Ebersberg:Alles auf Anfang

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Paulina Gentsch ist seit Februar neu im Vorstand. Die 19-Jährige hat sich lange Gedanken über das neue Farbkonzept gemacht. Es helfen auch junge Leute, die zuvor noch nie im Jugendzentrum waren. (Foto: Christian Endt)

Das Jugendzentrum in Ebersberg wird renoviert, denn die neue Generation möchte selbst Akzente setzen. Dabei erinnert die Gestaltung durchaus auch an die Geschichte des Treffpunkts

Von Valentina Antonucci, Ebersberg

Der Geruch von frischer Farbe hängt in der Luft, das Malerwerkzeug liegt quer im Raum verteilt, Möbel, Böden und sonstige Flächen sind großzügig mit Plastikfolie verhängt, lediglich der Air-Hockey-Tisch ist verschont geblieben und dient als Ablage für Taschen und Jacken. Die fleißigen Helfer wischen sich den Schweiß von der Stirn, seit Tagen sind sie hier und renovieren. Denn das Jugendzentrum in Ebersberg (AJZ) bekommt einen neuen Anstrich.

Kaputt oder beschädigt sei nichts gewesen, erklärt Janis Michal, 19, Grund für die Renovierung sei vielmehr, dass sie sich, als neue Generation, hier selbst verwirklichen und einbringen wollen. Dem stimmen Paulina Gentsch, ebenfalls 19, und Helen Hamburger, 18, zu. Bereits seit Paulina und Janis im Februar Teil des Vorstandes wurden, haben sie an einem neuen Farbkonzept für das Jugendzentrum gearbeitet. Vor Kurzem hätten dann die zwei Ältesten des Vereins den Vorstand verlassen, das gab endgültig den Startschuss für die gestalterische Veränderung im Jugendzentrum. Geplant ist, die Wände in Weiß und dunklem Grau in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, die Theken und die Decken bleiben schwarz, hier werden lediglich einige Fehler ausgebessert. Ansonsten sollen einzelne Farbakzente den Blick auf sich ziehen, wie beispielsweise der rote Stern an der Decke oder die bunt gestaltete Theke. Für diese hat sich Paulina etwas ganz Besonderes ausgedacht: Der Schriftzug "AJZ" wird vor orangenem Hintergrund in dicken, rundlichen Buchstaben im Stil der 70er die Theke zieren. "Uns war es wichtig, dass wir etwas von früher mit einbringen und da das AJZ 1973 gegründet wurde, dachten wir, das würde gut passen", sagt sie. Der Entwurf stammt von ihr selbst, und auch die Umsetzung sei schon geplant: Um ihr Kunstwerk an die Wand zu bringen, möchte sie Acrylfarbe und Lackstifte verwenden. Insgesamt also ein sehr modernes und schlichtes Konzept, das im absoluten Kontrast zu dem farbenfrohen Rot-Weiß steht, das noch bis vor kurzem den Raum dominierte.

Das bedeutet einiges an Arbeit, zum Glück finden sich immer wieder Helfer, die beherzt zum Pinsel oder Kehrbesen greifen. Die Renovierungsarbeiten werden komplett von den Jugendlichen ausgeübt, eine Firma oder Handwerker seien nicht engagiert worden. "Wir sind alle keine Profis, aber jeder kann etwas besonders gut und dann geht das schon", sagt Janis. Dabei wechselt die Zahl der Helfer enorm. Machmal sind nur drei Leute da, an einem anderen Tag hingegen bis zu zwölf. Das sei jeden Tag anders, erklären die Jugendlichen, die Helfer kämen einfach vorbei, je nachdem, wie sie gerade Zeit hätten. Dabei sei es schon mal vorgekommen, dass bis dato völlig Unbekannte ebenfalls auf der Baustelle aufgetaucht seien und kräftig angepackt hätten, da sie von Freunden mitgebracht worden waren. Aber auch von den Jugendlichen aus dem Jugendzentrum in Grafing (JiG) bekämen sie Unterstützung. "Man kennt die Leute, und dann hilft man sich eben", so Pauline. Gerade nach dem Wasserrohrbruch im JiG im vergangenen Jahr seien viele der Jugendlichen zu ihnen gekommen und würden jetzt auch beim Umbau mithelfen. Und diese Hilfe können sie gut gebrauchen, denn nicht nur der Veranstaltungsraum wird renoviert, sondern das komplette AJZ.

Finanziert wird das Ganze durch Zuschüsse von der Stadt und von dem eigens eingenommenen Geld des AJZ. Werkzeuge und sogar zwei Eimer Farbe waren noch vom letzten Umbau übrig geblieben und, zur Überraschung aller, waren die Pinsel gut ausgespült worden und die Farbe hatte den richtigen Ton, sodass alles sofort verwendet werden konnte.

Der Spaß kommt bei der ganzen Arbeit jedoch auch nicht zu kurz, besonders Janis hat Freude daran, da für ihn nicht die handwerkliche Tätigkeit im Vordergrund steht, wie er sagt. Für ihn sei es vielmehr eine Möglichkeit, Freunde zu treffen, sich zu unterhalten, zusammen zu lachen und dabei, ganz nebenbei, das Jugendzentrum noch nach den eigenen Vorstellungen zu verschönern. Paulina merkt jedoch an, dass es zwar wahnsinnig viel Spaß mache, aber doch sehr anstrengend sei. "Die letzten Tage waren wir eigentlich nur zum Schlafen daheim", gesteht sie. Glücklicherweise ist die Vorratskammer des AJZ noch gut gefüllt, sodass den fleißigen Helfern kostenlose Getränke zur Verfügung gestellt werden können. Um das Essen kümmert sich hingegen jeder selber, wobei es dabei auch zu kollektiven Pizzabestellungen kommt.

Schon im September soll das Jugendzentrum wieder wie gewohnt geöffnet sein. Die Renovierungsarbeiten werden jedoch noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Wann genau alles fertig sein wird, ist derzeit noch unklar, eines jedoch sei sicher, sagt Paulina: "Wenn wir fertig sind, gibt es erst einmal eine große Einweihungsparty!"

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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