Der Sport im Ort:Goldmedaillen und Gnadenbrot

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gregor Klehe aus Vaterstetten ist zum dritten Mal Europameister im Voltigieren. Im Interview spricht über verunglückte Sprünge und verwöhnte Pferde

Interview von Viktoria Spinrad, Vaterstetten

Voltigierer sind so etwas wie Artisten auf dem Pferderücken. Und der offiziell beste Pferde-Turner der Junioren in Europa kommt vom Voltigierverein Ingelsberg in Vaterstetten. Gregor Klehe, 17 , ist gerade erst von der EM in Ungarn zurück, wo er im Batman-Kostüm zu Gold turnte - zum dritten Mal. Im Interview spricht er über vereinsinterne Konkurrenten, verunglückte Sprünge und verwöhnte Pferde.

SZ: Mit Ihrer dritten EM-Goldmedaille haben Sie Ihren Vereins-Spezl Jannik Liersch knapp ausgestochen. Lag's am Auftritt als Batman?

Gregor Klehe: Wohl kaum. Bei einem zu energischen Handstand bin ich sogar vom Pferd runtergesegelt, da gab es viel Punkteabzug. Gerettet hat mich dann wohl der Pflichtteil mit Aufspringen, auf dem Pferd stehen, Mühle. Da bin ich sehr routiniert.

Wie feiern Pferdefreunde ihre sportlichen Erfolge? Mit einem gemeinsamen Ausritt?

Ne, man wird in den Pool geschmissen und bekommt eine Flasche Sekt.

Und euer im Kreis laufender Vereins-Wallach Adlon eine Extrarübe?

Ne, er und die anderen Pferde werden ohnehin dauerverwöhnt.

Wie ist die Stimmung in der Voltigier-Szene - eher Konkurrenzkampf oder Kuschelkurs?

Der Umgang ist sehr freundschaftlich. Überhaupt ist das für mich der schönste Aspekt: Wenn man seine Voltigier-Kollegen auf den Turnieren nach längerer Zeit wiedertrifft. Das sind für mich die besonderen Momente.

Gibt es auch andere Momente - solche, in denen man sich als männlicher Voltigierer doofe Sprüche anhören muss?

Zum Glück habe ich das bisher nicht erfahren. Meine Freunde aus der Schule spielen zwar die Klassiker: Fußball, Basketball - aber die haben sich längst dran gewöhnt, dass ich nun einmal gerne auf dem Pferderücken herumturne.

Warum eigentlich?

Übungen wie der Kopfüber-Handstand auf dem Pferd geben einem auch Adrenalin. Außerdem ist das Voltigieren ja ein Teamsport. Da hängt ein ganzer Trupp dran mit Trainer, Pferd, Pferdepfleger, das macht total Spaß. Außerdem kommt man viel rum. Ich war jetzt schon in Holland, Frankreich, Ungarn und Südafrika.

Passte Adlon beim Flug nach Südafrika in den Frachtraum?

Nein, ich bekam wie alle Teilnehmer ein Pferd vor Ort gestellt. Da ist man zwar kein eingespieltes Team, aber alle sind ja in der selben Lage.

Sie erleben gerade eine Zeit des sportlichen Umbruchs. Demnächst werden Sie sich nicht mehr mit Junioren, sondern mit den Erwachsenen messen müssen.

Dass es jetzt schwieriger wird, hat sich im Frühjahr gezeigt: Da bin ich leider an der Quali zu den Weltreiterspielen der Erwachsenen in den USA gescheitert.

Aber nicht im Abitur, das haben Sie jetzt bestanden. Wird Adlon demnächst einsam und alleine seine Runden drehen?

Nein, wenn alles klappt, kann ich bei meinem Verein bleiben. Denn ich habe mich bei der Bundeswehr beworben. Wenn alles gut geht, komme ich in die Sportförderung und werde für's Voltigieren bezahlt.

Adlon ist mit 23 Jahren schon ein echter Senior. Gibt's dann Pferdesalami?

So ein Schmarrn. Er bekommt natürlich sein Gnadenbrot.

© SZ vom 11.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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