Ebersberg:Bedacht gegen die Bürokratie

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Die Eisenbahn ist nicht nur ein Hobby von Peter Pernsteiner, der FDP-Kandidat setzt sich auch für Verbesserungen etwa am Bahnhof Zorneding ein. (Foto: Christian Endt)

Zornedings FDP-Vorsitzender Peter Pernsteiner kandidiert erstmals für den Bundestag

Von Viktoria Spinrad, Ebersberg

"Was ich damit sagen möchte: Ich habe gelernt, bescheiden zu bleiben", sagt Peter Pernsteiner, gerade hatte er von den eigenen Renovierungsarbeiten am Haus erzählt. "Seid ihr verrückt", hätten seine Freunde gesagt, aber er und seine Frau packten lieber gleich selber an, wie man es in einer Arbeiterfamilie lernt. Selber machen, bescheiden leben, dafür steht Pernsteiner, der sich selber als "Praktiker" bezeichnet. Bauen, testen, evaluieren, das ist auch das Metier des 58-jährigen Vorsitzenden des FDP-Ortsverbands: Er ist freier Journalist für Technik. Ihn wählte die FDP mit 20 von 24 Stimmen zum Direktkandidaten für den Wahlkreis Erding-Ebersberg, er steht auf Listenplatz 38, sein Mitbewerber Klaus Haase erhielt keine Stimme.

Pernsteiner wuchs in Neuhausen auf, wohnt aber seit fast 20 Jahren in Zorneding. Dort ist der Diplom-Ingenieur bereits zehn Jahre lang Gemeinderat. Als freier Fachjournalist für Technikthemen testet er unter anderem technische Geräte. "Technik ist wunderbar, aber man muss sie auch kritisch hinterfragen", sagt Pernsteiner. Als Liberaler besorgt ihn natürlich der Gedanke, dass die Bürger zu gläsernen Objekten werden. Er will, dass jeder selbst bestimmen kann, was mit den eigenen Informationen geschieht. Auch seine weiteren Forderungen sind typisch liberale: Bürokratieabbau, vereinfachtes Steuersystem, Abschaffung des Solidaritätszuschlags und der Pkw-Maut.

Bereits zu Studienzeiten engagierte sich der zweifache Familienvater in der Hochschulpolitik der TU München - zwei Jahre in der Fachschaft, dann zwei Jahre im Senat. Damals habe er gemerkt, "dass man mit Sachargumenten vernünftig etwas bewegen kann", sagt er. Politisch aktiv wurde er nach einer Pause dann wieder, nachdem er mit seiner Frau 1998 von München in das persönlichere Umfeld von Zorneding gezogen war. Damals war Peter Bayerl Ortsvorsitzender, "er hat immer mit gesundem Menschenverstand argumentiert", sagt Pernsteiner, das habe ihm gefallen. Ein Jahr nach dem Beitritt war er dann 2003 selber Ortsvorsitzender und übernahm 2007 den Platz Bayerls im Gemeinderat.

Stets ruhig und sachlich spricht er, wenn er den "Stillstand" bei Infrastrukturprojekten, Bildung, Steuer und Entbürokratisierung anprangert. "Die Bürokratie geht zu weit", als Beispiel nennt er die sogenannte Straßenausbaubeitragssatzung, die Hauseigentümer zum Mitzahlen bei Straßensanierungen verpflichtet. Nach Abzug der anfallenden Kosten für Bürokratie und Prozesse bleibe kaum noch etwas von den Einnahmen, "bürokratischer Schwachsinn", wie Pernsteiner findet.

Außerdem ist der Liberale für eine Steuerentlastung, das Steuersystem sei "viel zu kompliziert", die kalte Progression eine ungerechtfertigte, systematische Enteignung der Steuerzahler. Als Selbständiger habe er selber mit viel Bürokratie zu kämpfen, die statt einfacher "immer komplizierter" werde. Ein Leidensthema in Zorneding und eines seiner prominenten Themen im Ort: die Bahn. Zusammen mit zwei weiteren Liberalen betreibt er den Blog "Tagebuch eines Schandflecks", auf dem er die Zustände am Zornedinger S-Bahnhof anprangert. Mit der Arbeitsgruppe "Bahnlärm" hat er im Gemeinderat eine einstimmige Forderung der Gemeinde an das Eisenbahn-Bundesamt erwirkt, in der sie besseren Lärmschutz fordert. Bis zum Schluss animierte er die Zornedinger, den Fragebogen des Bundesamtes zum Geräuschpegel vor Ort auszufüllen, eine "einmalige Chance, sich Gehör zu verschaffen", sagt er.

Verbesserungsbedarf sieht Pernsteiner auch beim Bildungssystem: "An meinen beiden Kindern habe ich gesehen, dass das G8 eine Fehlentscheidung war." Auch das Gesundheitswesen beschäftigt ihn, schließlich ist seine Frau Apothekerin. "Die bisherige Zwei-Klassen-Medizin ist moralisch deplatziert", findet er. Die Energiewende sei ebenfalls ein wichtiges Thema. "Ich stehe zur Energiewende", sagt er, aber die Zwischenspeicherung von alternativen Energien bereitet ihm Kopfzerbrechen, "wir brauchen vernünftige Energiespeicher", sagt er, darüber mache er sich viele Gedanken. Aber Sachverhalte durchrechnen, abwägen und dann sachlich diskutieren, das macht Pernsteiner schließlich gerne.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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