Die Kasse stimmt:Solider Haushalt

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Zorneding geht mit einem dicken Plus aus dem Jahr

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Als er nach der Haushaltssitzung vor das Rathaus tritt, schüttelt Stephan Raabe den Kopf. "Ist ja kein Wunder", schnaubt der SPD-Gemeinderat. Er meint: Es ist keine Überraschung, dass Zorneding auf dem Papier mal wieder gut dasteht. Mit 5,5 Millionen Euro auf der hohen Kante, wie in den Minuten zuvor bekannt wurde. Und keinerlei Schulden, die das relativieren würden - was den Bürgermeister mit Blick auf den Nachtragshaushalt sehr zufrieden stimmte, ist für den Sozialdemokraten eher Anlass für Unmut: "Wir haben ja auch nicht die Infrastruktur, die andere Gemeinden haben", sagt er, bevor er in die Nacht verschwindet.

In der 15-minütigen Sitzung demonstrierte die Kämmerin am Dienstagabend wieder einmal, für was die Gemeinde bekannt ist: ihre solide Haushaltslage. Auf der Einnahmenseite ein Drittel mehr Gewerbesteuer als gedacht, auf der Ausgabenseite 650 000 Euro zunächst eingespart, weil man für eine Straßensanierung in Ingelsberg keine Baufirma fand - und schon kann sich die Kämmerin über eine Extra-Million auf der hohen Kante freuen. Geld, das die Gemeinde im kommenden Jahr gut gebrauchen könne, wie Bürgermeister Piet Mayr (CSU) betonte. Die Gemeinde plant in den kommenden Jahren Millionen-Investitionen in Kitas. Auf insgesamt zehn Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die geplante Kita am Schmiedweg, die Erweiterung des Kinderhauses an der Lärchenstraße und den Bau eines Horts an der Pöringer Schule. Investitionen, mit denen die Rücklagen der stets sparfreudigen Gemeinde in den nächsten Jahren "wegschmelzen werden", wie der Bürgermeister mahnte.

In der Sitzung gab es nur wenige unerwartete Posten. Einer davon waren die etwas geschrumpften Mieteinnahmen für die Unterbringung Obdachloser. Für sie kassiert die Gemeinde vom Landkreis 10 000 Euro weniger als veranschlagt. Wie Mayr erklärte, seien manche Betroffene in Wohnungen umgezogen, die direkt vom Sozialamt bezahlt werden. Mehr Geld für die Gemeindekasse gibt es hingegen von unerwarteter Seite: der Deutschen Glasfaser. Und zwar dafür, dass sie die Straßen und Gehwege aufbuddelt, um dort Kabel zu verlegen. Auf immerhin 13 000 Euro belaufen sich diese "Sondernutzungsgebühren." Dazu kommt eine deutlich angestiegene Gewerbesteuer: Etwa 2,9 Millionen Euro werden heuer in die Gemeindekasse fließen - knapp 650 000 Euro mehr, als im März veranschlagt. Die Kehrseite der Medaille: Entsprechend mehr Gewerbesteuerumlage muss Zorneding zahlen. "Das ist vertragbar", sagt Mayr am Dienstagabend; Kämmerin Gabriele Laschka meint scherzend: "Von nichts kommt nichts."

Ein Spruch, der auch von Stephan Raabe hätte kommen können - wenn auch mit einer anderen Zielrichtung. Dass Zorneding wenig investiert und den Wohnungsbau privaten Investoren überlassen hat, "das rächt sich jetzt", meint der SPDler am Mittwoch. Die Mietpreise bewegen sich fast auf Münchner Niveau; zudem gibt es nur 60 gemeindeeigene Wohnungen. "Jetzt müssen wir es über städtebauliche Verträge machen", moniert Raabe. Die Konsequenz: Die Gemeinde kann nur dann günstigen Wohnraum abschöpfen, wenn sie in entsprechender Quantität bauen lässt - und dafür gibt es nicht selten Gegenwind. Nach dem Aufstellungsbeschluss für ein neues 500-Personen-Quartier "hat man mich beschimpft, warum wir die schöne Wiese zubauen lassen", schildert Raabe. Er meint: "Die zusätzlichen Kindergärtner müssen doch schließlich auch irgendwo unterkommen."

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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