Drittes Musikfestival:Zorneding der Extreme

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Funk hier, Kabarett dort: 30 Auftritte locken die Zuschauer beim dritten Musikfestival des Vereins Projekt Mbayan an vier verschiedenen Orten. Zu Beginn wird der Toten von Paris gedacht.

Von Annalena Ehrlicher, Zorneding

Während "Eternit" den Zuhörern im Obergeschoss des Jugendzentrums einheizt, ... (Foto: Peter Hinz-Rosin)
... gibt eine Etage tiefer die "Fun can do!" sein Bestes. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einer Schweigeminute für die Opfer der Attentate in Paris leitet Barbara Weiß das dritte Zornedinger Musikfestival des Vereins Projekt Mbayan am Samstag ein. "Man darf sich nicht davon abschrecken lassen, aber wir wollten auch nicht direkt zum Feiern übergehen", sagt die Vorsitzende. Die Attentate in Paris seien ein Angriff auf Toleranz, Freiheit und den gegenseitigen Respekt - und gerade dafür stehe ihr Verein, so Weiß: "Es ist wichtig, dass der Veranstalter den gehörigen Respekt zeigt, schließlich geht es uns alle an."

Auch einige Bands bekunden ihre Solidarität, die Chicas Kikas beispielsweise widmen ihre Chanson den Freunden in Paris. Nach Weiß' Worten nimmt sie ihren Platz als zweites Jazz-Saxofon in der Big Band ein und eröffnet mit Markt Schwaben's Finest das Musikfestival.

Bei vier Veranstaltungsorten können die Besucher des Benefizfestivals mehr als 30 verschiedene Auftritte sehen. Von Kabarett über Musicals zu Ska, Blues, Funk und Percussion ist alles vertreten: Während Andrea Gegner in Schlauchkleid und Federboa in bester Liza-Minnelli-Manier das Rathaus-Foyer zum Kabarett macht, summt das Obergeschoss des Jugendzentrums von den westafrikanischen Rhythmen der Percussion-Gruppe Makoko. "Die wahren Spender heute Abend sind die Musiker, die sich bereit erklärt haben, hier ohne Gage zu spielen", ruft Weiß, noch kurz bevor Tola Sholana, Leiter von Makoko, den kleinen Saal zum Vibrieren bringt, indem er die Besucher zum Mitklatschen und Singen animiert.

Frank Senftleben spielt im Rathaus auf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
Auch die evangelische Kirche, hier beim Auftritt von Salonorchester München, wird zur Bühne. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Vielfältigkeit ist es, die das Festival für viele so attraktiv macht. "Man muss nirgendwo bleiben, wenn es einem zu laut ist oder man doch mal etwas erwischt hat, was einem nicht so gefällt", sagt Erwin Rett. "Durch die vielen verschiedenen Optionen ist es dieses Jahr aber noch schwieriger, sich zu entscheiden, was man sehen will", findet Michaela Rett und lacht. "Aber es ist auch nicht so gedrängt und man kann in alles mal reinschauen", fügt ihr Mann hinzu.

Wie die anderen Besucher schlendern die beiden zwischen den vier Veranstaltungsorten hin und her, schauen mal hier und mal dort hinein - im Zweifel schafft ein Blick auf den Veranstaltungsplan Klarheit darüber, wer da gerade auf der Bühne steht. Teilweise könnten die Kontraste von Ort zu Ort kaum größer sein.

Ein Ortswechsel um 20 Uhr: Während das Jugendzentrum bebt und Kasiopaya mit abgefahrenem Akustik-Funk die Leute zum Tanzen bringt, wird im Rathaus Kabarett vom Feinsten gemacht. Das Trio Scheuermüller, Hammermeier und die Dame am Klavier zeigt "exklusiv in Zorneding eine Preview auf ihr neues Programm", so die Ankündigung. Das Programm: eine Alpenoperette. Die Zuschauer stehen inzwischen bis hoch in die Gallerie, um einen möglichst guten Blick auf die Bühne zu haben. Das Liebeslied an München - "schön wie ein Mädchen bist du, mein München", singen sie zweistimmig - wird mit donnerndem Applaus und Gelächter gefeiert.

"Wenn man sieht, dass die Leute so zufrieden sind, ist das ein super Gefühl", so Christine Schmidt, die zu den mehr als fünfzig Helfern gehört. Groß sei der Aufwand gewesen: Afrikanische Spezialitäten für 600 Leute wurden zubereitet, ein Kuchenbuffet und Getränke herangeschafft. Die Bands organisierte das Vereinsmitglied Gerhard Müllritter. "Aber jetzt sieht man ja, wofür die ganze Arbeit gut war", sagt sie und strahlt.

Auch die Bands sind zufrieden. Tobias Schwartz von Fly in the Ointment ist immer gerne bei Benefizveranstaltungen dabei: "Auf der einen Seite macht es Spaß und auf der anderen hilft es auch noch", fasst er zusammen. Nach dem Auftritt seiner Band packt er zusammen - das Untergeschoss des Jugendzentrums war voll, die Leute begeistert.

Von der bereits aufgeheizten Stimmung profitiert auch Jeremiah's Life and Death Blues Orchestra: Bereits beim Soundcheck wird Frontmann Jeremy Teigans Stimme mit Zurufen aus dem Publikum gefeiert. Als die Band dann richtig loslegt, ist der Raum so voll, dass selbst das Tanzen schwierig wird.

"Ich habe mir sogar eine CD besorgt, die waren verdammt gut", erzählt Quirin Braun, der selbst mit seiner Bigband Markt Schwaben's Finest das Festival mit einem Auftritt in der Evangelischen Kirche eröffnet hatte. "Wir waren ja die letzten Jahre auch dabei", sagt er, "und es ist immer toll gewesen".

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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