Diskussion um Gewerbegebiet Nord:Sorge um die Wirtschaftskraft

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Ebersberger Stadträte unzufrieden mit Gewerbeentwicklung

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Stadtrat wächst die Sorge um den Wirtschaftsstandort Ebersberg. In der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses wurden Zweifel an der Entwicklung des Gewerbegebietes Nord geäußert. Hintergrund ist ein Bauantrag für eine Lagerhalle an der Schwabener Straße. Dieser fand zwar eine Mehrheit - allerdings gab es auch deutliche Kritik an dem Vorhaben.

Diese betrifft zum einen die schiere Größe des Objekts: Die Spedition Reischl plant auf der freien Fläche zwischen Schwabener Straße und Getränkemarkt eine neue Lagerhalle. Diese soll bis zu 16 Meter hoch werden, und damit gut ein Geschoss mehr erhalten, als es der Bebauungsplan vorsieht. "Ein extremer Klotz", werde dies, kommentierte Martin Schechner (CSU) die Pläne, auch aus den anderen Fraktionen kam Kritik. Philipp Goldner (Grüne) schlug vor, bevor die Stadträte über eine Änderung des Bebauungsplanes entscheiden, solle ein Modell vorgelegt werden. Der Ausschuss vertagte daraufhin die Entscheidung. Ob und wie der Bebauungsplan geändert wird, soll in einer kommenden Sitzung entschieden werden.

Bauen darf die Spedition dennoch, der Antrag für eine Halle gemäß den Vorgaben des Bebauungsplanes wurde bei einer Gegenstimme, der von Gerd Otter (FW), genehmigt. Denn die Stadträte hatten einer Bebauung des Grundstücks bereits zugestimmt - allerdings war damals noch ein Bürogebäude im Gespräch. Warum daraus eine Lagerhalle wurde, liege an der geplanten Erweiterung des Altenheims "Reischlhof", erläuterte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Dort, wo die Erweiterung entstehen soll, befinden sich derzeit Lagerräume der Spedition, diese sollen ins Gewerbegebiet neben den Hauptsitz der Firma umziehen, eben in die beantragte neue Lagerhalle hinter dem Getränkemarkt.

Dass man es genehmigen muss, darüber waren sich die Ausschussmitglieder einig - die Entwicklung wurde dennoch von einigen deutlich kritisiert. Ebersberg habe einmal "ein feines Gewerbegebiet" gehabt, auf das man im Stadtrat auch stolz gewesen sei, sagte Elisabeth Platzer (SPD). Inzwischen aber nehme die Spedition gut die Hälfte der gesamten Fläche des Gebietes ein, was sich auch negativ auf die Gewerbesteuereinnahmen auswirke. "Firmen gehen weg", beklagte Platzer, auch vor dem Hintergrund der zuletzt um rund 1,5 Millionen auf nun noch 6,5 Millionen Euro eingebrochenen Gewerbesteuereinnahmen, dafür kämen Lagerhallen. Auch Alois Lachner (CSU) meinte, ein Bürogebäude wäre ihm lieber gewesen.

Was mit Blick auf die städtischen Finanzen nachvollziehbar ist. Denn Gewerbesteuereinnahmen berechnen sich nicht nach Fläche sondern nach Gewinn der jeweiligen Firma. Zwar gilt die Spedition Reischl als potenter Gewerbesteuerzahler - allerdings nimmt sie eben auch viel Fläche ein. Würde anstelle der Lagerhalle ein Bürohaus für mehrere Firmen gebaut, könnte die Stadt deutlich mehr Steuern einnehmen. Ebenfalls entscheidend ist die Zahl der Mitarbeiter am Ort, auch diese fließt in die Berechnung der Gewerbesteuer ein. Außerdem bedeuten viele Arbeitsplätze auch mehr Einkommensteuer - und sind auch ansonsten ein wichtiger Faktor, wie Hans Mühlfenzl (SPD) anmerkte. Ihn störe es, wenn er lesen müsse, dass für eine Halle dieser Größe - geplant sind je zwei unter- und oberirdische Stockwerke, plus das zusätzlich beantragte, die Grundfläche ist etwa 6500 Quadratmeter - gerade einmal Parkplätze für drei Mitarbeiter beantragt werden.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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