Ebersberg:Auf neuen Wegen

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Nicht einmal für Fußgänger ist die Baustraße an der Kreisklinik in Ebersberg derzeit legal nutzbar. Nun soll sie ausgebaut werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ebersbergs Stadträte diskutieren Varianten für weitere Zufahrten in die nördlichen Wohngebiete. Einig ist man sich, keinen Durchfahrtsverkehr anlocken zu wollen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Pflock hat seinen festen Platz in der Politik. Meist rhetorisch, oft ist die Rede davon, einen oder mehrere Pflöcke einzuschlagen, also Leitlinien zu definieren. Im Ebersberger Technischen Ausschuss ging es nun genau ums Gegenteil, also die Frage, wie man bestehende Pflöcke wieder los wird. Im übertragenen Sinne wurden dazu aber natürlich neue eingeschlagen.

Die echten Pflöcke stehen auf der Josef-Brendle-Straße hinter dem Supermarkt. Ihre Aufgabe ist es, Verkehr von den Wohngebieten im Norden der Stadt fernzuhalten, ohne Pflöcke wäre der Weg frei für eine bequeme Abkürzung zwischen Münchner Straße und Klostersee. Nachteil der Poller ist aber, dass auch die Wege innerhalb der Siedlung länger werden. Wer etwa an der Ebrach- oder der Böhmerwaldstraße wohnt, muss einen Umweg über Floßmann- und Pleiningerstraße fahren, insgesamt mehr als einen Kilometer. Gäbe es die Poller nicht, wäre die Wegstrecke weniger als halb so lang.

Nicht sehr glücklich sind aber auch jene Anwohner im Osten des Wohngebiets, bei denen die gesamte erweiterte Nachbarschaft täglich vor der Haustür vorbeifahren muss, weil es im Westen keine Aus- und Einfahrt gibt. Ein Problem, das sich durch das geplante Baugebiet Friedenseiche VIII, in dem bis zu 500 Neubürger einziehen könnten, noch verschärfen dürfte. Die Lösung ist eigentlich seit Jahrzehnten bekannt: Eine Entlastungsstraße zur Gass, die - nach dem Urheber des Bebauungsplanes für den Stadtteil Friedenseiche - als "Sodomann-Straße" in zahlreichen Planspielen auftaucht. Damit entstünde aber genau jener Bypass, den jetzt noch der Poller am Supermarkt unterbindet.

Wie man diesen Westzugang gestalten kann, ohne gleich den gesamten Verkehr der Münchner Straße im Wohngebiet zu haben, dazu stellte Planer Horst Schweikert mehrere Ideen vor. Schnell einig waren sich die Stadträte darüber, dass man im neuen Wohngebiet samt angrenzender Straßen eine Verkehrsberuhigung will.

Wesentlich mehr Gesprächsbedarf gab es zum Vorschlag einer Einbahnregelung in der Erika-Schienagel-Straße. Der Planer hatte angeregt, die Straße zwar in beide Richtungen befahrbar zu machen, eine Einfahrt indes nur aus nördlicher Richtung zu erlauben. Damit würde man den Verkehr auf zwei Äste - die zweite wäre die vom Poller befreite Josef-Brendle-Straße - verteilen, sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Auch wegen der teilweise sehr engen Straßen in dem Gebiet sei eine solche Einbahnregel sinnvoll.

Weniger überzeugt von der Idee zeigte sich Philipp Goldner (Grüne). Derzeit, so habe er errechnet, führen alle Anlieger des Gebiets zusammengenommen insgesamt 100 000 Kilometer Umweg im Jahr, wegen des Pollers. Ohne diesen, aber mit Einbahnregel seien es vielleicht noch 50 000 - und damit immer noch zu viel: "Ich verstehe nicht, warum man wieder das halbe Wohngebiet absperren muss." Zumal die Planer ohnehin davon ausgingen, dass die engen Wohnstraßen zu unattraktiv für den Durchgangsverkehr seien. Gerd Otter (FW) gab zu bedenken, dass man ein solches Einfahrverbot auch kontrollieren müsse, "die fünf Meter sind ja schnell überwunden". Man sollte es einfach probieren, warb der Bürgermeister für die Idee der Planer, "wenn man sieht, dass es Unfug ist, kann man es wieder ändern". Martin Schedo (CSU) regte an, vor einer Entscheidung zunächst zu prüfen, ob ein Einfahrtverbot überhaupt verkehrsrechtlich zulässig sei.

Auch eine weitere mögliche Entlastung für den nordwestlichen Stadtteil wurde vorgestellt: die derzeit als Baustellenstraße genutzte Verbindung von der Münchner zur Von-Scala-Straße. Dies würde nicht nur weniger Verkehr auf den dann zwei Zugängen, der Josef-Brendle- und der Pleiningerstraße, bedeuten, sondern auch die Ampelkreuzung zwischen dieser und der Münchner Straße entlasten. Allerdings warnte der Bürgermeister vor zu viel Optimismus, man müsse erst klären, ob die Straße überhaupt entsprechend ausgebaut werden könne, und ob die Klinik, auf deren Grund sie sich befindet, mit dem Vorhaben einverstanden sei. Dies sah auch Hans Mühlfenzl (SPD) skeptisch: "Es wäre ja schön, wenn es sich verwirklichen ließe, aber wir haben da kein Zugriffsrecht". Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU) war da zuversichtlicher. "Wir haben die Planungshoheit für den weiteren Klinik-Ausbau. Da können wir das mit der Straße schon durchbringen." Derzeit führe man mit Landratsamt und Klinik Gespräche über die Sache, so Brilmayer. "Wir werden schon zu einem Ergebnis kommen", aber eben nicht schnell - da müssen vorher schon noch ein paar Pflöcke eingeschlagen werden.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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