E-Mobilität im Landkreis:Ein Netz mit vielen Löchern

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Im Ladeatlas des Wirtschaftsministeriums sind im Raum Ebersberg 24 öffentliche Stromtankstellen verzeichnet. Doch wer im Süden unterwegs ist, muss gut vorausplanen

Von Valentin Tischer, Ebersberg

Dass auch die E-Mobilität es nicht geschafft hat, das motorisierte Perpetuum Mobile zu erfinden, wird den etwa 260 E-Auto-Fahrern, die ihren Wagen im Landkreis Ebersberg zugelassen haben, schon aufgefallen sein. Wenn die Batterie leer ist, muss eine Tankstelle her. Im "Ladeatlas" des bayerischen Wirtschaftsministeriums sind im Landkreis Ebersberg 24 öffentliche Stromtankstellen verzeichnet, die man benutzen kann. Es teilen sich also ungefähr elf E-Auto-Fahrer eine Ladestelle. Das klingt auf den ersten Blick nicht schlecht, die Stationen sind jedoch unregelmäßig auf den Landkreis verteilt. Aber die Gemeinden wollen investieren.

Alleine in Grafing steht ein Drittel aller Ladestationen, acht Stück sind es hier. In Ebersberg sind es dagegen gerade einmal zwei. Aber die Kreisstadt will die Ladeinfrastruktur weiter ausbauen. Für sechs weitere E-Tankstellen habe sie beim Freistaat Fördermittel beantragt, sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Das bayerische Wirtschaftsministerium hat schon mehrere Förderrunden veranstaltet und plant für 2019 eine weitere. Zwei dieser neuen Stationen sollen noch dieses Jahr aufgebaut werden. Laut Brilmayer ist der Mangel an öffentlichen Ladestationen kein großes Problem für die E-Autofahrer: "Die Leute tanken eigentlich zu Hause." Um auch das private Tanken gewährleisten zu können, soll in Neubaugebieten und bei der Schaffung von Stellplätzen eine Infrastruktur geschaffen werden, die auf die Bedürfnisse der E-Autofahrer Rücksicht nimmt, so der Bürgermeister. Einfach immer mehr öffentliche E-Tankstellen bauen will er nicht. "Die Stationen müssen sinnvoll sein und es ist nicht einfach, sinnvolle Standorte zu finden", gibt er zu bedenken.

In Ebersberg gibt es zwei Ladestationen, weitere sollen folgen. (Foto: Christian Endt)

In Vaterstetten wird die bestehende E-Tankstelle am Bahnhof erneuert. Laut dem Klimaschutzmanager der Gemeinde, Tobias Aschwer, war die alte Ladesäule zu störungsanfällig und konnte den Ansprüchen nicht mehr genügen. Es soll nun eine neue platzsparende Technik verwendet werden, die es möglich macht, dass dort mehr Stellplätze elektrifiziert werden. Laut Aschwer war die Ladestation bisher schon gut ausgelastet. Auch im Ort ist es geplant, weitere E-Ladepunkte zu installieren, beispielsweise am Rathaus. Diese Projekte sind aber noch in der Planungsphase, noch müssen auch die Etatberatungen der Gemeinde für 2019 abgewartet werden. Ob die Gemeinde dafür Fördermittel des Freistaates in Anspruch nehmen wird, lässt Aschwer offen: "Wenn der Preis jetzt nicht zu hoch ist, ergibt es wahrscheinlich keinen Sinn, lange auf eine Förderung zu warten." Für die neuen Elektrofahrzeuge der Gemeinde wird eine Ladestation installiert, sagt Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). An ihr sollen aber nur die Gemeindefahrzeuge geladen werden.

Weniger E-Tankstellen gibt es zurzeit im Süden des Landkreises. Nur in Glonn und Aßling stehen zwei beziehungsweise eine Ladestation. In beiden Gemeinden befinden sich die Stationen auf privaten Boden. In Glonn betreibt das BMW-Autohaus Maier einen Ladepunkt und am Gut Georgenberg steht eine Ladestation des amerikanischen Automobilkonzerns Tesla. Auf dem Parkplatz des Rewe-Supermarktes in Aßling befindet sich eine E-Tankstelle, die von den Kunden benutzt werden kann.

Die Gemeinde Glonn möchte neben den bestehenden Stationen in privater Hand noch eine zusätzliche öffentliche Station schaffen. Das Projekt sei in Planung, es gebe aber noch keine konkreten Fortschritte, sagt Bürgermeister Josef Oswald (CSU). "Sollte der Bedarf nach Ladestationen steigen, dann wollen wir dafür sorgen, dass er gedeckt wird", so Oswald. Ähnliches ist auch in der Gemeinde Aßling angedacht.

Gar keine verzeichneten Ladestationen haben die südlichen Gemeinden Egmating, Moosach und Oberpframmern. Daran wird sich in Moosach etwas ändern. Dort wird gegenüber des Rathauses eine Ladestation gebaut. Da gerade wegen des Baus einer Fernwärmeleitung aufgegraben worden ist, erklärt Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU), habe die Gemeinde geplant, dass man als "zukunftweisendes Dorf" auch eine Ladestation baut. Wenn Bedarf nach einer weiteren besteht, sollte es dem Bürgermeister zufolge auch kein Problem sein, noch mehr zu bauen.

In Grafing sieht die Situation schon anders aus. Die Stadt beherbergt schon acht Stromtankstellen. Bürgermeistern Angela Obermayr (Grüne) sieht vorerst wenig Gründe für weitere. "Die bestehenden reichen erst mal", sagt sie. Ähnlich sieht es Wirtschaftsförderer Tim Grebner. Die Stadt unterhält selbst zwei Tankpunkte in der Tiefgarage an der Rotter Straße. Die restlichen Ladestationen betreibt die Firma Rothmoser aus Grafing. "Wir haben da sehr gut mit der Firma zusammengearbeitet. Wir als Stadt haben den städtischen Boden zur Verfügung gestellt und die Firma hat die Tankstellen aufgebaut", so Obermayr. Bis auf diejenigen am Bahnhof Grafing Stadt, werden alle Stationen von der Firma mit Strom versorgt. Grebner dazu: "Die Firma Rothmoser ist ein Unternehmen, das die Sache gerne voranbringen möchte." Eine spezielle Förderung von städtischer Seite für privates Aufladen hält Bürgermeisterin Obermayr nicht unbedingt für notwendig: "In einem Einfamilienhaus ist es ja kein Problem, das Auto an der Steckdose zu laden und bei Mehrfamilienhäusern ist das Sache der Investoren."

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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