Ebersberg:Ausbau nur mit Anbau

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Grafinger Bauausschuss drängt Verwaltung zu größerer Lösung

Von Thorsten Rienth

GrafingEs ging eigentlich nur um das mögliche zusätzliche Stockwerk eines städtischen Hauses in Straußdorf. Im Bauausschuss einer Gemeinde wie Grafing, in der ordentlich Wohndruck herrscht, gehören solche Vorhaben in die Kategorie Formsache. Bei der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag entwickelte die Angelegenheit allerdings eine gehörige Eigendynamik. Nur zwei neue Wohnungen zu errichten, ging dem Gremium nicht weit genug. Es stimmte dem Antrag erst zu, als die Verwaltung ihn um die Prüfung eines zusätzlichen Anbaus erweitert hatte - und selbst dann nur widerwillig.

Das Gebäude mit der Hausnummer 14 an der Hauptstraße in Straußdorf ist zweigeschossig und wurde um das Jahr 1960 herum errichtet. Als die Grafinger Stadtverwaltung den Ausbau des Dachgeschosses untersuchte, stellte sie fest: Würde man das Dachgeschoss geschickt ausbauen, ließen sich darin zwei zusätzliche Wohnungen schaffen.

Ein paar kurze Rückfragen aus dem Gremium, Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) wollte schon zur Abstimmung ansetzen. Drei Namen standen noch auf der Rednerliste. Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing) wollte wissen, ob da eigentlich nicht mehr machbar sei, als lediglich zwei zusätzliche Wohnungen. Susanne Linhart (CSU) merkte an: "Wir sollten uns überlegen, ob da nicht irgendwie mehr zu erzielen wäre." Schließlich war Franz Frey (SPD) an der Reihe. Er wolle hier ja keine Steine in den Weg legen, aber: "Da geht doch noch was, oder?"

Manchmal reichen kurze Wortmeldungen wie eben diese, um die Stimmung in einem Gremium zu kippen. Im konkreten Fall auch gegen den Willen der Bürgermeisterin. Die sagte: "Ich will das jetzt nicht verschieben, weil wir auf eine größere Lösung warten." Es gehe doch nur darum, mit der Entwurfsplanung zu starten. Man rede ja nicht von einem Durchführungsbeschluss, nach dem keine Änderungen mehr möglich seien. Aber gut, dann eröffne sie die Rednerliste eben wieder.

Einer der ersten war SPD-Stadtrat Ernst Böhm. Es zeichne sich doch ganz offensichtlich eine Ablehnung ab, sagte er. Er schlage deshalb vor, den Antrag zu erweitern. "Und zwar um die Prüfung auf Schaffung von weiterem Wohnraum auf dem Grundstück." Was die Stadträte wollten, war eine Planung aus einem Guss. "Wenn da ein Kran aufgestellt wird, dann wäre mir wichtig, dass die Sache auch ordentlich durchgeplant ist", meldete sich erneut Frey zu Wort. Sprich: dass Grafing den Kran auch kosteneffizient einsetze. Und CSU-Stadtrat Sepp Carpus fasste zusammen: "Jetzt nur übers Dachgeschoss zu reden, da hat das Gremium einfach Bauchweh."

Schließlich sprang Grünen-Stadtrat Wolfgang Huber seiner Bürgermeisterin bei: Alles, was seit der Wiedereröffnung der Rednerliste gesagt wurde, stehe doch mit Böhms Zusatz nun zur Abstimmung. "So viel Vertrauen sollte man in die Verwaltung schon haben - dass sie das dann auch anständig umsetzt", warb Huber. Einige im Gremium hatten spürbar weniger Vertrauen als Huber. Den Beschluss bekam die Rathauschefin selbst mit der aufgenommenen Überprüfung eines Anbaus nur äußerst knapp, nämlich mit sieben zu fünf Stimmen. Bei einem Patt wäre der Antrag bis auf weiteres erst einmal abgelehnt gewesen.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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