Ebersberg:Alles nach Plan

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So cool, so sexy kann Jazz sein, selbst wenn nur zwei Musiker auf der Bühne stehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jazz-Festival: Der Countdown beginnt

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Der Countdown läuft. In knapp vier Wochen wird es eröffnet, das erste internationale Jazzfestival in Ebersberg. 26 Veranstaltungen, acht Spielstätten in Grafing und Ebersberg, vier Jam-Sessions, internationale Stars und lokale Ensembles, Prominenz und Party, Film und Fotografie: Es ist ein ziemlicher Tanker, den die Jazz-Initiative Grafing zusammen mit dem Team vom Alten Kino, dem Bassisten Martin Zenker, dem Jazz-Musiker Josef Ametsbichler, Musikschulleiter Peter Pfaff und vielen anderen in Bewegung gesetzt hat. Aber jetzt schwimmt er und alles läuft "weitgehend nach Plan", wie Frank Haschler von der Jazz-Initiative bei einer Pressekonferenz in der Ebersberger "Zimtblüte" erklärt hat. Verträge, Technik, Logistik: "ist eingetütet!"

Letzte, durchaus auch schwierige Detailabsprachen mit Künstleragenturen seien geklärt, von der Automarke zur Beförderung der Musiker bis hin zu Übertragungsrechten. Auch der Vorverkauf laufe recht gut, habe jedoch noch "Luft nach oben", wie Markus Bachmeier vom Alten Kino erklärt. Er merkt allerdings an, dass sich beim Jazz, anders als bei Kabarettabenden, viele erst kurzfristig für einen Besuch entscheiden. Außerdem sind gerade die Ferien zu Ende gegangen.

Die bisher gute Bilanz der Festivalvorbereitungen sind nun aber kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Jetzt, da das Schiff abgelegt hat, gilt es Fahrt aufzunehmen und für das Festival zu trommeln. Es werden Poster verteilt, von Vaterstetten bis Wasserburg, in den Münchner Jazzclubs Vogler und Unterfahrt werden sie hängen, in der Musikabteilung von Beck am Marienplatz, im Jazzclub "Le Pirate" in Rosenheim. Ein Trailer, der in den Kinos Wasserburg, Grafing und Ebersberg läuft, bietet einen Appetithappen, das nächste Mal wird er am Mittwoch, 23. September, im Alten Kino gespielt, vor dem Filmporträt "Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit". Und wer zum Leserkreis der Zeitschriften Jazzthing und Jazz Podium gehört, findet darin einen redaktionellen Beitrag über die Premiere. Frank Haschler freut sich. "Wir stehen jetzt in einer Liste mit den großen Festivals."

Wer jedoch nicht lesen will, auch keine Fachzeitschrift, der muss eben hören. Wenn am Samstag, 26. September, am Grafinger Hans-Eham-Platz das Gesundheitsforum stattfindet, wird auch die Jazz-Initiative dort einen Infostand aufbauen, an dem man Tickets vorbestellen kann. Die Idee, bei dem an diesem Tag veranstalteten Entenrennen auf der Urtel eine "Jazz-Ente" zu Wasser zu lassen, wurde indes verworfen. Dafür machen die Mitglieder der Band Fischer & Friends von Moritz Fischer und eine andere lokale Band Appetit auf die kommenden Konzerte.

Auch Ebersberg bekommt eine PR-Aktion ab: Am 4. Oktober, einem verkaufsoffenen Sonntag in der Kreisstadt, wird Bürgermeister Walter Brilmayer den Ehrenamtsplatz einweihen. Eine gute Gelegenheit, für den Jazz zu werben und den Vorverkauf im Alten Speicher zu öffnen.

Auch finanziell sei man auf dem richtigen Weg, bekräftigt Haschler. Dreißig Sponsoren unterstützen das Festival, darunter Banken, Handel und Gewerbe, Ärzte und öffentliche Träger wie Stadt, Landkreis und Staat. Neue Förderer seien hinzu gekommen, vier Hotels, ein Flügelverleih. Nicht zu reden von Privatleuten, die allerlei Unterstützung anböten: Autos, Übernachtungsmöglichkeiten für die Musiker. Es scheint, dass sich eine ganze Stadt - oder in Wahrheit zwei Städte - mit dem Projekt identifizieren. Am Ende fahren vielleicht sogar die "Draußerholzer" durch den Forst zu den "Drinnerholzern" in den Süden. Und Walter Brilmayer rechnet mit "Zuspruch aus Nah und Fern". Auch die Südostbayern-Bahn ist mit an Bord, und zwar in zweifacher Hinsicht: Die SOB, so berichtet Michael Liese vom Organisationsteam der Jazz-Initiative Grafing, erhält je zehn Tickets für die Konzerte mit Chris Potter, The Katet und Karl Ratzer und wird die 30 Karten verlosen. Im Gegenzug überlässt die SOB den Veranstaltern 50 Fahrkarten. Die bekommt, wer in einem bestimmten Zeitraum Eintrittskarten fürs Festival kauft. Das Schöne daran: Diese Gratis-Fahrkarte kann an einem beliebigen Tag genutzt werden. Über den Termin für diese Aktion wird noch informiert.

Gute Nachrichten hat auch Musikschulleiter Peter Pfaff, der Schulen im Landkreis angeschrieben hat mit der Bitte, das Thema Jazz im Musikunterricht anzusprechen. Er berichtet, dass sich entgegen der landläufigen Meinung auch Kinder und Jugendliche für Jazz interessieren. Das sind rosige Aussichten für die Zukunft des Festivals.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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