Die Debatte geht weiter:Keine Ruhe um die Grafinger Mauer

Mit dem ständigen Übermalen der Mauer soll nach dem Willen einiger Stadtratsfraktionen bald Schluss sein. (Foto: Christian Endt)

Ein Stadtratsbündnis fordert eine bessere Lösung für das Denkmal - und auf der gerade neu gestalteten Fläche tauchen Schmierereien auf

Ist dies der Anfang vom Ende des Mauerdenkmals im Grafinger Stadtpark? Nach einem gemeinsamen Antrag der Stadtratsfraktionen von Grünen, Freien Wählern, SPD, Bayernpartei und Linke - also allen außer der CSU - steht ein solches nun mit zur Debatte: Für die anstehende Sitzung am Dienstag, 10. November, fordern sie eine "ergebnisoffene" Diskussion über die Zukunft des umstrittenen und mittlerweile mehrfach übermalten Mauersymbols.

Dem Antrag zufolge soll bei der Debatte "eine dem Anlass besser passende Form" der Denkmalgestaltung beraten werden. Nötig sei eine "gemeinsame Lösung", die das ständige Be- und Übermalen der Mauer beende und zudem einen klaren Bezug zur Stadt Grafing herstelle. Aktuell stellt die Mauerstehle einen anderen Kontext her, und zwar zu den darauf namentlich genannten CSU-Spendern der nebenan stehenden vier "Einheitsbäume".

Eine Erinnerung an Hermann Huber soll im Mittelpunkt stehen

Wie ein solcher Grafinger Bezug treffender hergestellt werden könne, dafür gibt es im lokalpolitischen Grafing praktisch nur einen einzigen Alternativvorschlag. Er führt über den im Jahr 2018 verstorbenen Ehrenbürger der Stadt, Hermann Huber. Als damaliger deutscher Botschafter in Prag hatte er mit seiner Bereitschaft, tausende DDR-Bürger auf dem Botschaftsgelände zu versorgen, ganz unmittelbar zum Fall der deutsch-deutschen Mauer beigetragen.

Vergangene Woche im Rathaus eingereicht, erhielt der Antrag der fünf Fraktionen übers Wochenende neuerliche Aktualität. Die Mauer war abermals übermalt worden, diesmal in schwarz-roten Lettern. "Zum Gedenken an die CSU", ist nun unter anderem darauf zu lesen. Die Diskussion am kommenden Dienstag könnte die neue Mauer-Optik womöglich beschleunigen. Dass die CSU sie als Langfristlösung akzeptiert, ist eher unwahrscheinlich.

© SZ vom 03.11.2020 / thri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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