Ebersberg:Banden auf Beutezug

Lesezeit: 2 min

Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Landkreis nimmt zu. Aufgeklärt wird kaum einer der Fälle

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Ebenso dreist wie effektiv gingen sie zu Werke, unbekannte Diebe, die Mitte März in eine Vaterstettener Parfümerie einbrachen. Um unentdeckt zu bleiben, schleppten sie einen mindestens 100 Kilogramm schweren Blumentopf samt Pflanze als Sichtschutz vor das Geschäft, das sie anschließend in aller Ruhe ausräumten, Schaden mehr als 10 000 Euro. Und das ist kein Einzelfall, eingebrochen wird überall im Landkreis, öfter als Geschäfte sind Privathäuser oder -wohnungen betroffen. Im Schnitt steigt alle zweieinhalb Tage irgendwo im Landkreis irgendwer in ein fremdes Haus ein, Tendenz steigend. Damit zeigt sich auch im Landkreis ein Trend aus der jüngst vorgestellten Kriminalitätsstatistik, die bundesweit einen Höchststand bei Wohnungseinbrüchen verzeichnet.

Überall in Deutschland nimmt die Zahl der Einbrüche zu, im Landkreis ist besonders der Norden und Westen betroffen. (Foto: dpa)

Besonders beliebt bei den Dieben scheint der nördliche und westliche Landkreis zu sein, für den die Polizeiinspektion in Poing zuständig ist. Insgesamt 84 Einbrüche wurden 2015 angezeigt, sagt Inspektionsleiter Helmut Hintereder. Das ist eine leichte Zunahme von drei Fällen gegenüber dem Vorjahr und für den Inspektionsleiter "kein erfreuliches Ergebnis". Im Bereich der Ebersberger Inspektion ist die Zahl der Einbrüche zwar niedriger, hier gab es laut stellvertretendem Dienststellenleiter Gerhard Freudenthaler im vergangenen Jahr 65 Fälle - aber einen deutlich größeren Anstieg: Der Polizei wurden ganze 19 Fälle mehr gemeldet, als noch 2014.

Insgesamt wird im Landkreis weniger geklaut

Interessant dabei ist, dass die schweren Diebstähle, das Delikt zu dem auch Einbruch gehört, insgesamt deutlich zurückgehen. 338 Fälle und damit 42 weniger als 2014 zählten die Poinger im vorigen Jahr, in Ebersberg sank die Zahl von 266 auf 218 Fälle. Besonders stark rückläufig dabei seien die Einbrüche in Autos, sagt Freudenthaler, "das lohnt sich einfach nicht mehr." So seien die Fahrzeuge immer besser gesichert und der Wert der Beute - gebrauchte Navigationsgeräte etwa - eher gering. Nach wie vor viel geklaut werde aber auf Baustellen, sagt Hintereder, was auch daran liege, dass im Landkreis seit Jahren viel gebaut wird.

Auf frischer Tat ertappt wurde im vergangenen Jahr kein einziger Einbrecher, weder von den Poinger Polizisten, noch von den Kollegen aus Ebersberg. Und wer sich erst einmal mit fremdem Besitz aus dem Staub gemacht hat, der hat gute Chancen, weiter unbehelligt zu bleiben: Gerade 2,4 Prozent aller Wohnungseinbrüche konnten im Bereich der Poinger Inspektion aufgeklärt werden, im Bereich Ebersberg immerhin 4,6 Prozent. Wenn einmal ein Einbrecher ins Netz gehe, dann beispielsweise, wenn den Beamten bei Verkehrskontrollen verdächtige Gegenstände auffallen, sagt Hintereder.

Bei stabilen Türen und Fenstern geben die Diebe schnell auf

Wer die Einbrecher sind, darüber könne man angesichts der geringen Zahl der aufgeklärten Taten nur spekulieren, sagt Freudenthaler. "Es ist wohl die ganze Bandbreite dabei, von Beschaffungskriminalität, bis zu professionellen Banden." Besonders letzteren sei schwierig auf die Spur zu kommen, sagt Hintereder, "die machen schnell Beute und sind schnell wieder verschwunden". Oft gingen mehrere Einbrüche auf das Konto einer einzigen Bande. Dafür spricht auch die örtliche Verteilung der Taten, Schwerpunkt seien nämlich dicht bebaute Wohngebiete etwa in Vaterstetten und Poing, sagt Hintereder. Hier könnten die Einbrecher davon ausgehen, ein geeignetes Objekt für ihren Beutezug zu finden, beliebt sind besonders Häuser in ruhiger Lage "mit gut eingewachsenen Gärten", die den Dieben Deckung geben.

Auch alte Türen kann man sicherer machen, etwa durch so ein Querriegelschloss, das die Wohnungstür über die gesamte Breite absperrt. Foto: Andrea Warnecke (Foto: Andrea Warnecke/dpa)

Doch auch mit Sichtschutz: Viel Zeit nehmen sich Einbrecher normalerweise nicht. "Wenn sie in zwei oder drei Minuten nicht reinkommen, brechen sie den Versuch meist ab", weiß Hintereder. Länger als fünf Minuten mache sich kaum einer an fremden Türen und Fenstern zu schaffen, sagt auch Freudenthaler, da sei das Risiko, entdeckt zu werden, einfach zu groß. Die Polizei rät daher zum Einbau stabiler Verschlüsse und Rahmen, "bei einem gut gesicherten Bau, gibt der Einbrecher schnell auf", so Freudenthaler. Auch durch Zeitschaltuhren für die Beleuchtung lassen sich Einbrecher abschrecken. "Man kann sich mit wenig Aufwand sehr gut schützen", so Hintereders Fazit.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: