Der Prozess gegen einen Informatiker, der im Landkreis lebte und sich seit Anfang Mai wegen sexuellen Missbrauchs seiner Stieftochter vor dem Landgericht München II verantworten musste, hat ein tragisches Ende genommen. Der 60-Jährige nahm sich in der Nacht auf Freitag vergangener Woche das Leben. Dies teilte die Vorsitzende der 1. Jugendstrafkammer, Richterin Regina Holstein, zu Beginn des sechsten Verhandlungstages am vorigen Freitag mit. Ursprünglich hätte an diesem Tag das Urteil in dem Prozess verkündet werden sollen. Dem Informatiker wurde vorgeworfen, er habe von 2006 an seine Stieftochter 357 Mal sexuell missbraucht. Zum Zeitpunkt des ersten Übergriffs soll das Mädchen sechs Jahre alt gewesen sein. Das letzte Mal soll sich der Angeklagte im Januar und Februar 2015 an der damals inzwischen 14-Jährigen vergangen haben. Der Informatiker machte während des gesamten Prozesse keinerlei Angaben zu den Vorwürfen aus der Anklage der Staatsanwaltschaft.
Anfang vergangenen Jahres hatte das mutmaßliche Opfer ihrem Schulleiter von den mutmaßlichen Übergriffen berichtet. Der Pädagoge erstattete Anzeige bei der Polizei, woraufhin der Informatiker festgenommen wurde und in Untersuchungshaft kam. Auf Antrag der Verteidigung wurde der Haftbefehl jedoch Ende vergangenen Jahres aufgehoben. Der 60-Jährige befand sich seither auf freiem Fuß und lebte zuletzt bei einem Bekannten in Rheinland-Pfalz. Laut Richterin Regina Holstein habe der Angeklagte über Whatsapp einer Vertrauensperson mitgeteilt, dass er vor habe, sich das Leben zu nehmen. Der Vertraute hätte, nachdem er die Nachricht erhalten habe, sofort die Polizei alarmiert. Als Beamten daraufhin zur Wohnung des Informatikers fuhren, sei dieser jedoch bereits tot gewesen. Laut Kriminalpolizei soll der 60-Jährige mehrere Abschiedsbriefe, unter anderem an das Gericht und an die Staatsanwaltschaft hinterlassen haben. Über deren Inhalt sei bislang nichts bekannt, sagte die Vorsitzende.