ersatz für die ausgefallenen Bayreuther Festspiele.

Bereits beim Arkadien-Festival 2019 wurde das Quartett zum "Arkadischen Streichquartett" erklärt, denn damals gab das Ensemble ein Konzert in der Galerie des Ebersberger Kunstvereins. Und auch da ging es um ein Verweben von Realität und Imagination, von Wunsch und Wirklichkeit, das das Voyager Quartet wunderbar gestaltet hat. Wie kann man etwas festhalten, ein Gefühl, einen Augenblick, von dem man genau weiß, dass er sich im nächsten Moment verflüchtigt? Wie gelangt man an einen Ort, der in Wahrheit nur in der eigenen Fantasie existiert? Dieses Ensemble kennt den Weg.

Das Konzert am Mittwoch, 7. Juli, beginnt um 19 Uhr. Eine Anmeldung per Mail an arkadien@kunstvereinebersberg.de ist erforderlich. Registrieren muss man sich auch für drei Werkstattgespräche im Rahmen des Festivals, die Einblick geben in die Kunst des Geigenbaus, die Bedeutung des Streichbogens sowie in das Geheimnis des Klaviers. Ein Besuch bei dem Ebersberger Geigenbauer Matthias Michael steht am Donnerstag, 8. Juli, von 19 Uhr an auf dem Programm, der Grafinger Bogenmacher Wolfgang Romberg öffnet am Samstag, 10. Juli, um 15 Uhr seine Werkstatt und die Wasserburger Klavierbauerin Ursula Kaineder am Sonntag, 11. Juli, um 15 Uhr.

Übrigens: Dass der Musik ein derart hoher Stellenwert im zweiten Arkadien-Festival zukommt, ist dem Namensgeber des Mythos geschuldet - einem Gebirgszug auf den Peloponnes, der ein Hirtenland war. "Und den Hirten sagte man nach, besonders schön zu singen", erklärt Festivalleiter Peter Kees.

Arkadien-Festival Ebersberg: Alle Infos sind zu finden unter www.arkadien.info.

© SZ vom 02.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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