Ebersberg:Auffrischender Ärger

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Nach der Ankündigung der Firma Green City, die Planungen für den Windpark im Forst wieder aufzunehmen, bereiten sich Umweltschützer auf Widerstand vor. Doch nicht alle sehen die Rotoren als das größte Übel

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Lange war es ruhig um den Windpark im Forst. Doch nachdem die Firma Green City ganz offiziell die Pläne für die fünf Rotoren wieder weiterverfolgen will, regt sich auch Widerstand. Der Landesbund für Vogelschutz und die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst haben ihre Kritik an dem Projekt erneuert und schließen eine juristische Auseinandersetzung nicht aus.

Die Opposition gegen den Windpark war in den vergangenen Jahren etwas abgeflaut, schien das Vorhaben doch immer weniger wahrscheinlich. Vor allem war es das kategorische Nein der Deutschen Flugsicherung, die eine Störung ihrer Radaranlage bei Pliening befürchtete, welches die Windradgegner hoffen ließ, genau wie die Einwände des Wasserwirtschaftsamtes. Solange der Windpark als Sicherheitsrisiko für die Luftfahrt oder die Wasserversorgung galt, konnte man das Projekt getrost abschreiben.

Ende September jedoch erklärte die Flugsicherung, sie werde ihre Anlagen in den kommenden zwei Jahren modernisieren. Die neuen Radarstationen seien weniger störanfällig, ein Windpark in der Nähe also kein Problem. Inzwischen scheint auch der Konflikt mit dem Wasserwirtschaftsamt ausgeräumt. Die Firma Green City hat vergangene Woche neue Standorte für die fünf 230 Meter hohen Anlagen präsentiert, diese liegen nun außerhalb der Wasserschutzzone. Nach ersten Schätzungen von Green City könnte der Windpark bereits in drei Jahren ans Netz gehen. In der Kreisstadt, wo sich die Verantwortlichen Anfang des Jahres noch skeptisch zu den Windparkplänen geäußert hatten, zeigte man sich verhalten optimistisch. Die neuen Standorte seien der Stadt zwar noch nicht mitgeteilt worden, so Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), wenn diese aber wirklich außerhalb der Schutzzonen lägen, sei das eine gute Nachricht.

Genau das gegenteilige Gefühl hat Richard Straub, Kreisvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Für ihn ist die Wiederaufnahme der Windparkplanung eine ziemlich schlechte Nachricht. Der Wald sei nicht der geeignete Ort für solche Großprojekte. Dies habe sich bereits vor 50 Jahren beim Scheitern der Pläne für ein nukleares Forschungszentrum samt Protonenbeschleuniger nach massiven Protesten gezeigt: "Ich hatte gehofft, dass der Forst seitdem als Tabuzone gilt." Ähnlich enttäuscht sind auch die Aktiven der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, die aus den Protesten gegen das Forschungszentrum hervorging. Vorsitzende Kerstin Mertens kritisiert besonders, dass die neuen Standorte jetzt noch tiefer im Forst liegen, "das ist eine richtig schlechte Entwicklung", je weiter im Wald, desto größer seien die Schäden an der Natur.

Nicht nur müssten viele Bäume dem Anlagenbau weichen, die Naturschützer befürchten auch negative Auswirkungen auf die im Forst lebenden Tiere. Besonders Vögel und Fledermäuse seien betroffen, sagt Straub. So sei der Ebersberger Forst sowohl ein Rastplatz für den Vogelzug als auch ein Überwinterungsgebiet für verschiedene Fledermausarten. Darunter etwa der Große Abendsegler, der bekannt sei für seine großen Flughöhen. Bis zu 300 Meter über dem Boden sei diese Art unterwegs, sagt Straub, also durchaus in Reichweite der Rotorblätter. Kleinere, niedrig fliegender Arten könnten dagegen von den erzeugten Luftdruckschwankungen verletzt werden, etwa an der Lunge.

Was Mertens aber besonders Sorgen macht, ist, dass der Windpark ein Präzedenzfall und der Beginn einer unguten Entwicklung sein könnte: "Wenn im Forst erst einmal etwas steht, egal ob Umgehungsstraße oder Windrad, dann haben wir bald gar keinen Forst mehr." Ob juristisch gegen die Pläne vorgegangen werden soll, will weder der LBV noch die Schutzgemeinschaft ausschließen, es sei aber noch zu früh, dies zu entscheiden. Schließlich stehe noch lange nicht fest, dass die Anlagen gebaut werden, selbst bei Green City ist man sich da noch nicht sicher. Straub wie Mertens betonen aber auch, dass sie nicht grundsätzlich gegen erneuerbare Energien sind - nur eben nicht in einem so sensiblen Gebiet, wie im Forst.

Diese Abwägung hat man auch beim Bund Naturschutz getroffen - dort ist man indes zum gegenteiligen Ergebnis gelangt, wie Kreisvorsitzender Olaf Rautenberg sagt. Natürlich sei es "ein Spagat", immerhin habe man sich dem Erhalt der Natur verpflichtet, langfristig seien die Vorteile aber größer als die Nachteile ist Rautenberg überzeugt: "Der beste Naturschutz ist es, den Klimawandel zu verhindern."

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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